Der Verkauf an Verizon galt in monatelangen Verhandlungen als aussichtsreichste Lösung für Yahoo. Dem Konzern war es nicht gelungen, Beteiligungen an der chinesischen Handelsplattform Alibaba steuerfrei für die Aktionäre abzuspalten. Stattdessen soll nun das Kerngeschäft abgestoßen werden, berichten Medien in Berufung auf die dpa. Die beiden Beteiligungen mit einem aktuellen Werft von rund 40 Milliarden Dollar, heißt es weiter, sollen bei dem bisherigen Unternehmen bleiben.
Yahoo war vor mehr als 20 Jahren als Verzeichnis von Webseiten gegründet worden. Mit Online-Dienstleistungen wie Email fand der Konzern hunderte Millionen Nutzer, tat sich jedoch seit Jahren schwer, diese zu monetarisieren. Die Einnahmen kamen hauptsächlich aus Online-Werbung, dessen Geschäft aber zunehmend von Google und Facebook dominiert wird.
Nachdem mehrere Chefs erfolglos versucht hatten, den Konzern auf die richtige Bahn zu lenken, übernahm Marissa Mayer vor vier Jahren das Steuer. Sie baute das Medienangebot aus, investierte in den Ausbau der Yahoo-Suchmaschine und wollte junge Nutzer über den Kauf der Blog-Plattform Tumblr erreichen. Die Netto-Werbeerlöse fielen trotzdem, der Kauf von Tumblr zog Yahoo weiter runter – mittlerweile musste der Konzern zwei Drittel des Kaufpreises wieder abschreiben.
Nun geht Marissa Mayer – laut Medienberichten mit einer Abfindung von stattlichen 57 Millionen US-Dollar. Der Telekommunikationsriese Verizon will Yahoo unterdessen mit der Internetsparte AOL zusammenlegen. Offenbar verspricht sich der US-amerikanische Konzern von dem neuen Verbund Schlagkraft gegen die größten Konkurrenten im Online-Werbegeschäft, Google und Facebook. Ob diese Rechnung aufgeht, ist fraglich. Im Handelsblatt-„Morningbriefing“ schreibt Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs: „Marissa Mayer (hat) jahrelang zu schönstem Lächeln wunderbare Märchen von einer baldigen Gesundung verkauft, was ihr nun mit einem Abschiedspaket von etwa 57 Millionen Dollar versüßt wird. Warum der Doppel-Oldie Yahoo-AOL gegenGoogle und Facebook bestehen soll, wissen vielleicht irgendwelche Kartenlegerinnen.“