Lebensmittel retten mit KI

Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden laut Fraunhofer-Institut pro Jahr in Deutschland vernichtet. Nun treibt ein neu gegründetes Konsortium mithilfe von KI die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung voran.
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Lebensmittelverschwendung soll mithilfe von KI verringert werden. (© Stocksy)

Mehr als 30 Partner aus Industrie, Handel, Wissenschaft sowie Verbänden und NGOs haben sich in dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekt „REIF“ zusammengeschlossen. „REIF“ steht für Resource-efficient, Economic and Intelligent Foodchain. Einen digitalen KI-Marktplatz mit innovativen Services gegen Lebensmittelverschwendung hat die Initiative jüngst erfolgreich eröffnet.

Die neue Onlineplattform verfolgt im Wesentlichen zwei Ansätze, für die auf KI basierende Services entwickelt und getestet wurden: Zum einen können Unternehmen mithilfe der Services verschiedene Maßnahmen für die jeweiligen Wertschöpfungsstufen entlang der gesamten Supply Chain umsetzen. Damit sind beispielsweise eine optimierte Maschinensteuerung oder dynamische Preissysteme im Einzelhandel gemeint. Zum anderen ermöglichen die angebotenen Services, die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren zu erleichtern. Dies gelingt durch den effizienten Austausch von Prognosen und Analysen. So können zum Beispiel konkrete Lieferzeitpunkte für Landwirte auf Basis der Produktionsplanung des Schlachthofs ermittelt werden.

Ferner bietet der Marktplatz Optionen wie Absatzprognosen anhand von Wetterdaten, Feiertagsinformationen oder Konjunkturerwartungen. Damit lassen sich die Preise von Waren mit relevantem Mindesthaltbarkeitsdatum dynamisch berechnen und deren Verschwendung im Supermarkt durch rechtzeitige Abverkäufe deutlich verringern. Letztendlich unterstützt die KI die Entscheidung, welche Produkte in welcher Reihenfolge und in welcher Menge produziert werden. Auch das Mischen von Zutaten lässt sich ressourcenschonender und zielgenauer steuern, um durch eine Erhöhung der Mindesthaltbarkeit sowie der Produktqualität die Lebensmittelverschwendung zusätzlich zu reduzieren.

Standardisierte Prozesse unabdingbar

Professor Stefan Braunreuther von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Augsburg betont stellvertretend aus Sicht der Konsortialführung: „Ein Miteinander ist bei sämtlichen Anstrengungen unabdingbar, Kollaboration und standardisierte Prozesse sind wichtig.“ Schließlich entstünden Lebensmittelverluste auf allen Stufen der Wertschöpfung – von der Landwirtschaft über die Verarbeitung und Logistik bis in den Handel beziehungsweise bei den Konsumenten zu Hause. „Kein Unternehmen kann die Anforderungen allein erfüllen“, betont Braunreuther.

Die Lebensmittelverschwendung entstehe größtenteils durch saisonale Schwankungen bei Angebot und Nachfrage, so der Wissenschaftler: Überproduktion und Ausschuss seien die Folge. Darüber hinaus tragen strenge Anforderungen an die Produktsicherheit oder proprietäre Systeme bei der Lebensmittelverarbeitung ihren Anteil bei. Das Forschungsprojekt REIF hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, den unnützen Ressourcenverbrauch in der Lebensmittelindustrie mithilfe von KI drastisch zu reduzieren. Braunreuther: „Je mehr Stakeholder sich aktiv beteiligen, umso größer wird der Erfolg sein.“