Irgendwie werde ich bei diesen Typen mit den weichen weißen Händen das Gefühl nicht los, dass sie mir bekannt sind. Solche Sportler standen immer mit mir an der Startlinie. Starker Auftritt, vor Selbstbewusstsein strotzend, die buntesten Rennanzüge. Sie waren es, die im Ziel immer die besten Gründe hatten, warum es nicht so lief, wie sie es sich vorgestellt hatten. Da waren der ungünstige Gegenwind auf der ersten Teilstrecke, die große Hitze, der Regen, die lange Reise, der starke Gegner oder einfach unerklärliche Gründe.
Im antiken Griechenland wurde nackt Sport getrieben. Das war wohl praktischer, aber es hatte auch einen tieferen Sinn: Gerade beim Sport sollte jeder zeigen, wie ernst er es mit seinem Körper und Geist meinte, wie stark sein Wille war. Fettpölsterchen, Bauchansatz oder ein gebeugter Rücken waren nicht zu kaschieren. Ein kurzer Blick genügte, und man wusste, wen man vor sich hatte. Solche Methoden der Persönlichkeitsbeurteilung sind ja heute nicht mehr gängig, doch führt es im gewissen Sinn dorthin, was wir Sportler so lieben: die möglichst objektive Beurteilung unserer Leistungsfähigkeit. Ist die gelaufene Zeit schlecht, dann ist man auch schlecht gelaufen. Es ist doch ganz einfach. Wenn der Startschuss fällt, muss jeder zeigen was er kann. Jede Hürde, die im Weg steht, muss übersprungen werden. Zögern bringt schon die Niederlage. Gegenwind? Kreativität für eine andere Renngestaltung ist die Lösung, manchmal auch pure Kraft. Dafür muss man natürlich trainiert haben. Doping bringt da nicht viel. Solche unehrlichen Methoden haben sich noch nie ausgezahlt.
Und wenn wir doch verlieren? Es ist doch das Wesen des Sports, dass wir Niederlagen einstecken müssen. Beenden wir deshalb unsere Laufbahn, scheuen wir das Risiko und treten gar nicht mehr an, oder wandern wir in konkurrenzarme Gegenden ab? Nein, wir analysieren unseren Misserfolg, planen neu, trainieren hart und versuchen es wieder gegen härteste Widersacher. „Für diesen Leistungssport muss man sich aber schrecklich quälen“, höre ich immer wieder. Dabei ist es für uns Abenteuer und Spaß. Quälten wir uns, hätten wir es schon längst aufgegeben.
Und die deutsche Wirtschaft? Die Leistungsträger müssen nur mit ganzem Herzen dabei sein und keine Kreativität und kein Risiko scheuen. Und das Handy etwas leiser stellen.
Über den Autor: Dr. Harald Schmid ist Inhaber der pr400 – Agentur für Sport und Kommunikation, Hasselroth.