Microsoft wird nicht das US-Geschäft von Tiktok übernehmen. Derweil berichteten das „Wall Street Journal“ und der TV-Sender CNBC unter Berufung auf informierte Personen, Bytedance verhandele nun stattdessen mit dem Software-Konzern Oracle. Dabei solle es aber nicht um einen direkten Verkauf, sondern um eine Technologie-Partnerschaft gehen.
Oracle hat keine Erfahrung mit sozialen Medien – ist aber ein Anbieter von Cloud-Diensten und ist zum Beispiel einer der Dienstleister des Videokonferenz-Dienstes Zoom. Der 76-jährige Oracle-Mitgründer Larry Ellison gilt als einer der wichtigsten Trump-Unterstützer im Silicon Valley. Das „Wall Street Journal“ berichtete, nun müssten das Weiße Haus und ein für ausländische Investitionen in den USA zuständiges Gremium dem Deal zustimmen. Auch die „New York Times“ und der Finanzdienst Bloomberg schrieben, dass Oracle als Technologie-Partner auftreten solle. Tiktok lehnte einen Kommentar ab.
Zuvor hatte China einem Verkauf Steine in den Weg gelegt: Gemäß neuen Regeln von Ende August dürfen unter anderem „IT-Technologien mit Personalisierung auf Basis von Datenanalyse“ nur mit einer Erlaubnis der Regierung ins Ausland verkauft werden. Software von Tiktok fällt unter diese Beschreibung.
Trump bezeichnet Tiktok als Sicherheitsrisiko
Die Verkaufsgespräche waren nach dem Vorgehen des US-Präsidenten Donald Trump gegen Tiktok und Bytedance notwendig geworden. Trump bezeichnet Tiktok als Sicherheitsrisiko, weil über die App chinesische Behörden Zugriff auf Daten von Amerikanern bekommen könnten. Anfang August untersagte er US-amerikanischen Firmen und Bürgern unter Verweis darauf Geschäfte mit Tiktok – dieses Verbot soll Mitte September greifen. Ohne einen Deal droht Tiktok damit das Aus in den USA. Trump betont vor wenigen Tagen, die Frist werde nicht verlängert.
Mitte November soll zudem ein weiterer Trump-Erlass in Kraft treten, laut dem sich Bytedance von allen Daten von Nutzern in den Vereinigten Staaten trennen müsse. Auch darf Bytedance in den USA danach kein Eigentum mehr besitzen, das für den Betrieb von Tiktok genutzt werde. Tiktok weist die Vorwürfe zurück und betont unter anderem, dass Daten amerikanischer Nutzer nicht nach China übermittelt würden.
Microsoft verhandelte bereits seit Wochen über eine Übernahme des Tiktok-Geschäfts in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien.
he/dpa