Herr Karasavvoglou, wo sehen Sie 2018 die wichtigsten Entwicklungen in Sachen Online- und Mobile-Payment?
PANAGIOTIS KARASAVVOGLOU: Zum einen geht die Integration von In-App-Payments dieses Jahr mit großen Schritten voran. MyTaxi hat beispielsweise besonders erfolgreich vorgemacht, wie man den Bezahlvorgang sauber in eine App integriert: Der Kunde bestellt und bezahlt sein Taxi direkt über ein und dieselbe App. Er muss sich also nicht nochmal extra irgendwo registrieren. Die Quittung erhält er bequem per E-Mail. Das spart viel Zeit und Papierkram – solche Lösungen bringen echten Mehrwert für den Endkunden. Zum anderen bringt 2018 wohl den Durchbruch für die „Girocard kontaktlos“. Immer mehr Bankkunden können im Einzelhandel kontaktlos damit bezahlen. Dies ist die Vorstufe zur „Girocard mobile“, die im nächsten Schritt eine Zahlung per Handy ermöglichen wird. Zu diesem Zweck wird die Girocard in digitaler Form ins Smartphone integriert – der Kunde hält sein Handy zum Zahlen dann nur noch vor das Terminal.
Wie wichtig ist es für den deutschsprachigen Raum, die Konkurrenz aus Amerika, aber vor allem aus China, im Auge zu behalten?
Die Augen vor den weltweiten Entwicklungen verschließen sollten wir sicher nicht. Allerdings werden die Zahlungsmittel aus Asien – darunter eben auch Alipay und WeChat – für den mitteleuropäischen Massenmarkt überbewertet. Zweifellos sind das wichtige Instrumente vor Ort in Fernost. Und asiatische Kunden, die nach Europa reisen, wollen auch hier ihre gewohnten Zahlungsmittel einsetzen. Je nach Branche und Zielgruppe mag das somit durchaus ein Thema sein. Ich kann mir schwer vorstellen, dass solche Bezahlsysteme aber für europäische Kunden hierzulande ausgerollt werden. Denn was dabei im Hintergrund mit personenbezogenen Daten passiert, ist mit den europäischen Datenschutzanforderungen schlicht und einfach nicht in Einklang zu bringen.
Die Zahlungsmittel aus Asien werden für den mitteleuropäischen Massenmarkt überbewertet
Auch Apple Pay verzeichnet bei seiner Einführung auf dem europäischen Markt nicht die erwartete ungetrübte Erfolgsgeschichte. Bis heute ist der Bezahldienst in Deutschland noch nicht live. Warum? Weil die Einführung eines Bezahltsystems angesichts der vielen beteiligten Stakeholder eben nicht so trivial ist.
Welche Zahlungsmethoden sind zurzeit Standard und welche sollten Einzelhandel und Onlineshop in Zukunft schnellstmöglich einführen?
Sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce sind die magischen fünf Standard: der Kauf auf Rechnung, die Bezahlung per Kreditkarte, Debitkarte und Paypal sowie das Lastschriftverfahren beziehungsweise die Sofortüberweisung. Mehr und mehr im Kommen ist außerdem Amazon Express. Anstatt zusätzliche Zahlungsmethoden einzuführen, sollten Unternehmen prüfen, ob sie die bestehenden Zahlungsmittel bereits optimal einsetzen. Gerade im Online-Bereich besteht hier noch viel Optimierungspotenzial. Was lässt sich am Registrierungsprozess verbessern? Wie kann ich den Bezahlvorgang für meinen Kunden vereinfachen oder komfortabler gestalten? Auf den ersten Blick banale Veränderungen erzielen dabei oft eine immense Wirkung – beispielweise, wenn der Kunde seine Daten für die Zahlung nicht noch einmal eingeben muss.
Wo sehen Sie die Vorteile von Mobile Payment und welche Vorteile hat die kontaktlose Bezahlung per Kreditkarte?
Das Smartphone hat heute praktisch jeder überall griffbereit. Da liegt es nahe, es auch zum Bezahlen zu nutzen. Positive Erfahrungen, die Kunden aktuell beim kontaktlosen Bezahlen sammeln, werden dem echten Mobile Payment die Tür öffnen und zum Durchbruch verhelfen. Diesen Prozess können Kassenkräfte aktiv unterstützen, indem sie die Kunden auf die schnelle und komfortable Option einer kontaktlosen Zahlung hinweisen. Die Zeit ist reif für sinnvolle, einfache und kundenorientierte Mobillösungen. Idealerweise sollten sich diese an einem Standard orientieren, denn eine Fragmentierung wäre ein schwerer Bremsklotz für die Akzeptanz – und damit den ganzen Markt.
Die Zeit ist reif für sinnvolle, einfache und kundenorientierte Mobillösungen.
Bestehen Sicherheitslücken beim Mobile Payment und wie sieht es in Sachen Datenschutz aus?
Europäische Systeme kommen um professionellen Umgang mit Datenschutz nicht herum und halten samt und sonders die Bestimmungen ein. Darauf ist Verlass. Auf europäischer Ebene wird ja sogar gegen Facebook vorgegangen. Die etablierte Zahlungsindustrie selbst ist es, die die Entwicklungen in Sachen Sicherheit vorantreibt. Von daher können wir davon ausgehen, dass bei der Umsetzung größtmögliche Sicherheit an den Tag gelegt wird. Ob alle Fintechs so gewissenhaft vorgehen, bleibt abzuwarten – hinsichtlich der Wettbewerbssituation ist dies aber durchaus anzunehmen.
Wie kann man Bezahlmethoden erfolgreich integrieren – haben Sie da drei Tipps für den Einzelhandel?
Natürlich. Erstens: Setzen Sie nicht auf Quantität, sondern auf Qualität. Spielen sie Kunde und testen Sie einmal selbst, wie gut ihre bestehenden Zahlungsmittel tatsächlich in den Kaufvorgang integriert sind. Die Erfahrung, die Sie machen werden, ist der beste Indikator dafür, wo Sie noch nachbessern sollten. Zweitens: Arbeiten Sie mit einem professionellen Dienstleister zusammen, der ein breites Erfahrungsspektrum aus verschiedenen Märkten und Branchen hat und Sie fundiert beraten kann. Und zu guter Letzt: Vertrauen Sie dem gesunden Menschenverstand! Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Welche Gewohnheiten und Wünsche hat Ihre Zielgruppe? Darauf sollten Sie Ihren individuellen Mix an Bezahlmöglichkeiten abstimmen.
Panagiotis Karasavvoglou ist seit 2012 Country Head Germany bei SIX Payment Services. Er begann seine Karriere bei SIX als Head of International Sales von SIX Pay/ SIX Multipay. Davor war er unter anderem bei Elavon Financial Services als Director Sales für Deutschland und Österreich tätig.