Offenbar ist es bei Carat nach fast fünf Jahren doch noch aufgefallen, dass der Dienstgang des Aleksander Ruzicka länger andauert, und er auf absehbare Zeit unpässlich sein wird. Denn Ruzicka sitzt seit dem 24.Oktober 2006 ununterbrochen in Haft. Unweit seines Arbeitsplatzes in Wiesbaden-Erbenheim im partiell idyllischen Weiterstadt neben einer Kompostierungsanlage. Am 25.Juli 2011 hat Carat den Arbeitsvertrag mit Ruzicka aus dem Jahr 1984 mit Wirkung zum 31.Dezember 2012 gekündigt. Carat und Ruzicka gehen ab dem Jahr 2013 getrennte Wege. Nach 28 Jahren Arbeit für diese Mediaagentur.
Wovon mindestens sechs Jahre erstaunliche Parallelen zum Kinohit „Rosenkrieg“ aufweisen. Auch zwischen Ruzicka und Carat (Aegis Media) flog das Porzellan an jede verfügbare Wand. In „Rosenkrieg“ klammern sich Michael Douglas und Kathleen Turner kurz vor Schluss an einen Kronleuchter bevor sie auf dem Boden der Realität aufschlagen und nicht nur ihrer Zweisamkeit ein Ende setzen…. Gott hatte sie selig und Danny de Vito sprach den letzten Segen… So arg ist´s bei Carat und Ruzicka zwar nicht gekommen, aber das Ende hatte alle Zutaten eines hollywood´schen Showdowns. Ruzickas Aufprall war mit elf Jahren und drei Monaten Haft brutal. Aber auch die Aegis Group plc. hat trotz steigender Umsätze seit dem Jahr 2007 – dem ersten Jahr ohne Europa-CEO Ruzicka – ihren Gewinn erfolgreich halbiert.
Nicht ganz unoriginell hat Carat versucht, den dramatischen Schritt der Scheidung im Sommerloch zu platzieren. Dennoch bleibt zunächst unklar, ob Aleksander Ruzicka diese Kündigung akzeptiert. Hat denn da alles seine Richtigkeit? Also, wurde er zweimal abgemahnt, weil er beispielsweise seit fast fünf Jahren nicht zur Arbeit erscheinen kann? Handelt es sich um eine fristgerechte betriebsbedingte Kündigung, und wenn ja, wie wurde sie nach 28 Jahren begründet? Gibt es einen Sozialplan?
Immerhin: Im Jahr 2013 wird Ruzicka 53 Jahre alt werden und könnte schwer vermittelbar sein. Neben der großzügigen Gehaltsfortzahlung und Erfüllung aller Sozialleistungen bis Ende 2012 darf Ruzicka übrigens vertragskonform die Aegis-Kantine in Wiesbaden-Erbenheim auf Lebenszeit nutzen – so er denn irgendwann wieder abkömmlich sein wird. Eine rein theoretische Möglichkeit. Ob es Aleksander Ruzicka grämt, dass er diese Bewirtung als außertariflichen Naturalrabatt und Freespace mit 100 Prozent Cashrabatt nicht genießen kann? Schließlich entgeht ihm nicht nur das Essen – ob es wohl besser ist als in seinem jetzigen Domizil? – sondern auch die feine Möglichkeit, seine kostenfrei erlangten Aegis-Essensmarken auf Ebay zu kapitalisieren und damit ein Bartergeschäft aufzubauen.