Einfach die Kosten auf andere abwälzen? Die EU-Kommission hat Google eine Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro aufgebrummt. Google aber hat die Macht, seine Dienste mit Lizenzen zu belegen und somit die Strafe umzulegen. Nicht, wie gedacht, auf die Hersteller, sondern auf die Verbraucher. Denn Smartphones könnten jetzt einfach noch teurer werden. Aber von vorn:
Insgesamt umfasst der Google Play derzeit rund 2,8 Millionen Apps. Es ist also ein Dienst, der zu den weltweit beliebtesten Anwendungen gehört und auf jedem Android-Smartphone vorhanden ist. Doch das soll sich nun ändern. Es ging um die Praxis von Google, dass Handy-Hersteller die Google-Suche, Chrome und andere Dienste auf Handys vorinstallieren mussten, um das Android-Betriebssystem kostenlos nutzen zu können. Bisher mussten Hersteller sich verpflichten, keine Android-Abwandlungen zu verkaufen, wenn sie Apps des Internet-Konzerns auf den Geräten haben wollen.
Wie reagierte Google?
Um den Vorgaben der Kommission nachzukommen, sind ab dem 29. Oktober die Google-Suche und der Browser Chrome als Ergänzung zum Play-Store optional verfügbar. Das teilte das Unternehmen mit. Laut Hiroshi Lockheimer, Senior Vice President von Google, wird es Handyherstellern nun freigestellt, eigene Betriebssysteme zu installieren. Der Haken ist aber offensichtlich, denn Google verlangt ab Februar 2019 für die Dienste nun eine Lizenzgebühr von den Herstellern. Google will von Android-Herstellern laut dem Technologie-Blog „The Verge“ bis zu 40 Dollar pro Gerät für die Installation seiner Apps in Europa erhalten. Und die Hersteller? Die schweigen bisher. Auf Anfrage der absatzwirtschaft bei Huawei und Samsung gab es keine Stellungnahme der Unternehmen – weder zum Urteil noch zu den neuen Lizenzen.
Keine Auswirkungen bei Vermarktern
Die Konsequenzen des Urteils scheinen aufgrund der Marktmacht von Google groß. Wie reagieren Vermarkter darauf? Die Vermarktungsgesellschaft IP Deutschland äußerte sich lediglich wie folgt: „Die von Google angekündigten Schritte haben weder unmittelbar noch mittelbar Auswirkungen auf die klassische Digitalvermarktung in Deutschland“. Eine andere Anfrage an Media Impact aus Berlin blieb bislang unbeantwortet.
Fragen bleiben also offen: Wie problematisch sehen Hersteller den Eingriff von Google? Gibt es Alternativen, um Google-Produkte nicht nutzen zu müssen? Werden sie die Gebühr auf die Verbraucher umlegen?
Die neuen Lizenzregeln sollen für alle Smartphones und Tablets gelten, die in den Europäischen Wirtschaftsraum geliefert werden. Dieser umfasst die 28 EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Zumindest bei hohen Lizenz-Beträgen könnten Hersteller gewillt sein, einen Teil der Gebühren durch Preiserhöhungen an die Verbraucher weiterzureichen. Doch der Android-Markt ist groß – mehr als zweieinhalb Milliarden Smartphones laufen unter Android – und die Verbraucher sind heute einer Marke nicht mehr so treu wie früher. Warum sollten Verbraucher einer Herstellermarke mit Googles Betriebssystem treu bleiben, wenn es genug Alternativen geben könnte? Ob Google da die Sprunghaftigkeit der Verbraucher berücksichtigt hat, bleibt abzuwarten.