Mit ihren Sites erreichen Zeitungen 40 Prozent der Web-Nutzer

Die deutschen Zeitungen profitieren vom Wachstum in den digitalen Märkten. Mit ihren Webauftritten erreichen sie fast 40 Prozent der Internetnutzer. Zu diesem Schluss kam der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Helmut Heinen, in seiner Eröffnungsrede des Zeitungskongresses 2008 in Berlin.

„Die Internetangebote der Verlage haben einen enormen Aufschwung genommen“, erklärte Heinen in Gegenwart von Bundeskanzlerin Angela Merkel und rund 500 Kongressteilnehmern. Als Produzent von Qualitätsinhalten würden die Verlage heute alle zur Verfügung stehenden Plattformen aus dem Print-, Online- und Mobil-Bereich nutzen. Obwohl die gedruckte Zeitung noch „auf lange Sicht die Säule des Geschäfts“ bleiben werde, sei das Internet „ein wichtiger Bestandteil der Zukunftsstrategie“, so die Überzeugung Heinens.

Für eine weitere positive Entwicklung der Branche sei vor allem die Politik gefordert. Da die Verlage im Netz ihre Angebote aus eigener Tasche bezahlen müssten, dürften die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die sich über Gebührengelder finanzieren, ihre Expansion im Internet nicht weiter fortführen. „Uns interessiert hier vor allem das Thema einer drohenden öffentlich-rechtlichen elektronischen Presse. Die darf es genauso wenig geben, wie überregionale oder regionale gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Zeitungen“, stellte Heinen fest.

Scharfe Kritik übte der BDZV-Präsident auch an den Plänen der Deutschen Post, mit Gratis-Titeln die privaten Zeitungen im Leser- und Werbemarkt anzugreifen. Es sei eine „groteske Vorstellung“, dass ein Unternehmen, bei dem der Staat Hauptaktionär sei, überhaupt an ein solches Projekt denke. „Der Staat muss dafür sorgen, dass derartige skandalöse Pläne nicht realisiert werden. Hier droht ein ordnungspolitischer Sündenfall ersten Ranges“, betonte Heinen.

Der Gesetzgeber müsse zudem bei der Umsetzung der von der EU-Kommission verabschiedeten Fernsehrichtlinie in nationales Recht darauf achten, dass Product-Placement in Deutschland nicht erlaubt werde. „Wenn Werbung als solche nicht mehr klar erkannt wird, verlieren alle Medien an Glaubwürdigkeit“, warnte Heinen. Das Trennungsgebot sei für die Zeitungen aber nicht nur ein Glaubwürdigkeits- sondern auch ein Qualitätskriterium. Kritisch sieht der BDZV-Präsident auch Pläne, die Restriktionen und Verbote im Bereich der Werbung auszuweiten.

Die Forderung des EU-Parlaments, wonach künftig 20 Prozent der Automobilwerbung in Zeitungen für umweltbezogene Aussagen genutzt werden sollen, würde dazu führen, dass die Automobilindustrie sich vom Webeträger Print verabschiedet, kritisierte Heinen. Ähnlich scharfe Töne fand Heinen auch für den Vorschlag des Drogen- und Suchtrates, demzufolge Werbung für Alkohol im TV und Kino künftig vor 20.00 Uhr verboten werden soll. Der Drogenbeauftragten der Bundesregierung warf er vor, mit ihrer Forderung die „funktionierende Selbstkontrolle im Bereich der Alkoholwerbung zu diffamieren“.

Mit der Auffassung, dass ein derartiges Werbeverbot den Medien einen nicht unbeträchtlichen wirtschaftlichen Schaden zufügen würde, steht Heinen dabei nicht allein. Erst kürzlich hatte sich etwa auch Volker Nickel vom Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft strikt gegen die geäußerten Pläne ausgesprochen. „Eine jede weitere Verschärfung der Richtlinien schadet den Medien, den Verbrauchern, dem Handel und der Gesellschaft. Die Auswirkungen haben wir im Kino gesehen, wo die Werbeumsätze durch das Verbot für Alkoholwerbung vor 18.00 Uhr erheblich zurückgegangen sind“, so der Werbeexperte. -pte

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