Vor allem künstliche Zusätze wie Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker oder chemische Zusatzstoffe sorgen laut der Studie der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) für Verunsicherung. 48 Prozent der Befragten halten Lebensmittel aufgrund dieser Inhaltsstoffe für unsicher. Verbraucher, die sich über Zusatzstoffe informieren möchten, stehen oftmals vor Verständnisproblemen. Beinahe die Hälfte der Befragten gibt an, selbst nach genauem Lesen der Produktbeschreibung nicht sagen zu können, welche Inhaltsstoffe das Nahrungsmittel enthält (44 Prozent).
Unwissenheit über Art und Ablauf der Kontrollen
Lebensmittelskandale wie Dioxin in Eiern, Pferdefleisch in der Lasagne oder Gammelfleisch im Döner werden von Verbrauchern wahrgenommen und tragen zur Verunsicherung bei. Die Mehrheit der Befragten hat den Eindruck, dass Lebensmittelskandale zugenommen haben (54 Prozent). Dem Thema Lebensmittelkontrollen hingegen wird deutlich weniger Aufmerksamkeit zu Teil. Jeder vierte Befragte sagt aus, er sei nicht sicher, ob Lebensmittel in Deutschland überhaupt kontrolliert werden (24 Prozent). Auch bei der Frage, wie solche Kontrollen generell aussehen, herrscht in weiten Teilen Ahnungslosigkeit.
Nur 28 Prozent der Befragten haben eine Vorstellung davon, welche Kontrollprozesse und -instanzen Nahrungsmittel durchlaufen, bevor sie in den Handel kommen. Entsprechend populär sind Forderungen nach strengeren Kontrollen: Beinahe drei Viertel der Befragten sprechen sich für diese aus (73 Prozent). Dabei ist der Wunsch nach strengeren Kontrollen in der Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen stärker ausgeprägt als unter den jüngeren Befragten im Alter zwischen 18 und 34 Jahren (81 versus 67 Prozent).
Strenge gesetzliche Vorgaben für Lebensmittelindustrie
Für Udo Hansen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V., klaffen beim Thema Lebensmittelsicherheit Kontrollpraxis und die Wahrnehmung der Verbraucher deutlich auseinander: „Lebensmittel in Deutschland sind sehr sicher, denn die Kontrollen und Prüfungen sind so streng, dass sich Hersteller und Lieferanten keine Unachtsamkeit leisten können.“
Im Branchenvergleich unterliege die Lebensmittelindustrie sogar den strengsten gesetzlichen Vorgaben, betont Hansen. Die Umfrageergebnisse machten deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. „Um das Vertrauen der Verbraucher in die Produkte der Nahrungsmittelindustrie zu stärken, ist Aufklärungsarbeit von Seiten der Unternehmen und der Politik gefragt“, erklärt der DGQ-Präsident.
Handlungsfelder für Unternehmen und Politik
Aufgrund der Ergebnisse der Verbraucherbefragung sieht die DGQ Handlungsbedarf sowohl auf Seiten der Produzenten als auch der Politik. Unternehmen rät sie, stärker darüber aufzuklären, wie Lebensmittel hergestellt, verarbeitet und kontrolliert werden, bevor sie in den deutschen Handel gelangen.
Für die Verbraucher hilfreich seien auch umfangreiche Informationen zu den Hintergründen von Lebensmittelrückrufen. Dadurch könnten Verbraucher für die Tatsache sensibilisiert werden, dass entsprechende Rückrufaktionen in der Regel Vorsichtsmaßnahmen und nur in ganz seltenen Fällen gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe die Ursache sind – hier verweist die DGQ auf den Pferdefleisch-Skandal. Und schließlich müsse es mehr Transparenz bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln geben, damit alle Verbraucher Produktbeschreibungen nachvollziehen könnten. (DGQ/asc)