“New Work, DAS kann man studieren?!” ist oft die irritierte Reaktion, wenn ich erzähle, wie meine derzeitige Freizeitbeschäftigung aussieht. Und ganz ehrlich, das habe ich mich auch gefragt, als ich den Fernstudiengang entdeckt habe.
Ich war nicht gezielt auf der Suche nach diesem Studiengang oder hatte mich sehr mit dem Thema New Work beschäftigt. Wie vielen ist mir durch die Pandemie vor Augen geführt worden, dass unsere Arbeitswelt, gerade in der Werbung, vor allem eins ist: starr und in vielen Teilen unflexibel. Für eine Branche, die vor Kreativität und Disruption strotzen sollte, ist das eigentlich ziemlich traurig.
Auch vor Corona gab es immer wieder Punkte, die mich störten und von denen ich das Gefühl hatte, dass sie von Führungsgeneration zu Führungsgeneration weitergegeben und nicht wirklich hinterfragt wurden. Es geht dabei nicht nur um die bekannten unbezahlten Überstunden, fehlenden Führungskräfteschulungen, sexistische Strukturen oder die schiere Nichtexistenz unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle.
„Es geht um Empowerment“
Zu lange war der Preis für gute Kreation zu hoch. Nachtschichten mit Pizza und Bier wurden romantisiert und der Alkoholkonsum ist oft bedenklich hoch und wird aktiv gefördert. Die Hustle Culture fällt in der Werbebranche auf fruchtbaren Boden. Von all meinen Freund*innen und Bekannten haben die Werber*innen die höchste Burnout Rate. Mit Abstand. Ich bin da keine Ausnahme. Das ist natürlich nicht repräsentativ, aber ich erkenne ein klares Muster. Die alte Werbeschule hält sich weiter hartnäckig. Ist die Werbebranche irgendwann stehen geblieben?
Die glorreichen Zeiten sind vorbei und unsere Branche steht vor enormen Herausforderungen. Nicht nur der Fachkräftemangel und die sich wandelnden Werte der Mitarbeitenden zwingen Agenturen sich kritisch mit der Zukunft der Arbeit, aber vor allem mit sich selbst auseinanderzusetzen. Die Frage, wie wir zukünftig arbeiten wollen, hat mehr Antworten als eine Vier-Tage-Woche oder Homeoffice. Es geht um Empowerment, Leadership, Sinnhaftigkeit, agile Zusammenarbeit, Selbstbestimmung und vieles mehr.
Ich arbeite gerne in der Werbung, aber mein Bild von der Branche und ihrer Eigenheiten hat sich über die Jahre verändert. Es wurde kritischer und differenzierter. Aber ich will nicht einfach frustriert gehen. Daher habe ich nach einem Studium gesucht, das ganzheitlich auf die Probleme blickt und stieß auf meinen Studiengang: New Work.
So kann das New-Work-Studium der Branche helfen
Aber wie kann es der Branche helfen? Kreative Prozesse lassen sich nicht an klassische Arbeitszeiten binden. Verschiedene Arbeitszeitmodelle und agile Zusammenarbeit können positive Auswirkungen auf die Innovation und Kreativität haben.
Ein Fokus meines Studiums ist die Psychologie, wir beschäftigen uns beispielsweise mit Personalpsychologie oder den sich verändernden Lernzyklen. Diese Inhalte sind für mich besonders wichtig, da jede Veränderung nur so erfolgreich sein kann, wie sie von den Mitarbeitenden mitgetragen wird.
Dazu gehören natürlich auch Führungskräfte. Besonders das mittlere Management steht vor einer komplexen Aufgabe: Es ist verantwortlich für die Umsetzung von Strategien und Veränderungen, während es gleichzeitig ihre Mitarbeitenden engagiert und motiviert halten muss. Dabei ist es ständig mit Zielkonflikten konfrontiert. New-Work-Ansätze wie Shared Leadership oder Empowerment können hierbei unterstützen.
Mein Papa hat damals nach meinem Master zu mir gesagt: „Jetzt folgt der Praxisschock“. Wie Recht er hatte. Das Gute ist: Diesmal kenne ich die Praxis, nämlich die Werbebranche und ihre Herausforderungen. Die Theorie lerne ich jetzt. Anfragen für meine Bachelorarbeit oder ein Whitepaper nehme ich gerne entgegen! Auch wenn das Konzept alles andere als neu ist, bestimmt New Work, wie wir jetzt und in Zukunft arbeiten wollen und werden. Diese Zukunft will ich nicht nur verstehen, sondern aktiv mitgestalten. Meine persönliche Antwort auf die Frage: „DAS kann man studieren?!“ – lautet: „JA, zum Glück!“
Lisa Eppel ist verantwortlich für das Kund*innengeschäft in einer Frankfurter Kreativagentur und Mitgründerin des Ad Girls Club. Wandel treibt sie an, weswegen sie sich auch vor vier Semestern für ein New Work Studium entschieden hat.