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Die Wahl der Woche: Angela Merkel wird Person des Jahres
Im Bundeskanzleramt gibt es eine Galerie. In ihr sind alle Bundeskanzler der Republik in Öl festgehalten und an die Wand genagelt – als Portraits. Mal konservativ (wie bei Adenauer), mal etwas abstrakter (wie Schröder). Angela Merkel fehlt unter den Gemälden, schließlich regiert die Kanzlerin immer noch. Ein Portrait erhält nur, wer nicht mehr der Republik vorsteht. Angela Merkel hat trotzdem eins bekommen. Das hängt zwar nicht in Berlin, ziert aber die Titelseite eines der bekanntesten Magazine der Welt, dem „Time Magazin“.
Jahr für Jahr wählt dieses Medium die Person des Jahres. 2015 wird das die deutsche Bundeskanzlerin und betitelt sie als „Kanzlerin der freien Welt“. Diese Ehre erhielten als Deutsche bisher nur die Bundeskanzler Konrad Adenauer (1953) und Willy Brandt (1970). Traditionell wählen die Bundeskanzler ihren Maler selbst aus, der sie verewigen soll. Angela Merkel kann sich jetzt einfach die Titelseite rahmen – ist auch günstiger für den Steuerzahler. Mehr dazu.
Der Spot der Woche: Edekas Opa und die Reaktion der Deutschen Bahn
Dieser Spot zündete zum Ende des Jahres noch einmal richtig: Edekas Opa spielt nämlich mit dem Thema „Tod“ – täuscht diesen vor um seine Familie endlich mal wieder an einen Tisch zu bekommen. Edekas cleverer Schachzug, auf das Thema „Einsamkeit im Alter“ aufmerksam zu machen, gelang. Am Ende waren viele eher berührt als erschrocken über den Edeka-Spot.
Und natürlich muss so ein Hype auch direkt genutzt werden. Zum Beispiel von der Deutschen Bahn. Die montierte den traurigen Opa direkt mal in ein Deutsche-Bahn-Abteil und schrieb drüber: „Sehnsucht nach der Familie. #heimkommen gibt es bei uns schon ab 19 Euro“.
Eine unmögliche Strategie fanden dann wieder einige Wutbürger. Schließlich gibt es so wenig worüber man sich dieser Tage aufregen kann. Da kann die Deutsche Bahn ruhig ein wenig Hass ertragen, mit einer solch „frechen“ Botschaft. Die Diskussion driftete also ab – weg von den vielen positiven Reaktionen und tausenden Retweets via Twitter und entwickelte sich schnell in eine andere Richtung: Plötzlich ging es um überteuerte Preise im Bordrestaurant, teure Tickets und verspätete Züge. Vollkommen fehl am Platz. Vollkommen überflüssig.
Vollkommen treffsichere Aktion, liebe Deutsche Bahn. Auch, wenn ihr trotzdem zu oft zu spät kommt. Dieses Mal wart ihr ganz schön auf Zack. Mehr dazu.
Das Event der Woche: Deutscher Marketing Tag 2015
In Stuttgart fand der 42. Deutsche Marketing Tag statt, das Branchen-Event des Jahres für Marketing-Entscheider und -Profis. Das Thema: Individualisierung 4.0 – Prof. Dr. Ralf Strauß, Präsident des Deutschen Marketing Verbands, beschreibt das Motto: „Wir haben die vierte Evolutionsstufe erreicht. Angefangen mit persönlichen Kundenkenntnissen in den 80er Jahren, kam später das klassische Dialogmarketing auf. Bereits heute über Targeting weitgehend automatisiert, setzen wir morgen auf mobile Anwendungsszenarien, In-Store-Technologien und digitale Out-of-Home-Systeme.“ Der Konsument von heute will sich absetzen vom „Otto-Normalverbraucher“. Für das Marketing von morgen gilt es, Produkte oder Services in hohem Maße zu individualisieren. Der einzelne Kunde rückt stärker denn je mit seinen Bedürfnissen, Wünschen und Präferenzen in den Mittelpunkt der strategischen Markenführung. Am Abend dann noch ein Highlight: Bei einem exklusiven Galaabend wurde der Deutsche Marketing Preis verliehen. Die Ehre des 42. Deutschen Marketing Preises kommt in diesem Jahr der Budget-Design Hotelkette MotelOne zuteil. Zur Bildergalerie geht es HIER entlang. Natürlich konnten sich einige Referenten der VEranstaltung wieder einmal durch aussagekräftige Statements hervorheben. Diese finden Sie HIER.
Die Attacke der Woche: Ein Adler greift durch
Es wird schon fast zur wöchentlichen Routine: Keine Woche ohne einen Trump’schen Ausfall. Der Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur hat einen Hang zur Verbalentgleisung. In dieser Woche hetzte er gegen Muslime, denen nach dem schrecklichen Anschlag in San Bernadino, die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert werden solle. Der Großteil der muslimischen Bevölkerung empfinde Hass auf die USA. Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart brachte es auf den Punkt, dem so nichts weiter hinzuzufügen ist: „Trump ist der größte Angriff auf die amerikanischen Werte seit 9/11“, schrieb der Journalist in seinem morgendlichen Newsletter.
Kritik kam nicht nur von Seiten der Demokraten, sondern auch aus den eigenen Reihen. Etwas handfester ist ein Weißkopfseeadler geworden, das Wappentier der Vereinigten Staaten. Für ein Fotoshooting ließ sich Trump mit dem imposanten Vogel ablichten. Der jedoch scheint dem Immobilienmogul und Möchtegern-Präsidentschaftskandidat nicht so viel abgewinnen zu können. Obacht, Herr Trump: Der Adler trägt den Namen Uncle Sam. Vielleicht ein Omen.