Alle Jahre wieder … verkünden und diskutieren wir im Januar voller Überzeugung die Trends des frisch begonnenen Jahres. Oft sind es die Trends des Vorjahres, die sich ein weiteres Jahr behaupten: KI, Taylor Swift, Retail Media und so weiter. Andere Trends kommen, um auch gleich wieder zu gehen. Ein Trend, der uns definitiv erhalten bleiben wird, und das nicht bloß, weil er die Ausdauer im Namen trägt, ist das Thema Nachhaltigkeit. Diese ist jetzt Pflicht und das per Gesetz.
Denn Unternehmen müssen künftig echtes Engagement zeigen, das tatsächlich weit über Mülltrennung und Öko-Strom hinausgeht. Mit der Einführung dieser Pflichten zum 1. Januar 2024, detailliert in den ESRS (European Sustainability Reporting Standards) festgelegt, endete die Zeit der unverbindlichen Absichtserklärungen.
Nachhaltigkeitsbericht wird für Firmen verbindlich
Neben allgemeinen Anforderungen müssen jetzt Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) erfüllt werden. Über ihre Anstrengungen müssen die Firmen öffentlich Rechenschaft ablegen, in einem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht.
Klingt nach einer guten und endlich klar definierten Entscheidung – oder? Leider ist es das nicht ganz. Denn es hat auch eine Phase der Verunsicherung im Verhältnis zwischen Kunden und Kommunikationsagenturen begonnen. Während die Aktions- und Berichtspflicht für die Big Player (ab 500 Mitarbeitende oder ein Jahresumsatz von 500 Millionen Euro) bereits gilt, haben mittlere und kleinere Firmen, darunter eben auch viele Agenturen, noch ein wenig Zeit, maximal bis 2028. So die Theorie.
Kleinen und mittleren Unternehmen läuft die Zeit davon
In der Praxis läuft ihnen die aber rasant weg, von Schonfrist ist wenig zu spüren. Denn in Ausschreibungen wird den Agenturen von potenziellen Kunden schon heute viel Druck gemacht. Immer häufiger werden bereits jetzt umfangreiche ESG-Reportings und -Zertifikate als Teilnahmebedingung verlangt – wer die nicht vorweisen kann, ist nicht dabei.
So leben mögliche Partner vorläufig in unterschiedlichen (Rechts-)Welten, die erfolgversprechende Kooperationen verzögern, komplizieren oder gar verhindern können. Damit keine weiteren Unsicherheiten entstehen, sollten wir alle zusammen an stabilen Lösungen für diese Übergangszeit arbeiten. Dabei helfen können nur offene Gespräche, ehrliche Zusammenarbeit, Kompromisse zwischen Partnern, Transparenz und Vertrauen. Man nennt es schlicht Fairness. Könnte ein Trend werden.