Von Christoph Dernbach und Till Simon Nagel, dpa
Die niederländische Initiative Fairphone hat die dritte Generation ihres Smartphones auf den Markt gebracht. „Das Fairphone 3 beweist, dass Fairness und ein schonender Umgang mit Ressourcen mit Komfort und technischen Möglichkeiten vereinbar sind“, sagte Firmenchefin Eva Gouwens am Dienstag in Berlin. Im Vergleich zur zweiten Fairphone-Generation vor vier Jahren wurde der Preis von 525 Euro auf 450 Euro gesenkt.
Fairphone hat sich vorgenommen, möglichst viele Bauteile seiner Smartphones nachhaltig und unter menschenwürdigen Bedingungen produzieren zu lassen. Das betrifft zum einen die Fertigung des Smartphones. Weiterhin versucht das Unternehmen, die Rohstoffe für das Smartphone aus „fairen“ Quellen zu beschaffen. Durch einen modularen Aufbau sollen Reparaturen vereinfacht werden. Viele Hardware-Teile wie der Bildschirm, die Kameras und der Akku können nachgekauft und ersetzt werden. So wird ein Ersatzakku für knapp 30 Euro angeboten.
„Wir versuchen, ein Smartphone zu bauen, dass so lange wie möglich genutzt werden kann. Außerdem muss es gut reparierbar sein.“
Firmenchefin Eva Gouwens
Gouwens sagte, Fairphone wolle sich nicht damit zufriedengeben, dass Rohstoffe für Elektronikgeräte aus Minen mit mittelalterlichen Arbeitsbedingungen stammen. Es sei auch nicht hinzunehmen, dass ausrangierte Geräte auf Müllhalden in Afrika landeten. Bislang würden nur 20 Prozent der alten Smartphones sachgerecht entsorgt. „Wir versuchen, ein Smartphone zu bauen, dass so lange wie möglich genutzt werden kann. Außerdem muss es gut reparierbar sein.“
Betriebssystem ist Googles Android 9
In dem Fairphone 3 stecken ein Mittelklasse-Chip mit acht Kernen, der 632-Snapdragon-Prozessor von Qualcomm, eine 12-Megapixel-Kamera mit 4K-Video auf der Rückseite und eine 8-Megapixel-Selfiekamera auf der Frontseite. Der eingebaute Speicher von 64 Gigabyte kann mit einer microSD-Karte auf maximal 400 Gigabyte erweitert werden. Das Gerät wird mit dem Google-Betriebssystem Android 9 (Pie) ausgeliefert. Fairphone verspricht, die Software fünf Jahre lang mit Updates zu versorgen.
Zu den verwendeten Materialien für das Fairphone 3 gehören nach Angaben des Unternehmens verantwortungsvoll und konfliktfrei gehandeltes Zinn und Wolfram, recyceltes Kupfer und Kunststoff sowie Fairtrade-Gold. „Fairphone war der erste Elektronikhersteller weltweit, der Fairtrade-Gold in seine Lieferkette integrierte und arbeitet außerdem an einer Initiative für bessere Beschaffungsquellen von Kobalt, dem Schlüsselmineral der Energiewende“, betonte Firmengründer Bas van Abel.
175.000 Geräte von zwei Generationen verkauft
Fairphone ist im weltweiten Smartphone-Markt bislang nur ein Nischen-Player. Von den ersten beiden Generationen seit 2013 wurden 175.000 Geräte abgesetzt, davon 115.000 Fairphone 2. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 wurden weltweit rund 1,7 Milliarden Smartphones verkauft. Alleine der Absatz des iPhones liegt über 200 Millionen Stück im Jahr. „Für Fairphone ist es wichtig, zu wachsen“, sagte Fairphone-CEO Gouwens. So könne man beim Beschaffen der Komponenten größeren Einfluss ausüben.
Wirklich gut reparierbare Geräte sind in der Smartphone-Branche bislang eine seltene Ausnahme. Eine Verschwörung der Hersteller stecke aber nicht dahinter, sagte Analystin Carolina Milanesi vom US-Marktforscher Creative Strategies. Dass Telefone so schwer reparierbar sind, liege eher am Design. Miniaturisierung und vor allem Staub- und Wasserdichtigkeit ließen sich anders nur schwer erreichen.
Verbrauchern sind Design und Leistung wichtig
Ein modulares Design, bei dem man defekte Bauteile leichter austauschen könnte, bieten bislang nur wenige Hersteller wie Fairphone oder Shiftphones. Der leichte Teiletausch bedingt allerdings eine Konstruktion, die sich sehr schlecht anpassen lasse – sowohl bei Bauteilen als auch bei der Materialwahl, so Milanesi.
Neben einer kostengünstigen und leicht anpassbaren Konstruktion sind auch die Käufer mit ein Grund dafür, dass Telefone so schlecht reparierbar sind. Denn der Wunsch nach nachhaltigerer Technik ende beim Verbraucher meist an der Stelle, an der Design oder Leistung eines Gerätes betroffen sein.
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