Von
Vorhang auf zur neuen Berichtssaison an der Wall Street – jener Zeit im Jahr, in der eine Verfehlung bei der Bilanzvorlage um wenige Cent ein paar Milliarden kosten kann. Diese Erfahrung machte nach Handelsschluss einer der ganz großen Überflieger des bisherigen Börsenjahres: Der Streaming-Anbieter Netflix verlor nach Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene dritte Quartal nachbörslich in der Spitze 15 Prozent.
Der Grund: Die immer höheren Erwartungen der Wall Street. Zwischen Anfang Juli und Ende September konnte Netflix Umsätze von 1,74 Milliarden Dollar ausweisen und verfehlte damit hauchdünn die Analystenschätzungen, die bei 1,75 Milliarden Dollar gelegen hatten.
Nettogewinn mehr als halbiert
Deutlich wurden dagegen die Konsensschätzungen beim Gewinn je Aktie verfehlt: Statt der durchschnittlich prognostizierten 12 Cent je Aktie erlaubte sich der von Reed Hastings geführte Internetkonzern den Luxus, nur 7 Cent je Anteilsschein auszuweisen. Das entspricht einem Nettogewinn von lediglich 29 Millionen Dollar – im Vergleichszeitraum im Vorjahr blieben unterm Strich noch 59 Millionen Dollar hängen.
Als Grund für die sinkenden Einnahmen führte CEO Reed Hastings die gestiegenen Investitionen für die Expansion im Ausland an. Tatsächlich entwickelte sich der internationale Abonnentenzuwachs besser als erwartet: 2,74 Millionen Neukunden konnte Netflix im abgelaufenen Dreimonatszeitraum im Ausland verbuchen. Die Wall Street hatte lediglich mit 2,45 Millionen neuen Abonnenten gerechnet.
Nur 880.000 neue Abonnenten in den USA
Trotzdem verlangsamt sich das Wachstum der Kundenneugewinnung – im zweiten Quartal konnte Reed Hastings noch 3,3 Millionen neue zahlende Mitglieder verkünden. Sauer stießen Anlegern und Analysten zudem die Zuwächse im Heimatmarkt auf: Lediglich 880.000 neue Mitglieder konnte Netflix in den USA verbuchen. Die Analystenschätzungen hatten dagegen bei 1,15 Millionen neuen Abonnenten gelegen.
Entsprechend verlief die Reaktion der Börse nach Handelsschluss: Die Netflix-Aktie stürzte zunächst um 15 Prozent ab, ehe Schnäppchenjäger zugriffen und das Minus auf 5 Prozent begrenzten. Seit Jahresbeginn liegen die Anteilsscheine des Streamingdienstes immer noch enorme 120 Prozent im Plus.