Von Gastautor Uli Wolter, geschäftsführender Gesellschafter von B+D Interactive
Zunächst schien es, als würde sich Livestreaming nur schleppend entwickeln. Aktuell zählt es aber zu den begehrtesten Features in der Digitalbranche. Influencer nutzen die Livestream-Funktion, um ihrer Community Einblicke in ihr Leben und einen Blick hinter die Kulissen zu geben. Längst ist die Live-Übertragung von Festivals, Podiums-Diskussionen & Co nicht mehr weg zu denken.
Mit eigenem Content begeistern
Markenverantwortliche können über gut produzierte Livestreams ihre Marke nahbar und damit für den User ein Stück weit erlebbar machen. Authentische und markenrelevante Inhalte sind dienlich, den Konsumenten an sich zu binden und in einen Dialog mit ihm zu treten – eine einmalige Chance. Die Aufgabe von Marketern besteht also darin, mit dem eigenen Content zu begeistern und damit tief ins Bewusstsein des Betrachters einzudringen. Also genau das, was herkömmliche Werbung nur noch selten schafft. Doch wie nutzt man diese Chance bestmöglich, ohne die eigene Professionalität aufs Spiel zu setzen und die Markenhoheit aus der Hand zu geben?
Fünf Tipps für die Übertragung von Livestreaming
Wer denkt, die Produktion und Übertragung eines Livestreams sei mit dem Drücken auf den Record-Button beim Smartphone getan, irrt sich gewaltig.
1. Zunächst allererst gilt es, ein kreatives inhaltliches Konzept zu erstellen, das die Möglichkeiten und Risiken von Livestreaming berücksichtigt und vollständig auf den Betrachter ausgerichtet ist. Das Format der Wahl, beispielsweise eine Talkrunde oder ein Eventbericht, muss entsprechend der Bedürfnisse der User sowie der zu übermittelnden Markenbotschaft gewählt werden.
2. Das aktive Einbinden der Zuschauer ist für einen Livestream elementar. Dementsprechend wichtig ist es, ein Community-Management zu implementieren, das sich aufkommenden User-Fragen stellt.
3. Ohne Technik ist alles nichts: Funktionierende Übertragungsmöglichkeiten klingen als Anforderung eines Livestreams zunächst banal, sind aber nicht immer selbstverständlich. Individuelle Satelliten-Leitungen beispielsweise helfen, Ton- oder Bild-Probleme zu verhindern. Gleich für welche Variante sich Marketer entscheiden – ein Test vorab ist unerlässlich.
4. ‚In der Kürze liegt die Würze’ gilt keinesfalls für Live-Übertragungen. Denn ein performanter Livestream benötigt mindestens eine Dauer von 30 Minuten. Zum einen greift der Media-Auftrag zeitlich leicht versetzt, so dass es einige Minuten dauert, bis der Livestream aktiv beworben wird. Zum anderen nehmen beispielsweise Talk-Runden erst nach einigen Sendeminuten Fahrt auf. Erst ab einer halben Stunde Broadcast kann der maximale Output für die Marke und letztlich auch für den User generiert werden. Dieser zeitliche Faktor sollte berücksichtigt werden, um die Potenziale des Formates voll auszuschöpfen.
5. Eine erfahrene Moderation ist für eine Live-Übertragung unabdingbar: Denn falls es eine schwierige Situation geben sollte, ist für Marken unentbehrlich, dass der Moderator diese souverän meistern kann. Dies verschafft in der Live-Situation die nötige Sicherheit.
Alles auf einmal konsumieren
So populär das Feature Livestreaming derzeit ist, so sehr braucht es ein Konzept mit Mehrwert und ausreichend fachliches Knowledge in Sachen Umsetzung. Eine Smartphone-Kamera bei einem Event hoch zu halten und zu recorden, reicht nicht aus, um die Zuschauer im Netz zu begeistern. Millennials möchten am liebsten an drei Orten gleichzeitig und dabei in das Geschehen involviert sein.
Die Interaktionsmöglichkeiten des Live-Formates gilt es zu nutzen, um die Bedürfnisse der jungen Generation zu bedienen und sie so langfristig an die eigene Marke zu binden.
Zum Autor: Uli Wolter, geschäftsführender Gesellschafter von B+D Interactive, zeichnet seit dem Jahr 2000 für die Digitalagentur der B+D Agenturgruppe verantwortlich. Mit seinem 40-köpfigen Team entwickelt und realisiert er digitale Kommunikations- und E-Business Lösungen für Unternehmen wie Vorwerk, Ströer, Congstar und L’Oréal.