Marken-Award 2024 – Die Finalisten: Steve Plesker (AOK) 

Bis zur Verleihung des Marken-Awards am 10. Juni in Düsseldorf stellen wir die neun Finalisten in drei Kategorien vor. Heute: Steve Plesker, nominiert in der Kategorie „Markenpersönlichkeit“.
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Vom Arbeiterkind zum Markenvisionär: Steve Plesker hat es geschafft, sich aus einfachen Verhältnissen zum Geschäftsführer hochzuarbeiten. (© privat)

„Ich war nicht der klassische Musterschüler“, sagt Steve Plesker. Ein wenig Stolz schwingt bei diesen Worten mit. „In der zehnten Klasse bin ich mit drei Fünfen sitzengeblieben. Das hat mich wachgerüttelt.“ Geboren und aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie in Berlin-Spandau, war Pleskers Weg nicht vorgezeichnet. Seine Mutter arbeitete als Putzfrau, sein Vater war Vertriebler. Ein Netzwerk, das für manche als Abkürzung dient, konnten sie ihrem Sohn nicht bieten. Doch sie vermittelten ihm etwas Wichtiges: den Wert von harter Arbeit und Bildung.  

„Meine Eltern haben immer darauf bestanden, dass ich mein Potenzial nutze“, erinnert sich Plesker. Nach dem Rückschlag in der Schule beschließt er, sein Leben in die Hand zu nehmen. Er setzt sich hin, lernt und kämpft. „Es war ein harter Weg, aber es hat sich gelohnt. Ich habe mich durchgebissen und mein Abitur gemacht.“ Diese Entschlossenheit prägte seine weitere Karriere.  

Steve Pleskers Aufstieg vom Arbeiterkind zum Top-Manager ist nicht nur eine persönliche Erfolgsgeschichte, sondern auch ein starkes Plädoyer für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Seine Reise zeigt, dass es möglich ist, mit harter Arbeit und einem funktionierenden Wertekompass viel zu erreichen. Nach dem Studium des Kommunikationsmanagements geht er in die Werbebranche, eine Entscheidung, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, in Anbetracht der für ihre prekären Arbeitsbedingungen bekannten Branche. Doch für Plesker war es eine Welt voller Möglichkeiten. „Die Werbung bot mir die Chance, durch Leistung zu glänzen. Es zählte nicht, woher man kam, sondern was man konnte“, sagt er.  

Ein gutes Arbeitsumfeld fördert gute Leistung 

In der Werbung arbeitete er sich schnell nach oben. Lange Nächte, harte Deadlines und unermüdliches Streben nach Perfektion bestimmten Pleskers Alltag. „Ich habe oft bis spät in die Nacht gearbeitet, Präsentationen vorbereitet und Projekte realisiert. Mein Fleiß und meine Entschlossenheit zahlten sich aus. Ich stieg schnell auf und machte mir einen Namen als Stratege.“  

Doch das Leben in der Werbung war nicht immer einfach. Die Kultur ist extrem leistungsorientiert, viel Platz für Empathie lässt sie nicht zu. „Ich war sehr fokussiert auf Ergebnisse und habe dabei manchmal die zwischenmenschlichen Aspekte vernachlässigt.“ Ein tiefgreifender Wandel kam mit der Geburt seines Kindes. „Vater zu werden, hat mir eine neue Perspektive gegeben. Es hat mir gezeigt, wie wichtig Empathie und Verständnis im Umgang mit anderen Menschen sind.“  

Diese Erkenntnis brachte Plesker vor rund sechs Jahren mit in seine Rolle bei der AOK, wo er heute als Geschäftsführer tätig ist. „Bei der AOK geht es nicht nur darum, gute Arbeit zu leisten, sondern auch darum, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen. Ich möchte, dass sich die Menschen im Team wohlfühlen und ihre Arbeit gerne machen.“  

Steve Plesker: „Steuervermeider sind das Problem“

Vielleicht ist es Pleskers Erfahrungen als Arbeiterkind geschuldet, dass er sich heute für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzt. Fleißig ist er zwar gewesen, doch Glück habe auch eine große Rolle gespielt, damit er schließlich Karriere machen konnte. Etwas, das nicht jeder oder jedem beschieden ist. „Unser Problem sind nicht die Menschen, die staatliche Unterstützung brauchen, sondern diejenigen, die Steuern vermeiden“, sagt er. „Wir müssen sicherstellen, dass die, die mehr verdienen, auch mehr zur Gesellschaft beitragen.“  

Seine Überzeugungen und Erfahrungen teilt Plesker auf LinkedIn, wo er sich als Business Influencer positioniert. Die Plattform bietet ihm die Möglichkeit, sich auszudrücken und seine Gedanken zu teilen, wertvolle Kontakte zu knüpfen und sich mit anderen auszutauschen. Doch die Belanglosigkeit vieler Kommentare auf der Plattform frustriert ihn. „Ich hasse diese beliebigen Kommentare. LinkedIn sollte ein Ort des echten Austauschs und der wertvollen Diskussionen sein.“  

Plesker selbst spricht offen Themen an, kritisiert beispielsweise das Glorifizieren von Überstunden – er kennt die Schattenseiten des Überperformens ja selbst am besten. Vielleicht ist es auch die Erinnerung an das fehlende Netzwerk in seiner Jugend, das ihn auf LinkedIn umtreibt. „Ich bemühe mich, Beiträge zu verfassen, die Substanz haben und zu denen ich wirklich etwas zu sagen habe. Ich schätze es sehr, wenn andere Nutzer sich die Zeit nehmen, durchdachte und relevante Kommentare zu hinterlassen, die den Diskurs weiterbringen.“  

Plesker engagiert sich außerdem auch als Mentor auf Arbeiterkind.de. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Nicht-Akademikerkinder an den Hochschulen zu erhöhen und diese auf dem Weg zu ihrem erfolgreichen Studienabschluss zu unterstützen. „Viele Arbeiterkinder haben Schwierigkeiten, zu ihrer Herkunft zu stehen, und das Thema wird in Unternehmen kaum thematisiert. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft mehr tun, um die Förderung dieser Kinder zu verbessern.“ 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.