Manager setzen trotz Gewinneinbrüchen auf Innovationen

Deutsche Unternehmen setzen auch in Krisenzeiten auf Forschung und Entwicklung (F&E). Mit insgesamt 28,5 Milliarden Euro positioniert sich die Bundesrepublik erneut als der führende Forschungsstandort in Europa und steht für 7,9 Prozent der weltweiten F&E-Investitionen von 362 Milliarden Euro. Das geht aus der „Global Innovation 1000"-Studie hervor, für die die Strategieberatung Booz & Company F&E-Budgets und -Strategien der tausend Unternehmen mit den weltweit höchsten Ausgaben in diesem Segment analysierten.
Im Labor von Bayer HealthCare in Morristowm, New Jersey, USA, werden neue Formulierungen des Aspirin-Wirkstoffs getestet. New formulations of the active ingredient of Aspirin® are tested at Bayer HealthCare’s laboratories in Morristown, New Jersey, USA

Gegenüber 45 Unternehmen im Vorjahr seien im Ranking 2008 insgesamt 49 deutsche Firmen vertreten. Davon befänden sich mit Siemens (15), Volkswagen (17), Daimler (26) und BMW (28) vier unter den Top 30. Überraschend sei, dass mehr als zwei Drittel der weltweiten Top-1000-Innovatoren ihre F&E-Ausgaben im vergangenen Jahr erhöhten, obwohl 65 Prozent von ihnen in der schwersten Rezession seit 1929 deutliche Umsatzrückgänge verbuchten und 32 Prozent sogar Verluste schreiben würden. Zudem bewerteten 90 Prozent der befragten Manager Innovation als wesentlichen Erfolgsfaktor für den erhofften Aufschwung. „Im globalen Wettbewerb nimmt die Bedeutung von Innovationen zur Erhaltung der künftigen Wettbewerbsfähigkeit zu. Konsequenterweise wird daher in der Krise nicht zuerst der Rotstift bei F&E angesetzt“, sagt Stefan Eikelmann, Sprecher der deutschen Geschäftsführung von Booz & Company. Außerdem seien Produktentwicklung und Innovationszyklen in vielen Branchen wie etwa Pharma auf mehrere Jahre angelegt, sodass sie konjunkturelle ‚Dürreperioden’ überdauern würden.

Die Studie zeige allerdings auch, dass jeder zweite Entscheidungsträger seine Auswahlkriterien für die Bewilligung von F&E-Projekten bedeutend strikter definiere. Vier von zehn würden ein erhöhtes Risikobewusstsein in Bezug auf Forschungsinvestitionen an den Tag legen und seien früher bereit, Projekte mit unzureichender Performance einzustellen. Sieben von zehn Unternehmen orientierten sich mit ihren F&E-Ausgaben stärker an veränderten, preissensitiveren Kundenbedürfnissen. Der Großteil der globalen F&E-Ausgaben konzentriere sich auf die Branchen Elektronik/Computer, Gesundheit/Pharma sowie Automobil. Obgleich Automobilunternehmen im Branchenvergleich zu den Top-Innovatoren gehören, würden dabei jedoch die größten Einschnitte erfolgen. Beispielsweise würden 60 Prozent der Unternehmen ihre F&E-Investitionen kürzen, wobei dies unter den Top 10 sogar auf 90 Prozent zutreffe. Dabei zeigt diese Branche, welche existenzbedrohenden Konsequenzen Fehlentscheidungen beim Innovationsmanagement haben können. „Automobilhersteller, die in den letzten Jahren an Kundenbedürfnissen wie verbrauchsarmen Fahrzeugen und alternativen Antriebsformen vorbei entwickelt haben, stehen heute mit dem Rücken zur Wand“, erklärt Eikelmann. Denn trotz einbrechender Umsätze müssten die Konzerne nun immense F&E-Investitionen schultern, damit sie im Technologiewettbewerb um die effizientesten Hybrid- und Elektroantriebe nicht den Anschluss verlieren.

Auf das Siegertreppchen der „Global Innovation 1000“ hätten es diesmal Toyota, Nokia und Roche geschafft. Die Plätze vier bis zehn gingen an Microsoft, General Motors, Pfizer, Johnson & Johnson, Ford, Novartis und Sanofi-Aventis. Mit Siemens (15), Volkswagen (17), Daimler (26), BMW (28), Bayer (32), SAP (54), Continental (57), BASF (60), Merck (72), Porsche (92) und ThyssenKrupp (95) seien in der globalen Innovationselite elf deutsche Unternehmen vertreten. „Die meisten deutschen Unternehmen haben in der Rezession nicht am falschen Ende gespart und konsequent an ihren Innovationsprogrammen festgehalten. Aktuell sehen wir vielerorts wieder eine deutliche Zunahme der F&E-Budgets. Gute Voraussetzungen also, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen“, resümiert Eikelmann.

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