Frau Steinert, Frau Soukup, 2016 legte Cosnova eine Corporate-Responsibility-Strategie fest. Welche Ziele stehen dahinter?
SILVIA STEINERT: Die Strategie fußt auf vier Säulen: Unbedenklichkeit unserer Produkte, Zero Waste, faire Arbeitsbedingungen bei Geschäftspartnern und soziale Initiativen. Von diesen vier Säulen leiten sich auch unsere Ziele ab.
Haben Sie ein Beispiel?
DANIELA SOUKUP: Schon bis zum Jahr 2025 wollen wir das Sortiment unserer Marken Catrice und Essence vollständig auf Produkte umgestellt haben, die weder Mikroplastikpartikel noch flüchtige Silikone enthalten. Außerdem streben wir für denselben Zeitraum an, weniger Verpackungsmüll zu produzieren und mindestens die Hälfte der von uns verwendeten Verpackungen recyclingfähig zu gestalten und aus recyceltem Material herzustellen.
Geht das nicht auch schneller?
SOUKUP: Natürlich ist es auch in unserem Interesse, die Ziele, die wir uns gesetzt haben, in möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Stellenweise fehlen die technischen Voraussetzungen und es gibt keine einheitlichen Standards zum Umgang mit Rezyklat. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht immer genug recyceltes Material vorhanden ist, das sich für die Herstellung von Verpackungen für dekorative Kosmetik eignet.
Welche Herausforderungen gibt es noch?
STEINERT: Wir haben uns vorgenommen, den Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu gehen, ohne dass die Leistung und Ästhetik unserer Produkte darunter leidet. Das ist nicht immer einfach, aber zugleich auch nicht verhandelbar. Hier ist Durchhaltevermögen gefragt – es gelingt nicht immer alles auf Anhieb.
Wo stehen Sie aktuell?
SOUKUP: Einen ersten großen Erfolg konnten wir 2020 beim Packaging verzeichnen: Seitdem werden die Verpackungen der vier beliebtesten Varianten unserer Catrice „Glam & Doll“-Mascara zu 80 Prozent aus Post-Consumer-Rezyklat hergestellt. Dank der neuen Verpackung sparen wir pro Jahr 39 Tonnen Neu-Plastik ein, reduzieren den CO2-Austoß um 70 Prozent und verbrauchen 35 Prozent weniger Wasser. Im Frühjahr 2021 folgen die übrigen Varianten der Mascara, sowie weitere Produkte von Catrice und Essence.
STEINERT: Auch in anderen Bereichen geht es voran. Mehr als 80 Prozent unserer Produkte sind schon jetzt frei von Mikroplastikpartikeln. Seit 2020 gibt es keine Produktentwicklungen mehr, die Mikroplastikpartikel enthalten. Bereits bestehende Produkte werden aktuell hinsichtlich unserer Nachhaltigkeitsstandards überarbeitet. Im Bereich „Clean Beauty“ haben wir außerdem einen eigenen, strengen Standard etabliert, der die Verwendung von Polyethylenglykol, Parabenen, flüchtigen Silikonen, Mikroplastikpartikeln und bestimmten Farbstoffen ausschließt. Auch tierische Bestandteile versuchen wir weitestgehend zu vermeiden – die Sortimente unserer Marken sind bereits zu jeweils mehr als 80 Prozent vegan.
Einige Ihrer Produkte enthalten Palmöl. Arbeiten Sie auch hier an Alternativen?
STEINERT: Das Palmöl, das wir in weniger als 20 Prozent unserer Produkte verwenden, kompensieren wir vollständig. Es auszutauschen, ist auch gemäß der Natur- und Umweltorganisation WWF nicht sinnvoll, da mit Palmöl auf vergleichsweise geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen gedeckt werden kann. Hier kommt es eher darauf an, wie und unter welchen Bedingungen es angebaut wird. Daher sind wir seit Jahren Mitglied des sogenannten „Roundtable on Sustainable Palm Oil“.
Cosnova produziert nicht selbst. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards auch von Ihren Partnern eingehalten werden?
STEINERT: Wir arbeiten mit einem Code of Conduct, den alle Parteien – also auch unsere Partner – unterzeichnen müssen und der verpflichtend gilt. Zusätzlich setzen wir auf Sozialaudits, besuchen unsere Partner vor Ort und führen regelmäßig Gespräche zu gemeinsamen Zielen. Dort, wo Verstöße erkannt werden, gehen wir in die Diskussion mit unseren Lieferanten und erarbeiten gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung.
Wie vermitteln Sie das Thema Nachhaltigkeit im Marketing?
STEINERT: Unsere Kunden erwarten beim Thema Nachhaltigkeit Transparenz von uns. In der Kommunikation, beispielsweise über die Social-Media-Kanäle und Websites unserer Marken, legen wir daher großen Wert darauf, über Initiativen und Standards zu informieren und so die Veränderung, die bei uns stattfindet, sichtbar zu machen. Die Konsumenten wollen heute ganz genau wissen, was in Produkten und ihren Verpackungen steckt, und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden.
Wo haben Sie noch Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit?
STEINERT: Nachholbedarf würde ich das nicht nennen – aber es gibt noch einige Dinge, die wir verstärkt angehen möchten. Das betrifft zum Beispiel die Aufklärung von Konsumenten zum Thema Verpackung, sprich: Wie werden Verpackungen so entsorgt, dass die wertvollen Materialien im Kreislauf erhalten bleiben. Auch Lieferketten- und Rohstoff-Transparenz sowie Klimaschutz sind wichtige Themen für uns, denen wir uns künftig noch intensiver widmen werden.
Vita: Daniela Soukup
Daniela Soukup ist seit 2006 in der Kosmetikbranche tätig. Den Anfang machte sie beim Unternehmen Kao und wechselte später zu Coty, ehe sie 2011 bei Cosnova ins Produktmanagement von Catrice einstieg. Seit 2017 ist sie in der Corporate-Responsibility-Abteilung von Cosnova tätig und widmet sich dort dem strategischen Feld „Zero Waste“.
Vita: Silvia Steinert
Silvia Steinert arbeitet seit 16 Jahren bei Cosnova. Sie verantwortete zunächst unter anderem das Produkt-Marketing der Marke Essence. 2015 übernahm sie die Leitung der damals neu geschaffenen Corporate-Responsibility-Abteilung und entwickelte 2016 die erste CSR-Strategie des Unternehmens.