Die maximale Demütigung für Apple-Fans ist perfekt: Ausgerechnet der lange verhasste Erzrivale aus Redmond, der uncoole, nerdige Windows-Hersteller Microsoft ist an der Wall Street nach achteinhalb Jahren wieder mehr wert als Apple – und entreißt dem hippen iPhone-Konzern dabei sogar den Börsenthron.
Zuerst für einige Sekunden, dann Minuten, konnte sich Microsoft in der vergangenen Handelswoche vor Apple schieben. Der iKonzern stellte schnell wieder die alte Rangfolge her, doch am Freitag kam es schließlich offiziell auf Schlusskursbasis zur Wachablösung an der Wall Street: Mit einer Marktkapitalisierung von 851 Milliarden Dollar ging Microsoft erstmals seit September 2003 wieder als wertvollster Konzern der Welt in Wochenende.
„Wenn das iPhone niest, bekommt Apple eine Erkältung”
Mit einem Börsenwert von 847 Milliarden Dollar ist Apple nun nur noch die Nummer zwei der Wall Street und läuft Gefahr, auch von Amazon, das keine drei Prozent mehr hinter dem iPhone-Hersteller notiert, überholt zu werden und auf Platz drei der Börsenwelt abzurutschen.
Die Gründe für Apples Absturz werden seit Monaten unter Analysten angeregt diskutiert – am Ende verengt sich jede Analyse jedoch auf sechs Buchstaben: das iPhone. Marketing-Professor Scott Galloway bringt in seinem neuen Podcast mit re/code-Gründerin Kara Swisher Apples Abhängigkeit von seinem mit Abstand erfolgreichsten Produkt in der 42-jährigen Unternehmensgeschichte auf die griffige Formel: „Wenn das iPhone niest, bekommt Apple eine Erkältung.”
Office-Upgrades: “Die ultimative monogame Beziehung zwischen Corporate America und einem Unternehmen”
Der Grund für Microsofts Aufstieg auf den Börsenthron liegt also mehr an Apples Abstieg, der sich in einer Erosion von in der Spitze 300 Milliarden Dollar Börsenwert in den vergangenen zwei Monaten niederschlägt. Im Gegensatz zu Microsoft habe es Apple verpasst, seine Kunden davon zu überzeugen, auf die neuen iPhones upzugraden – wie die jüngsten Hiobsbotschaften beweisen, die inzwischen von zwei Jahren rückläufigen Verkäufen ausgehen.
Microsoft dagegen befindet sich unter Satya Nadella, der seit knapp fünf Jahren die Geschicke in Redmond bestimmt, im stetigen, wenn auch unspektakulären Aufschwung. Die Verbindung der boomenden Cloud-Sparte mit den wiederkehrenden Umsätzen des Klassikers Office, die Galloway als “ultimative monogame Beziehung zwischen Corporate America und einem Unternehmen” beschreibt, sei der Grund für Microsofts Erfolg. Das Ergebnis ist Microsofts erstaunliches Comeback zum wertvollsten Konzern der Welt.