Mit innovativer Kosmetik will L’Oréal neue Kunden gewinnen

Ihren Wachstumskurs will die L’Oréal Deutschland GmbH mit Innovationen in allen Produktkategorien und mit neuen Kunden insbesondere in den Zielgruppen der „Silver Ager“ im Alter 50 plus sowie unter Männern fortsetzen. „Deutschland ist ein reifer Kosmetikmarkt. Trotzdem gibt es noch viel Potenzial, um neue Käufer für unsere Marken zu gewinnen“, sagte Jérộme Bruhat als hierzulande Geschäftsführer des weltgrößten Kosmetikkonzerns heute bei der Vorstellung der Jahresergebnisse 2011. Der Hautpflegemarkt allein für Männer habe in den vergangenen fünf Jahren mengenmäßig um 54 Prozent zugelegt. Den Kosmetikmarkt für männliche Kunden in Deutschland beziffert er wertmäßig auf 1,5 Milliarden Euro und ein jährliches Wachstum von neun Prozent. Auch durch die Schlecker-Pleite wollen sich die Franzosen im bundesdeutschen Markt nicht von ihren ambitionierten Zielen abbringen lassen.

Von Thorsten Garber

„Für keinen Experten ist die Schlecker-Performance eine Überraschung. Wir bedauern die Entwicklung bei unserem großen Partner, liefern aber nach wie vor an Schlecker“, betont Bruhat. Dort, wo Schlecker aufgebe, würden Konsumenten aber zu anderen Anbietern wechseln. Die Auswirkungen erachtete er daher als gering. Zu positiv entwickele sich dafür offensichtlich der Kosmetikmarkt, der nach seinen Worten seit 20 Jahren wächst – „und dieser Trend wird sich fortsetzen“. Deutschland bleibe einer der größten Märkte, der nach Umsatz auf dem vierten Platz nach den USA, Frankreich und China einen stattlichen Anteil zum Konzernumsatz beiträgt. So stieg der Umsatz 2011 hierzulande um 2,3 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro bei einem bundesdeutschen Gesamtmarktvolumen für Kosmetik von knapp über elf Milliarden Euro. Der Konzern insgesamt erzielte mit seinen 27 internationalen Marken erstmals mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz.

In den beiden wichtigsten Geschäftsbereichen „Consumer Products“ (Massenmarkt) und Luxus sieht sich das Unternehmen in Deutschland als Marktführer. Insbesondere im letztgenannten „selektiven Bereich“ mit Marken wie Lancome, Biotherm, Helena Rubinstein, Yves Saint Laurent, Giorgio Armani, Diesel oder Ralph Lauren – zum Teil in Lizenz – habe L’Oréal „dank starker Innovationen die Marktanteile noch einmal ausbauen können“, sagte der Deutschland-Chef. Weltweit habe der Konzern als Ziel ausgerufen, eine Milliarde neuer Kunden gewinnen zu wollen.

Bruhat rechnete vor: Die Weltbevölkerung steige bis zum Jahr 2030 um 1,5 Milliarden Menschen. Gerade in den wachstumsstarken Schwellenländern der BRIC-Staaten nehme die Mittelschicht zu und somit die potenzielle Kundschaft von L’Oréal. Aber auch in Deutschland sieht das Management noch viel Potenzial. So steige die Zielgruppe ab 50 Jahren in den kommenden Jahren vom derzeitigen Bevölkerungsanteil von 25 auf künftig 60 Prozent. Diese Kunden seien in der Regel gut verdienend und würden beispielsweise auch mehr für Gesichtspflege „in allen Vertriebskanälen mehr Geld“ ausgeben. „Früher galt eher die Altersvorsorge als wichtigstes Thema, heute will diese Generation hier und jetzt Vergnügen und Genuss“, sagte Bruhat.

Die Kundenansprache befeuert die hiesige L’Orál-Gruppe mit kräftigen Werbeausgaben: Vom Gesamtaufkommen im bundesdeutschen Kosmetikmarkt, das bei insgesamt 1,66 Milliarden Euro liege, habe sein Unternehmen im vergangenen Jahr allein 455 Millionen Euro investiert und damit 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Neben den Schwerpunkten in den klassischen Medien nehme sein Unternehmen vor allem für digitale Medien mehr Geld in die Hand, hier würden die Ausgaben im Schnitt zweistellig wachsen – je nach Marke zwischen fünf und 15 Prozent. Allein in der dekorativen Kosmetik vereine die eigene Facebook-Seite schon 300 000 Fans.

Wie innovativ L’Oréal aufgestellt sei, unterstrich Bruhat mit Zahlen wie diesen: Insgesamt fließen 721 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung, was im vergangenen Jahr zu mehr als 600 Patentanmeldungen führte. Mitunter seien Innovationen für Europa von asiatischen Ländern inspiriert – etwa der „Gel Eyeliner“, dessen Markteinführung in den EU-Märkten ein neues und starkes Segment habe entstehen lassen, oder auch die 5-in-1-Pflege der „BB Creme“ von Garnier, die hierzulande eine neue Kategorie begründet habe. „Wir werden auch in Zukunft unsere Kunden mit Produkten überraschen und überzeugen“, kündigte Deutschland-Chef Bruhat an und zeigte im Film schon mal „Beauty rituals of tomorrow“: Zur Zukunftsvision der Kosmetikindustrie zählen dabei Sprays zur Gesichtspflege ebenso wie einfach aufzutragende Kosmetik für Augen, Lippen und Nägel sowie leicht anzuwendende Haarmittel für wöchentliche Farbwechsel.

www.loreal.de