Mehr als 26.000 Verbraucher hatten vom 4. bis 22. Januar ihre Stimme bei der Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg (Vzhh) abgegeben. Die „bebe Zartcreme“ von Johnson & Johnson ging dabei mit 32,6 Prozent als klarer „Gewinner“ hervor.
Bebe: Bis zu 84 Prozent Preissteigerung
Der Hersteller hat die Füllmenge gleich bei drei Packungsgrößen reduziert: Von 250 auf 150 Milliliter, von 75 auf 50 und von 35 auf 30 Milliliter – ohne jedoch die Packungsgrößen anzupassen. Der geschrumpfte Inhalt fiel also kaum auf. Einige Händler erhöhten dafür die Preise, was teilweise zu Preissteigerungen um bis zu 84 Prozent führte. Darüber hinaus wurde der Rezeptur ohne Hinweis der Konservierungsstoff Phenoxethanol hinzugefügt.
Versteckte Preiserhöhungen bei Tassimo, Heinz Ketchup, Colgate und Herta Schinken
Den zweiten Platz konnte sich das Produkt „Tassimo Latte macchiato classico“ sichern, ein Zwei-Komponenten-System zur Kaffeezubereitung. Der Hersteller Jacobs Douwe Egberts habe bei der sogenannten Milchkomposition nicht nur die Füllmenge reduziert, sondern gleichzeitig Qualitätsdumping betrieben, heißt es seitens der Vzhh. Statt echter Milch verwende der Konzern jetzt „Magermilch“, schreibt die Verbraucherzentrale Hamburg. Diese besteht nur noch aus einzelnen Milchbestandteilen, die mit dem Verdickungsmittel Gummi arabicum (E 414) zusammengehalten werden.
Mit aufs Siegertreppchen schaffte es außerdem „Heinz Curry Ketchup“ in der Kopfstehflasche. Ihr Inhalt schrumpfte bei leicht erhöhtem Preis von 500 auf 400 Milliliter. Die versteckte Preiserhöhung betrug bis zu 28 Prozent.
Vzhh fordert Transparenzplattform
Abgeschlagen auf Platz vier und fünf kamen die „Zahnpasta Dentagard“ von Colgate Palmolive und der „Herta Finesse Schinken“ von Nestlé. In der Zahnpasta Tube seien statt 100 nur noch 75 Milliliter. Das mache bei gleichem Verkaufspreis eine Preiserhöhung von 33 Prozent. Optisch ist die Veränderung kaum erkennbar: Das Design bleibt gleich, nur die Füllmenge steht jetzt gut versteckt auf der Rückseite. Auch beim „Herta Finesse Schinken“ wurde getrickst: Der Verkaufspreis wurde gesenkt, die Füllmengenreduzierung war aber deutlich größer, so dass unterm Strich eine Preiserhöhung von bis zu 30 Prozent übrigblieb.
Die Verbraucherzentrale Hamburg erhält jedes Jahr mehr als tausend Beschwerden zu Mogelpackungen. Viele davon werden seit zehn Jahren in einer Mogelpackungsliste dokumentiert. Sie umfasst aktuell 114 Seiten mit geschätzt 1000 Produkten. Und das Interesse der Verbraucher nimmt zu: Sechsmal mehr Menschen als im vergangenen Jahr haben laut Vzhh im Januar an der Abstimmung zur Mogelpackung teilgenommen. Auf ihrer Website schreibt die Initiative: „Hersteller und Handel sollten endlich aufhören, Verbraucher mit versteckten Preiserhöhungen hinters Licht zu führen.“ Um Transparenz zu schaffen, fordert die Vzhh eine öffentliche Plattform, auf der Hersteller vorab kleinere Füllmengen melden müssen.