Herr van Roemburg, In welchen Branchen sollte ich als Kunde heute damit rechnen, professionell beduftet zu werden?
JOHN VAN ROEMBURG: Traditionell haben vor allem Hotels Zerstäuber in ihren Lobbys aufgestellt und Einzelhändler in ihren Läden. Dann bekamen wir Aufträge von Fitness-Studios, Kliniken und Pflegeheimen. Seit kurzer Zeit entdecken nun Banken diese Form des Marketing und stellen Zerstäuber zum Beispiel in Konferenzräumen auf, in denen sie wohlhabende Privatkunden beraten. Und Call Center-Betreiber kaufen unsere Geräte, um durch den Duft die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern. Ich kann mir keine Branche vorstellen, in der man kein Duftmarketing einsetzen kann.
Das heißt, der Markt wächst stark?
ROEMBURG: Absolut. Wir befinden uns mitten in einem Goldrausch. Überall auf der Welt drängen neue Anbieter von Düften und Zerstäubern auf den Markt. Ich schätze, dass der weltweite Markt heute rund 100 Millionen. Dollar (65 Millionen Euro) groß ist und Duftmarketing in wenigen Jahren zur Milliardenbranche heranwachsen wird.
Wie unterscheiden sich die Duft-Vorlieben in den einzelnen Ländern voneinander?
ROEMBURG: Die Asiaten mögen Zitrusdüfte, aber keine schweren parfumartigen Gerüche. In orientalischen Ländern werden dagegen schwere, holzige Düfte nachgefragt. Die Europäer mögen alles, was an die Natur erinnert, also zum Beispiel den Duft von Pinienholz, frisch geschnittenem Gras oder Eukalyptus – letzteres geht dagegen zum Beispiel in den USA gar nicht. Diese unterschiedlichen Neigungen stellen uns vor große Herausforderungen, wenn wir einen eigenen Duft für eine weltweit aktive Firma kreieren.
Einige Firmen in Ihrer Branche experimentieren momentan damit, Produkte mit Düften zu versehen. Der Elektrokonzern Samsung denkt darüber nach, seinen Geräten einen Duft zu verpassen, etwa Kopfhörern. Wollen Sie auch in diesen Markt einsteigen?
ROEMBURG: Nein, davon halte ich nichts. Man kann theoretisch viele Produkte mit Duft versehen: Stoffe, Handys oder Kreditkarten. Aber ich finde, nicht alles sollte riechen. Ich würde nicht wollen, dass mein Laptop oder meine Türklinke einen Geruch aussondern. Irgendwann wird das zu viel. Nur bei wenigen Produkten finde ich das sinnvoll.
Bei welchen?
ROEMBURG: Zum Beispiel bei Mitgliedskarten für Fitness-Studios. Es gibt so viele Leute, die sich für eine Jahresmitgliedschaft anmelden und dann vergessen, hinzugehen. Würde man sein Portemonnaie öffnen und es strömte einem der typische Duft des Studios entgegen, würde man daran unweigerlich erinnert.
Genau das wird Ihren Produkten oft zum Vorwurf gemacht. Kritiker argumentieren, dass Kunden durch Gerüche manipuliert werden und ihnen nicht ausweichen können.
ROEMBURG: Man darf Kunden nicht mit Gerüchen überrumpeln. Eine Firma, die an einem öffentlichen Ort einen Zerstäuber aufstellt, muss dafür sorgen, dass man dem Geruch entkommen kann, wenn man ihn als unangenehm empfindet. Man muss die Möglichkeit haben, den Raum zügig zu verlassen. Abgesehen davon finde ich nicht, dass Düfte Kunden stärker manipulieren als andere Formen von Marketing. Im täglichen Leben strömen derart viele Werbebotschaften auf den Menschen ein, dass unsere den Kohl nicht mehr fett machen.
Welche Rolle spielt Ihre Firma in der Branche?
ROEMBURG: Es gibt zwar keine offiziellen Statistiken, aber wir gehen davon aus, dass wir Weltmarktführer sind. Wir haben in den zehn Jahren seit unserem Bestehen weit über 100 000 Zerstäuber in 35 Länder verkauft. Wir stellen nicht nur die Zerstäuber her, sondern beraten die Firmenkunden auch und mischen die Duftessenzen. Unser Umsatz lag im letzten Geschäftsjahr bei rund 25 Millionen australischen Dollar (15 Millionen Euro). Im letzten Geschäftsjahr sind wir um 30 Prozent gewachsen und streben für dieses Jahr ein Umsatzplus von 150 Prozent an. Das Gespräch führte Anette Dowideit
Das Gespräch ist Auszug eines Interviews, das Anette Dowideit für die Print-Ausgabe der absatzwirtschaft führte. Das vollständige Interview lesen Sie in der absatzwirtschaft 11/2008 am 25. des Monats.