Der Wald ist nicht nur ein Ort zum Durchatmen – im doppelten Sinne. Er ist auch Symbol für den Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum. Das zeigt sich in der aktuellen Diskussion rund um die EU-Entwaldungsverordnung. Der Schutz der Wälder, ursprünglich als zentraler Bestandteil des „Green Deal“ gedacht, muss nämlich warten. Wirtschaftliche Interessen und politische Kompromisse haben Vorrang erhalten, was den eigentlichen Zielen der EU, Nachhaltigkeit und Klimaschutz voranzutreiben, entgegenläuft.
Die Verordnung zielt darauf ab, den Import von Produkten zu verhindern, die zur Abholzung beitragen. Dies umfasst Waren wie Soja, Palmöl, Rinderprodukte und Kakao, deren Produktion häufig mit illegaler Abholzung in Verbindung steht.
Während auf der einen Seite also die Reduzierung von Abholzung und die Förderung nachhaltiger Lieferketten die erklärten Ziele der EU sind, stockt auf der anderen Seite die konkrete Umsetzung solcher Maßnahmen. Wälder – die Lunge unseres Planeten – geraten damit in eine paradoxe Lage. Einerseits sind sie unverzichtbar für das ökologische Gleichgewicht und den Klimaschutz, andererseits werden sie wirtschaftlichen Interessen geopfert, weil die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen, Rohstoffen und Produktionskapazitäten ungebrochen bleibt.
Dies zeigt die enorme Herausforderung, die zwischen ökologischen und ökonomischen Zielen besteht, insbesondere wenn kurzfristiges Wirtschaftswachstum gegen langfristige Umweltverpflichtungen abgewogen werden muss. Der Wald wird so zum Schauplatz dieser grundsätzlichen Spannungen. Einmal mehr wird deutlich: Die „grüne Transformation“ erfordert mehr als Pläne – es braucht konkrete, hartnäckige Schritte, um diesen Balanceakt wirklich erfolgreich zu meistern.
Übrigens: Bayern, das Bundesland mit dem größten Anteil an Privatwäldern, begrüßt den Stopp der EU-Entwaldungsverordnung.
Pumas Storytelling rund ums Leder
Sportartikelriese Puma hatte indes eine glänzende Idee: Leder und veganes Leder gemeinsam mit einer Influencerin unter die Lupe zu nehmen. In einer siebenteiligen Serie will Puma gemeinsam mit der indischen Schauspielerin Aishwarya Sharma die Gen Z auf eine Reise mitnehmen, eine „der größten Materialdebatten in der Modebranche zu diskutieren“, wie es auf Pumas Website heißt. Dafür hat Sharma auch mit der Tierschutzorganisation Peta gesprochen.
Leder steht am Ende einer langen Kette, die alles andere als umweltfreundlich ist. Vom Rind auf der Weide über gerodeten Regenwald bis hin zu unserem Schuhschrank. Und die vegane Variante? Eine Alternative, ja, aber oft nicht viel mehr als ein Kunststoffprodukt im ökologischen Gewand. Doch Puma setzt auf Transparenz. So gibt das Unternehmen an, dass Leder heute nur noch etwa 4 Prozent der Schuhmaterialien ausmache. Dass veganes Leder jedoch besser für die Umwelt ist, lässt sich nicht pauschal bejahen.
Und so schauen wir einer Influencerin auf ihrer Reise zu und wir haben das Gefühl: Hier wird etwas Gutes getan. Aber hat sich wirklich etwas verändert oder sehen wir doch nur das klassische Geschäftsmodell im neuen Look? Wer nachhaltig einkauft, will mehr als nur ein gutes Gewissen im Karton – es geht um echte Veränderungen im Regal. Während Puma uns eine Zukunft für Leder verspricht, bleibt die entscheidende Frage, ob das nun wirklich einen Unterschied macht oder ob uns das gute Gefühl verkauft wird? Wenn doch die Wirklichkeit genauso glänzend wäre wie Pumas Versprechen.
Hipp, urban … nachhaltig?
Es bleibt modisch: Die große Frage, wer eigentlich die nachhaltig orientierten Modekäufer*innen sind, lässt sich nicht ganz so einfach beantworten – aber YouGov hat es versucht. Und siehe da: Es sind Menschen, die in der Stadt wohnen, gut verdienen und, Überraschung, eher jünger sind. 50 Prozent dieser umweltbewussten Konsument*innen leben in urbanen Gegenden.
Außerdem zeigt sich, dass der Anteil derjenigen, die mehr als 2500 Euro netto im Monat verdienen, leicht höher ist als im Durchschnitt der Bevölkerung. Nachhaltigkeit gibt es also auch weiterhin nicht zum Schnäppchenpreis.
Interessant ist auch die geografische Verteilung: Berlin, die hippe Metropole, ist mal wieder Vorreiter. 14 Prozent der nachhaltig orientierten Modekund*innen kommen von hier. Aber man sollte nicht vergessen, dass die Realität komplexer ist, als sie in solchen Befragungen manchmal erscheint.
Wenn 62 Prozent der befragten nachhaltigen Käufer*innen auf faire Produktionsbedingungen achten, dann bedeutet das eben auch, dass fast 40 Prozent es nicht tun. Also 40 Prozent derjenigen, die sich als nachhaltig orientierte Konsument*innen bezeichnen, legen keinen besonderen Wert auf faire Produktionsbedingungen. Das zeigt, dass „Nachhaltigkeit“ nicht für alle das gleiche bedeutet – für manche ist es vielleicht eher eine Frage des Materials, für andere ein ökologisches Bewusstsein oder die Vermeidung von Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft.
In eigener Sache…
Wenn es eine Kunstform ist, sich selbst anzukündigen, dann möchte ich hier versuchen, genau das zu tun: Denn ich darf das Panel „Innovate or Die: The Role of Greentech in Driving Global Change“ auf dem diesjährigen Start-up Festival Slush’D in Heilbronn moderieren. Der Titel macht keine Kompromisse – genau wie meine Gäste Dimitri Carbonelle, Autor und CEO von Livosphere, Susanne Fromm von Vanagon Ventures, Bernd Klosterkemper von Ananda Impact und Peter Schmetz von Vorwerk Ventures.
Am 24. Oktober um 16.15 Uhr treffen wir uns auf Stage One, natürlich in einer entspannten Atmosphäre, die gut zur ernsten Mission passt: Wie schaffen wir es, Greentech vom Buzzword zur echten Bewegung zu machen. Ich freue mich, dabei sein zu dürfen – und noch mehr freue ich mich auf das Publikum, das mit uns die eine oder andere schwierige Frage aufwirft.
Mehr Infos zum Event und zur Anmeldung gibt’s hier. Und wenn Sie am 24. Oktober vorbeikommen – ich verspreche, es wird interessant!