Social Media ist ungesund. Dabei geht es nicht nur um die vermeintlich viereckigen Augen, sondern insbesondere um mentale Gesundheit. Seit einigen Jahren attestieren Studienergebnisse den Plattformen einen gefährlichen Einfluss auf die mentale Gesundheit ihrer Nutzer*innen.
Dazu zählt auch Pinterest. Die Plattform verzeichnet aktuell mehr als 400 Millionen monatlich aktive Nutzer*innen weltweit. In Deutschland wiederum erreicht sie laut Nielsen (März 2022) 13,7 Millionen monatliche Nutzer*innen. Damit liegt sie zwar hinter den großen Playern des Meta-Konzerns (Facebook und Instagram) und dem chinesischen Konkurrenten Tiktok, Pinterest spielt jedoch in der obersten Liga mit.
Seit kurzem kooperiert die Plattform mit Headspace, einem Anbieter für Meditation und Achtsamkeit. Während manche Unternehmen für Mitarbeiter*innen ähnliche Programme bieten, schenken Social-Media-Plattformen dem Thema bisher nicht die verdiente Aufmerksamkeit. Pinterest will sich nun zum Vorreiter in der Branche machen. Jana Würfel ist Head of Content & Creator DACH und damit verantwortlich für den Umgang mit Creator*innen.
Frau Würfel, Pinterest bietet ein Mental-Health-Programm für Creator*innen an. Wie genau läuft dieses Programm ab?
Im Rahmen der Partnerschaft mit Headspace wollen wir unsere Creator*innen bei ihrer täglichen Arbeit und ihrem emotionalen Wohlbefinden unterstützen. Wir geben deshalb hunderttausenden Creator*innen weltweit die Möglichkeit, ein kostenloses sechsmonatiges Headspace-Abonnement zu nutzen. Das Ganze ist in 20 Ländern verfügbar, darunter Brasilien, Deutschland, den USA und Japan. Unsere Creator*innen haben in der App Zugang zu Übungen zur Stressbewältigung wie beispielsweise angeleitete Meditationen, Aktivitäten mit Bewegung wie achtsame Spaziergänge oder Anleitungen zum besseren Atmen und Tipps für einen besseren Schlaf.
Wieso spielt Mental Health für Pinterest Creator*innen eine große Rolle?
Burnout ist eines der häufigsten Symptome, das Creator*innen weltweit beschreiben, wenn sie über die Auswirkungen des wachsenden Drucks in ihrer Branche sprechen. Man hört immer häufiger vom sogenannten Creator-Burnout, das als ein Gefühl der Überlastung und Ohnmacht auf Seiten derer beschrieben wird, die täglich Zeit und Energie darin investieren, kreative und inspirierende Inhalte für ihre Community zu entwickeln. Ein weiteres Thema ist Mobbing durch negatives Feedback bis hin zu Hasskommentaren. Diese Negativität und der Stress hinterlassen seine Spuren und wir beobachten, dass dieser Trend innerhalb der Creator-Community insgesamt immer weiter zunimmt.
Inwiefern unterscheidet sich Pinterest von anderen Plattformen hinsichtlich Mental Health?
Auf Pinterest geht es darum, was die Menschen tatsächlich inspiriert – und nicht darum, was sie fesselt, süchtig macht oder ablenkt. Pinterest bietet seinen Nutzer*innen und Creator*innen ein positives, inspirierendes und inklusives Umfeld, in dem sie sich auf sich selbst und ihre Zukunftspläne konzentrieren können. Um das zu ermöglichen, trifft Pinterest branchenweit wegweisende politische und produktbezogene Entscheidungen, wie beispielsweise das Verbot von Werbung für Gewichtsabnahme. Außerdem ist Content auf Pinterest durch gezielte Suchmöglichkeiten deutlich langlebiger als auf anderen Plattformen, in denen es um die stetige Präsenz im Feed geht.
Viele sehen in Social Media einen Mental-Health-Killer und legen Pausen oder Detox-Phasen ein. Manche verschwinden sogar ganz von den Plattformen. Gibt es Zahlen, wie viele Personen sich aus diesem Grund von Pinterest zurückziehen?
Pinterest wird von Menschen eher als “Personal Media”, weniger als Social Media genutzt und verstanden. Und unsere Nutzer berichten uns in der Tat das genaue Gegenteil, nämlich, dass Pinterest eine der wenigen, wenn nicht die einzige Plattform ist, auf der sie ungestört ihren eigenen Interessen, Träumen und Projekten nachgehen können. Und das ohne von anderen Menschen bewertet zu werden oder sich mit anderen vergleichen zu müssen. Das Internet sollte das Leben von Menschen verbessern und nicht zu Stress und Negativität führen.
Inwiefern waren Burn-outs oder Erschöpfungszustände ein Problem auf Ihrer Plattform?
Wir erleben auf Pinterest eher das Gegenteil. Wenn wir mit unseren Creator*innen sprechen, hören wir immer wieder, dass sie ihre Community auf Pinterest für den positiven und respektvollen Umgang miteinander schätzen. Sie berichten uns auch, dass auf Pinterest eine gute Idee viel mehr zählt und dass sie es als erfüllend empfinden, wenn jemand die eigene Idee auch umsetzt und das Ergebnis dann mit der Community teilt. Creator*innen können so direkt sehen, welchen positiven Einfluss sie auf das Leben von jemandem haben. Aber ein positives Umfeld entsteht nicht einfach so, sondern es muss proaktiv geschaffen und auch erhalten werden. Darauf fokussieren wir uns.
Wenn Burn-outs und Erschöpfungszustände auf Pinterest kaum ein Problem sind, wozu braucht es dann das Programm?
Wir beobachten das Phänomen Creator-Burnout als ein branchenweites Problem und möchten den Ursachen, die dazu führen können, auf Pinterest von Anfang an vorbeugen. Das Headspace-Abo ist nur eine Maßnahme, die dazu beiträgt, Creator in ihrem Alltag zu unterstützen.
Inwiefern engagiert sich Pinterest über das Programm hinaus für die mentale Gesundheit der Creator*innen?
Es ist eine unserer grundsätzlichen Prioritäten, Pinterest so zu gestalten, dass es sich positiv auf das Wohlbefinden unserer Pinner und Creator auswirkt. Weitere Beispiele dafür, wie wir das tun, sind der Produktbereich Compassionate Search, das Verbot von Anzeigen zum Thema Gewichtsverlust, oder unser Creator-Codex. Der Codex verpflichtet zu einem freundlichen, respektvollen Umgang miteinander und unterstützt Creator bei der Erstellung inklusiver, fakten-sicherer und inspirierender Inhalte.
Das Interview wurde schriftlich geführt.