„Ich nehme den Preis stellvertretend für viele andere an, die mich gelehrt haben, nicht nur in alten, patriarchalischen Strukturen zu denken“, mit diesen Worten bedankte sich Michael Fritz, Gesicht und Co-Gründer von Viva con Agua, für die Auszeichnung als beste Markenpersönlichkeit beim Marken-Award 2024. In seiner Laudatio hatte Niels Klamma, Jurymitglied und Marketingchef von Lexus Deutschland, zuvor die Begründung für die Preisvergabe geliefert: „Michael Fritz setzt sich als Gesicht der Organisation Viva con Agua für benachteiligte Gruppen ein und gibt ihnen eine Stimme. Er hat sich durch sein Engagement für gesellschaftlich relevante Themen quasi selbst zur Marke gemacht.“
Der Gewinner gab offen zu, mit der Bezeichnung „Markenpersönlichkeit“ zu „fremdeln“ („Ich sehe mich als Mensch“), räumte aber zur Erheiterung der mehr als 200 Gäste in der Townhall der Handelsblatt Media Group in Düsseldorf ein: „Ich bin alles, was ihr braucht, um euch zu engagieren – sogar eine Marke.“
Dann schloss der Aktivist, der seine Gefühlslage angesichts der Europawahlergebnisse wenige Stunden zuvor in einem Post an seine rund 50.000 Follower*innen auf LinkedIn als „Politischen Kater des Grauens“ bezeichnet hatte, mit einem flammenden Plädoyer: „Wir brauchen mehr soziales Engagement. Jedes Unternehmen nimmt gesellschaftlich Einfluss. Ihre Kernaufgabe ist es, gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren und nicht, die Shareholder reicher zu machen. Am Ende hilft Ehrlichkeit in jedem Diskurs.“
Die Bilder der Preisverleihung:
Hate Aid und die R+V gewinnen Marken-Award
Beim Marken-Award werden seit 2001 exzellente Leistungen in der Markenführung und außergewöhnliches Engagement für gesellschaftlich relevante Themen prämiert. Unternehmen bewerben sich mit Cases, eine Jury trifft eine Vorauswahl und die besten präsentieren ihre Cases noch einmal vor der Jury. Außerdem wird eine Markenpersönlichkeit, in diesem Jahr Michael Fritz, gekürt.
Wie omnipräsent und wichtig die Themen Haltung und Werte im Marketing sind, spiegeln die weiteren Preisträger wider: In den Kategorien „Gesellschaftliches Engagement“ und „Markenführung“ setzten sich die Menschenrechtsorganisation Hate Aid und die genossenschaftliche R+V Versicherung gegen eine starke Konkurrenz durch.
„Das Zeichen, das wir mit der Auszeichnung setzen, ist ein ganz wichtiges“, sagte Silke Grell, Director Marketing Fritz-Kola und Jurorin, in ihrer Laudatio für Hate Aid. Grell hob besonders die Leidenschaft und die Inspiration hervor, die nötig waren, um aus der Beratungsstelle gegen Hass und Mobbing im Netz eine Menschenrechtsorganisation zu machen. „Dafür braucht es eine starke Markenführung.“
Die Co-Geschäftsführerin von Hate Aid, Josephine Ballon, nahm den Preis mit den Worten entgegen: „Das ist eine große Ehre für uns und nicht selbstverständlich.“ Die NGO sei auf Sichtbarkeit angewiesen, um weiter die nötigen Fördergelder und Spenden zu erhalten, die ihre Arbeit ermöglichen. Doch das allein reiche nicht aus, so Ballon: „Wir haben etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann: unbedingten Willen.“
Nicht das Budget zählt, sondern die Kreativität
Einen Einblick in die Juryarbeit gab der BVMC-Präsident und Juryvorsitzende Claudio Montanini: „Am Ende wirkt es so leicht, aber wir haben uns die Köpfe heiß geredet.“ Die Jury habe viel Zeit investiert und sich in zwei Stufen mit den Cases auseinandergesetzt. Dass die Finalisten alle preiswürdig waren, habe die Entscheidung erschwert und zwischendurch sogar zu heftigen Diskussionen geführt. Hinter den Entscheidungen haben sich schließlich alle Jurorinnen und Juroren versammelt.
Dass sich mit Hate Aid ein vermeintlich „Kleiner“ durchgesetzt hat, der mit seinem Markenaufbau erst vor wenigen Jahren begonnen hat, kommentierte Jan Leiskau so: „Wir als Jury bewerten Kreativität, dabei geht es nicht immer nur ums große Budget.“ Leiskau ist Jurymitglied und als Geschäftsführer der solutions by Handelsblatt Media Group auch der Gastgeber des Abends, an dem noch eine weitere Marke für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet wurde: die R+V.
Die Bilder von der Party danach:
Inspirierender Umgang in der Marketing-Community
Die Laudatio für den Preis in der Kategorie „Gesellschaftliches Engagement“ hielt Steffen Simon. Der Direktor Öffentlichkeit und Fans bei DFB, lobte bei seinem zweiten Marken-Award-Auftritt auch die Veranstaltung selbst: „Es ist ein bemerkenswertes Treffen, das sich durch einen respektvollen und inspirierenden Umgang miteinander auszeichnet.“ Simon sagte: „Wir binden bunte Schleifchen um Inhalte. Wenn der Inhalt nicht stimmt, wäre das doof.“
Auf den Gewinner, die R+V, trifft dies natürlich nicht zu. Die genossenschaftliche Versicherung wurde für ihren Einsatz im Sinne der Gemeinschaft ausgezeichnet, die nach Simons Worten mehr und mehr auseinanderdriftet. Es sei wichtig, aus der eigenen Blase heraus und über soziale Grenzen hinweg miteinander zu agieren.
In diesem Sinne versteht auch die R+V ihre Aufgabe als Unternehmen, Arbeitgeber und genossenschaftlicher Partner seiner Kund*innen. „Wir wollen etwas bewirken, was über uns selbst hinaus geht“, sagte Norman Böhm, der Leiter Marken-, Produkt- und Kundenmanagement, in Düsseldorf. Die Versicherung zeigt Haltung in vielen Facetten. Eine ist die Stärkung des Ehrenamts: „Ohne die vielen Ehrenamtlichen würde es in Deutschland nicht funktionieren“, so Böhm. Den Preis widmete er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Versicherung, die nicht lange diskutieren oder überlegen würden, wenn es darum gehe, sich aktiv einzubringen. „Sie leben Haltung.“ Damit hat sich an diesem Abend der Kreis geschlossen, die Preise waren verliehen und die Feier der Gewinner und Gewinnerinnen konnte beginnen.
Save the Date: 24. Juni 2025
Der Termin für die 25. Jubiläumsauflage der Marken-Award-Preisverleihung im kommenden Jahr steht schon fest, wie die Chefredakteurin der absatzwirtschaft Christa Catharina Müller ankündigte: Es ist der 24. Juni 2025.