Wie lässt sich eine Marke bekannt machen, die bisher vor allem im Hintergrund agierte, selbst wenn sie Millionen von Menschen während der Corona-Pandemie bei der Organisation ihres Homeoffice unterstützte? Oder provokativ gefragt: Wie lässt sich eine staubtrockene technische Angelegenheit wie Remote-Konnektivitätslösungen und Technologien zur Digitalisierung von Arbeitsprozessen spritzig darstellen?
Beim IT-Unternehmen Teamviewer, das Software für Fernwartung und Videokonferenzen anbietet und durch die explodierte Nachfrage nach Homeoffice-Lösungen zuletzt stark gewachsen ist, hat man sich diese Frage jüngst nach dem Motto „klozen statt kleckern“ beantwortet. In den Bereichen Motorsport und Profifußball wurden in kurzer Folge zwei millionenschwere Werbeverträge abgeschlossen, die sogar den Aktienanlegern kurzzeitig die Schweißperlen auf die Stirn trieben: Teamviewer wird Partner von Mercedes-AMG Petronas, dem Team von Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton in der Formel 1 sowie von Mercedes in der Formel E. Außerdem ziert die schwäbische Marke künftig als Hauptsponsor die Trikots des englischen Traditionsvereins Manchester United.
Thema Marketing wird neu im Vorstand angesiedelt
Für das Marketing und den Aufbau der Marke des aufstrebenden M-Dax-Konzerns zuständig, ist von kommender Woche an ein neues Gesicht: Lisa Agona wird globale Marketing-Chefin von Teamviewer, teilte das Unternehmen aus Göppingen am Donnerstag mit. Die Amerikanerin zieht neben Vorstandschef Oliver Steil und Finanzchef Stefan Gaiser in den nun dreiköpfigen Vorstand ein. Ihrem Vorgänger, Gautam Goswami, wurde diese Ehre noch nicht zuteil. Nun werde er sich einer neuen Aufgabe im Private-Equity-Bereich widmen, heißt es weiter.
Die neue Vorständin verfügt über langjährige Erfahrung im internationalen B-to-B-Marketing und Branding. Sie hatte bereits mehrere Führungspositionen bei US-Tech-Firmen inne. Als Marketingverantwortliche für den IT-Dienstleister Ensono, ihren letzten Arbeitgeber, habe ihre erfolgreiche Marketingstrategie maßgeblich zur Umsatzverdoppelung beigetragen. Davor war sie unter anderem Marketingchefin beim Informationsdienstleister Lexis Nexis und beim Beratungsunternehmen Accenture.
Auf Chicago, Atlanta und New York folgt Göppingen
Die Managerin, die an der Universität West Virginia und an der der Columbia in New York studiert hat, engagiert sich zudem im Bereich Diversität und Inklusion, etwa für die Frauenförderung in der Tech-Branche.
Die Einstellung der Amerikanerin, die ihr bisheriges Berufsleben nach eigenen Aussagen in Chicago, Atlanta und New York verbracht hat, ist ungewöhnlich, passt aber zur expansiven Strategie des Newcomers aus der schwäbischen Provinz. Agona selbst hat einmal gesagt: „Mit zwei Damenkostümen im Gepäch, wenig Bargeld und dem Traum, meine Karriere im Marketing zu starten, habe ich ein One-Way-Ticket nach New York gekauft und es nie bereut.“
Nun nimmt sie Deutschland in den Blick und zeigt sich im Vorfeld beeindruckt von der rasante Entwicklung ihres neuen Arbeitgebers: „Die Transformation von einem deutschen IT-Support-Unternehmen zu einem globalen Tech-Player, der die Digitalisierung in Unternehmen aller Größen und Branchen entlang der Wertschöpfungskette ermöglicht, ist einmalig. Die globalen Partnerschaften mit Manchester United und den Formel 1- und Formel E-Teams von Mercedes bilden eine fantastische Basis, die wir systematisch aktivieren werden.“