Man kann es eine der besten Prognosen der vergangenen Jahre nennen: “Alexa wird das iPhone der nächsten Dekade, was Amazon zu einem Sprung über die Billionen-Marke in der Marktkapitalisierung verhilft”, wagte Scott Galloway vor mehr als einem Jahr in seinen Vorhersagen für 2018 eine damals noch sehr mutige Prognose.
Der eloquente Marketing-Professor der New York University sollte bereits nach acht Monaten recht behalten: Anfang September war es, als Amazon als erstes Internet-Unternehmen die Bewertungsmarke von einer Billion Dollar knackte – einen Monat nach Apple.
Historische Wachablösung von Apple und Amazon an Wall Street
Die historische Wachablösung zwischen dem alternden Champion der Technologiebranche und dem kraftstrotzenden Platzhirsch der Internetindustrie vollzog sich unterdessen in den ersten Tagen des neuen Börsenjahres, in das Apple nach dem Schock der ersten Umsatzwarnung seit 2002 startete, während Amazon mit Rückenwind ins neue Börsenjahr ansetzte.
Die Folge: Während Apple an der Wall Street kollabierte und erstmals seit 2009 nicht mehr zu den drei wertvollsten Konzernen der Welt zählt, bestieg der E-Commerce-Champion gleich zu Jahresbeginn den Börsenthron.
Galloway: Amazon könnte AWS ausgliedern
Dafür, dass es dabei in diesem Jahr bleiben dürfte, liefert Galloway in seinen Prognosen für 2019 gleich mehrere triftige Gründe. Die mutigste Schätzung: Jeff Bezos könnte Amazons boomende Cloud-Sparte AWS, die für den Löwenanteil der zuletzt immer üppigeren Konzerngewinne verantwortlich ist, in diesem Jahr als eigenständiges Unternehmen ausgliedern.
Der Grund: Um möglichen kartellrechtlichen Bedenken vorzubeugen. Wie Galloway mutmaßt, könnte AWS aus dem Stand zu einem der zehn wertvollsten Konzerne der Welt aufsteigen und den Börsenwert der Konzernmutter und der Tochter in der Summe der Teile signifikant steigern.
Wert von AMS steigt signifikant
Doch Bezos hat noch weitere Asse im Ärmel: Die lange Zeit unterschätzte Amazon Media Group (AMS), hinter der sich in der erster Linie das Anzeigengeschäft verbirgt, erfährt weiter exponentielles Wachstum – und dürfte bereits 2018 mehr als 10 Milliarden Dollar an Erlösen eingefahren haben. Galloways Prognose: Angetrieben vom AMS-Wachstum zählt Amazon nach Umsätzen bis 2020 ebenfalls zu den fünf größten Medienunternehmen der Welt.
Für den – noch – reichsten Mann der Welt, der durch die Scheidung von seiner Ehefrau MacKenzie die Hälfte seines Vermögens einbüßen könnte, herrscht jedoch bekanntlich jeden Tag Aufbruchsstimmung.
Die Konsequenz: Als nächsten Sektor könnte Amazon die Gesundheitsbranche revolutionieren – und Apple, das die Health Care-Industrie als wichtigstes Zukunftsgeschäft ausgerufen hat, dabei alt aussehen lassen. Behält Galloway recht, dürfte Amazons Dominanz 2019 ins schier Unermessliche wachsen.