Rot-Grün hat in Hamburg ein Ziel: bis 2020 zu einer der führenden Innovationsregionen Europas werden. Dass dieses Ziel erreichbar und nicht zu hoch gesteckt ist, zeigt der „Start-up Monitor“ 2016.
Geschäftsspirit an der Elbe
Die Auswertung weist rund 570 Start-ups mit circa 5 400 Beschäftigten aus. Initiatorin Sina Gritzuhn weiß um eine große Vielfalt an der Elbe: „Neben der hilfsbereiten und offenen Start-up-Community, die es unerfahrenen Gründern leichter macht, hier Anschluss und Unterstützung zu finden, verfügt Hamburg über eine gesunde Wirtschaft mit zahlreichen Großkonzernen und Mittelständlern. Letztere sind durchaus auch potenzielle Kooperationspartner oder Investoren. Das kann für ein junges Start-up viele Möglichkeiten eröffnen.“ Gritzuhn ist zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Sanja Stankovic so etwas wie die Start-up-Botschafterin für Hamburg und gründete Hamburg-Startups.net, die führende unabhängige Plattform im Norden. Wichtig ist ihnen vor allem, dass die Hansestadt den Anschluss an Berlin nicht verliert, sagt sie im Interview mit der absatzwirtschaft.
Die vielen verschiedenen Branchen, von starker E-Commerce-, Games- und Fin-Tech-Branche bis hin zu Media, Food und Fashion, zeigen, dass Hamburg zwar ein teurer Standort, aber auch einer mit gutem Geschäftsspirit ist. Im Medienbereich ist die Hansestadt bereits gut aufgestellt. Denn besonders die Verlage sind in Zeiten der Digitalisierung sehr aktiv und helfen Gründern mit neuen medialen Geschäftsideen bei der Gründung: Mit dem „Next Media Accelerator“ von dpa und Partnern sowie dem „Greenhouse Innovation Lab“ von Gruner+Jahr gibt es gleich zwei
Medien-Hubs.
Förderprogramme nehmen zu
Nicht nur aus dem Medienbereich lassen sich Förderer finden. In Hamburg gibt es zunehmend Initiativen, Förderprogramme und auch eine steigende Summe an Venture Capital. Förderprogramme wie die „hei.“ Hamburger Existenzgründungs-Initiative oder die Hamburg Kreativ Gesellschaft helfen Start-ups auf die Beine. Hier finden Gründungswillige eine Erstberatung, die Organisation von Veranstaltungen rund um das Thema, Seminare, Beratung zur Nutzung von öffentlichen Fördermitteln des Bundes und vieles mehr. In der Gründungswerkstatt können Gründer ihre Existenzgründung vorantreiben, Businessplan und Finanzierungsplan erstellen. Die Hamburger Start-up-Community gilt an anderen Standorten als Benchmark. „Das hat unter anderem auch mit der Arbeit der privatwirtschaftlichen Initiativen wie wir es eine sind, dem Betahaus oder Formaten wie beispielsweise 12min.me zu tun. Gemeinsam mit den städtischen Angeboten, wie den Beratungsangeboten der städtischen Einheiten und den Aktivitäten der Universitäten, wird Gründern hier einiges an Unterstützung geboten“, so Gritzuhn. Vom gleichen Team wurde die Seite „Startup Monitor“ erschaffen: Eine Seite auf der man sich als Start-up oder Gründer eintragen lassen kann.
Dazu können sich Start-ups mit anderen aus der eigenen Branche, in der Seedphase oder mit ähnlichen Technologien vergleichen und austauschen. Der Start-up Monitor schafft somit eine neue Plattform für die Hamburger Start-up-Szene. Zum ersten Mal – und als erste Stadt weltweit.
Keine leichten, dafür starke verlässliche Gründungen
„Wer hier gründet, muss ein Geschäftsmodell haben, sonst hält er es nicht lange durch“, so Sina Gritzuhn. Hamburg ist ein anspruchsvoller Ort, um ein Start-up zu gründen. Das Leben hier ist kostspielig, das Gründen auch. „Zudem ist es schwer, Fachkräfte zu finden, da sie zum einen Mangelware sind und die Start-ups zum anderen auch noch mit der etablierten Wirtschaft konkurrieren“ weiß die Netzwerkerin.
Nicht zu vergessen: In Hamburg sitzen zehn der umsatzstärksten Firmen Deutschlands, wie Airbus, Beiersdorf, Edeka, Otto oder Tchibo. Die meisten Start-ups haben ihren Sitz in der Speicherstadt, in der Neustadt oder auf St. Pauli. Die Teams bestehen häufig aus weniger als zehn Mitarbeitern. „Es gibt hier wenige Partypreneure. Machen statt schnacken ist hier das Credo“ sagt Gritzuhn, die täglich mit jungen Unternehmern spricht.