Serie „Lokale Marken-Held*innen“, Folge 3: Sternburg Bier

Es gibt wohl kaum ein Bier, dem so viele Punkbands ein Liebeslied gewidmet haben. Das Sterni aus Leipzig feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum. Dass es unterdessen einem Lebensmittelgiganten gehört, scheint dabei kaum jemanden zu stören.
Stern(i)stunden: Sternburg feiert im Jahr 2022 sein 200. JuBIERläum. (© Sternburg Brauerei )

Das Jahr 2022 feiert das Sternburg Export – besser bekannt als Sterni – unter dem Motto: „200 Jahre Sternburg. Eine Biermarke in Würze gealtert und immer noch sexy.“ Lässt es sich über den (Bier)-Geschmack hervorragend streiten, so herrscht doch in einer Sache Einigkeit: Sternburg ist Kult. Und das weit über die Leipziger Grenzen hinaus. 

Den Anfang der ganzen Sterni-Geschichte erzählt die Brauerei genauso, wie man es von ihr erwartet: schnörkellos. „Es war 1822 auf dem Rittergut Lützschena: Der Leipziger Kaufmann und Wollhändler Maximilian Speck von Sternburg kam zurück aus Bayern und hatte eine Idee. Warum nicht das beste Bier in der Region brauen, damit in 200 Jahren noch alle davon reden?“ 

„Weil Geld teuer ist“ 

Auf der Website und diversen Plakaten wird schnell klar, dass es im „Ju-bier-läums-jahr“ weniger um die Unternehmenshistorie geht als vielmehr um die ausgelassene Feierei. Denn mit Fanfesten, einem eigenen Festival und außergewöhnlichen Aktionen wie beispielsweise dem Bürostuhlhockey-Cup viele Gelegenheiten zum gemeinsamen Umtrunk zu schaffen, das ist Sternburg seit jeher genauso wichtig, wie die Tatsache, dass sich das jeder leisten kann.  

So wird das Sterni – das pro Liter derzeit zwischen 72 und 98 Cent zu haben ist – unter anderem mit den Slogans „Feierabend muss bezahlbar bleiben“ oder „Weil Geld teuer ist“ beworben. 

Sternburg-Fans sind für (fast jeden) Quatsch zu haben 

Seit 2014 ist eine riesige Nachbildung einer handelsüblichen Sternburg-Export-Flasche aus Kronkorken im Guinnessbuch der Rekorde zu finden. Die Flasche ist 2,60 Meter hoch, 360 Kilogramm schwer und besteht aus insgesamt 135.211 von einem Freundeskreis akribisch gesammelten Kronkorken der Leipziger Biermarke. 

Dabei handelt es sich nur um eine von unzähligen Fan-Aktionen, die von Sternburg nicht etwa mit einem stolzen Preisgeld, sondern lediglich mit „dem Kasten des Monats“ (von einem Mitarbeiter persönlich an die Haustür geliefert) honoriert werden. Damit unterstreicht die Marke einmal mehr, was ihre Fans so an ihr lieben: immer schön bodenständig bleiben! 

Tatsächlich gehört die Kultmarke Dr. Oetker 

„Sterni im Blut“, „Sternburg Song“, „Sternburg fürs Elsass“ oder einfach „Sternburg Export“ – es gibt wohl kaum ein anderes deutsches Bier, dem so viele Punksongs gewidmet wurden wie dem Sterni. Dabei zollen die Musiker ihrem Lieblingsbier oftmals nicht nur durch ihre Lyrics, sondern auch gleich noch durch die knallroten Bühnen-Outfits in Form von T-Shirts, Overalls, Jumpsuits oder Jogginghosen Tribut, die es im Online-Shop von Sternburg zu kaufen gibt. 

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Zu einem Mic- beziehungsweise Bier-Drop dürfte es nicht nur bei den Punkbands – die als solche nun mal keine großen Freunde des Kapitalismus sind – kommen, wenn sie erfahren, dass es sich bei der Sternburg Brauerei schon (sehr) lange nicht mehr um die kleine Kultmarke handelt, die jeden Support gänzlich verdient hat. Tatsächlich wurde Sterni schon im Jahr 2006 von der Radeberger Gruppe aufgekauft – und die gehört wiederum zum Lebensmittelgiganten Dr. Oetker.  

(hakl, Jahrgang 1985) ist freie Autorin bei der absatzwirtschaft. In Online-Redaktionen quasi aufgewachsen, leitet sie seit 2011 ihre geliebte Redaktionsagentur Schmier & Fink, die seit jeher auf das „Star Wars“-Motto setzt: „Do … or do not. There is no try.“