Luft nach oben – und ein absurder Shitstorm

Rolls-Royce testet emissionsarme Antriebe. Angehende Wirtschaftswissenschaftler*innen stehen auf die Automotive-Branche (außer Tesla). Katharina Reuter wird für ihr Nachhaltigkeits-Engagement ausgezeichnet. Und dann ist da noch diese Sache mit dem Fleisch.
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Ein Rundumschlag zur Nachhaltigkeitsentwicklung: der Green Wednesday dieser Woche. (© Pexels)

Das ist mal ein interessanter Beitrag zur Mobilitätswende: Rolls-Royce, früher auch bekannt für sehr schwere, sehr staatstragende und sehr schlimm spritfressende Karossen, testet ab sofort sein sehr leichtes, sehr leises und sehr effizientes neues Triebwerk für Flugtaxis (so lautet jedenfalls das Produktversprechen).

RR positioniert sich als führender Hersteller von Antriebssystemen für die „Advanced Air Mobility“. Die neue Gasturbine im Turbogenerator sorge dafür, „dass mehr Passagiere mit emissionsarmen bis  -freien Flugzeugen weiter reisen können“, sagt Olaf Otto, President Rolls-Royce Electrical. Getestet wird das hybrid-elektrische Antriebssystem im deutschen Werk im brandenburgischen Dahlewitz. Nimm das, Tesla!

Schlechtes Benehmen hat nun mal Folgen, Elon Musk!

Apropos Tesla: Laut dem aktuellen Arbeitgeber-Ranking der Stepstone-Tochter Universum  wollen Studierende der Wirtschaftswissenschaften am liebsten bei Porsche, Mercedes-Benz und BMW arbeiten, Tesla landet gerade noch auf Platz 15. „Tesla scheint sich als Arbeitgeber zu entzaubern“, wird Universum-Manager David Falzon in der “Wirtschaftswoche“ zitiert. Die Berichte über die Arbeitsbedingungen im Tesla-Werk in Grünheide sowie Elon Musks rüdes Verhalten dürften zu diesem Attraktivitätsverlust beigetragen haben. Bedenkenswert: Zwar ist überall nachzulesen, dass der Nachwuchs sich ach so sehr für Nachhaltigkeit interessiert – so richtig superdouper-absolut-nachhaltige Marken finden sich im Universum-Ranking aber nicht. Stattdessen steigt die Arbeitgeberattraktivität von Rüstungsunternehmen. Tja.

Herzlichen Glückwunsch, Katharina Reuter!

Und sonst noch? In aller Kürze:

  • Die Schweizer*innen haben sich am Sonntag in einem Referendum für mehr Klimaschutz ausgesprochen. Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral werden. Damit ist beschlossene Sache, dass der Öl- und Gasverbrauch schrittweise gesenkt, erneuerbare Energien ausgebaut und klimafreundliche Heizungen gefördert werden.
  • Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft (BNW), hat für ihr jahrzehntelanges Wirken im Bereich der nachhaltigen Wirtschaft das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.
  • Lesenswert für alle Marketingprofis in Baubranchen: Acatech, die Körber-Stiftung und das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Uni Stuttgart haben ihren TechnikRadar 2023 vorgelegt. Diesmal mit dem Schwerpunkt Nachhaltiges Bauen und Wohnen. Ein Ergebnis: Klimaschutz, erneuerbare Energien und der Einsatz energiesparender Geräte und Sanierungsmöglichkeiten sind den Befragten wichtig, Themen wie Photovoltaik und Solarthermie werden zunehmend relevant.
  • Der WWF moniert, dass die Zahl der rabattierten und beworbenen vegetarischen Grillprodukte im Vergleich zum Vorjahr um fast 45 Prozent zurückgegangen ist. Stattdessen würde der Handel vorzugsweise Billigfleisch rabattieren und bewerben. Bei der Umstellung hin zu einem nachhaltigeren Grillsortiment habe der Handel somit noch viel Luft nach oben.

Keine Bange, Herr Aiwanger!

Dazu passt: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) will künftig nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern auch die unseres Planeten in ihren Empfehlungen berücksichtigen. Deshalb überlegt die DGE, den empfohlenen Fleischkonsum von täglich 86 Gramm auf 10 Gramm herunterzusetzen. Wie gesagt: Es handelt sich um eine Empfehlung.

Der Shitstorm in den einschlägigen Boulevardmedien und anverwandten Organen war gewaltig. Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freien Wähler und Wirtschaftsminister Bayerns, zum Beispiel twitterte tatsächlich: „Esst Fleisch! Die ‚Deutsche Gesellschaft für Ernährung‘ sollte in ‚Deutsche Gesellschaft für Mangelernährung‘ umbenannt werden, wenn sie ernsthaft empfiehlt, nur noch 10 Gramm Fleisch pro Tag zu essen. Wollt ihr uns aushungern wie nach dem Krieg?“.

Der Mann kann beruhigt werden: Vom Aushungern sind wir hierzulande ein gutes Stück entfernt: Laut RKI waren in Deutschland im Jahr 2019/2020 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer übergewichtig.

Ihnen eine auf jeden Fall rundum gesunde Grillsaison!

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“