Less is Myom 

In dieser Folge des Markenchecks geht es nicht nur um ein hochinnovatives Produkt, sondern vor allem um einen inspirierenden und durchdachten Markenauftritt.
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Myom überzeugt mit modernem Branding. (© Myom, Landor; Montage: Olaf Heß)

Kurz vorweg, ich will hier nicht die bekannte Oatly-Debatte über Greenwashing oder den tatsächlichen Zuckergehalt von Hafermilch führen. Ich mag Hafermilch sehr gerne und seitdem sie für mich die Kuhmilch ersetzt, lasse ich beim Kaffee den Zucker weg. 

Aber darum soll es heute nicht gehen, sondern um einen großartigen Markenauftritt und ein tolles Produkt: Myom. Das steht für “Make your own milk” und kommt aus Großbritannien. Tatsächlich handelt es sich um eine auf 88 Prozent konzentrierte Paste, die, verdünnt mit Wasser, eine sehr schmackhafte Hafermilch ergibt und dabei Tonnen von Verpackungsmaterial spart. 

Myom setzt auf modernes Food Branding 

Bei uns ist das Produkt noch nicht erhältlich, aber das Start-up um den Markenerfinder Mike Curtis (arbeitete lange für Adidas, Samsung und Virgin) sorgt auf der Insel und bei Award-Shows für Furore. Letzteres liegt vor allem an dem sehr inspirierenden und durchdachten Markenauftritt von Landor. Sie haben bei Myom alle Register gezogen, die man bei einem modernen Food Branding ziehen muss.

Es beginnt beim milchartig anmutenden, variablen Font, aus dem das Logo entstanden ist und der die gesamte Kommunikation der Marke trägt. Zusammen mit dem die Kategorie definierenden Farbcode aus Cyanblau und Weiß schafft es diese kleine neue Marke, sich schnell breitzumachen in der Wahrnehmung der Verbraucher*innen. Dazu noch dieser großartige Name, der gesprochen außerordentlich tasty klingt: “Mjam” – Myom. 

Semantik, Typografie, Wiedererkennbarkeit 

So geht es: Wenn Du wenig Budget hast, sei so einfach und eindeutig wie irgendwie möglich. Die semantische Milch-Assoziation gepaart mit dem innovativen Einsatz von Typografie bleibt im Kopf. Alles Weitere erledigt das Produktkonzept, das mit einem flachen Packaging daherkommt und damit zugleich präsent wie platzsparend wirkt. Auch hier finden wir wieder Semantik – so ist die Verpackung inspiriert von einer flachgedrückten Milchpackung und vermittelt dem Verbraucher sofort das Motto “choose taste, not waste”. 

Für mich ist Myom ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man nachhaltiges Design lecker macht. 

Less is more – ganz ohne Öko-Grün und den obligatorischen Braunkarton. Dafür mit einzigartiger Wiedererkennbarkeit. Iconic!

Heinrich Paravicini ist Co-Gründer und Chief Creative Officer von Mutabor, Designagentur und Markenberatung mit Sitz in Hamburg, München und Berlin. Mit mehr als 180 Mitarbeiter*innen gehört Mutabor heute zu den größten unabhängigen Agenturen der Kreativbranche in Deutschland. Paravicini lebt und arbeitet in Hamburg und überall dort, wo Mutabor-Projekte entstehen.