Seit Gründung der re:publica seien Respekt und der Wunsch nach Vielfalt die Grundlage ihres Tuns; sagen die Organisatoren. „Positives Nach-vorne-Denken, Neugierde und Offenheit bestimmen den Spirit der Veranstaltung. Mit „Love Out Loud!“ möchten wir daran erinnern, wofür die re:publica noch immer steht“, heißt es zum Motto, das zugleich ein Statement sein soll. Wie wir setzt sich die re:publica mit positivem Geist für mehr Vielfalt ein. Sie ist eine der wenigen Konferenzen, die Jahr für Jahr demonstriert: „Geht doch!“ Hier sind die Bühnen immer wieder gleichberechtig mit weiblichen und männlichen Speakern besetzt.
Rückschläge erleidet jeder
Mit der Women Speaker Foundation arbeiten wir seit rund sieben Jahren ebenfalls dafür, dass mehr Expertinnen und Managerinnen auf den Bühnen stehen. Wir unterstützen die Rednerinnen dabei, dass ihr Auftritt gelingt, wir motivieren ebenso zu positivem Denken, Neugierde, Mut und Offenheit. Mit viel Erfolg, aber auch mit Rückschlägen. Rückschläge verbergen sich natürlich in der Einsicht, dass noch immer viel zu wenig Keynotes auf den wichtigsten Konferenzen – aber auch Chefposten in den Unternehmen – weiblich besetzt sind. Rückschläge erleiden wir aber auch, wenn wir feststellen müssen, dass Frauen sich unter Wert verkaufen. Wenn sie zu leise sind. Wenn sie sich am Ende doch nicht trauen und absagen. Oder wenn sie sich nicht deutlich wahrnehmbar in die erste Reihe stellen und authentisch und überzeugend für ihr Thema eintreten.
„Speak out loud“ – ein Schlachtruf
Ein Blick auf die so viel besprochenen Online Marketing Rockstars zeigt zum Beispiel, dass die großen Speaker, die im Gedächtnis bleiben, einmal wieder Männer waren. „Shout out loud!“ Keine Frage, ein Bonin Bough, ein Gary Vaynerchuk oder ein Casey Neistat haben eine klare Botschaft und beherrschen noch dazu die Kunst der Selbstinszenierung perfekt. Sie verstehen es, auch im Business die nötige Show zu veranstalten, um gehört zu werdenund im Gedächtnis zu bleiben. Sie inszenieren sich erfolgreich als Marke. Der große Auftritt gehört ihnen.
„Speak out loud“ ist daher ein Schlachtruf, den sich auch die Frauen zu eigenen machen dürfen. Die so vielbeschworene – weibliche – emotionale Intelligenz kommt gut auf der Bühne, das Authentische überzeugt genauso wie weiblicher Charme. Gekonnt in Szene gesetzt ist dies genau das, womit Frauen auf der Bühne, in Konferenzen, aber auch in Meetings und Präsentationen punkten können.
Die „Speaking out loud“-Prinzipien
Auch die Working-out-Loud-Prinzipien, eines John Stepper – der gerade eine Business-Bewegung um seine Idee aufbaut – bringen das zur Sprache, wofür wir uns in unserer Arbeit mit den Speakerinnen und im Aufbau von Persönlichkeitsmarken immer einsetzen: Sie lassen sich ganz hervorragend darauf übertragen, was wir tun müssen, um es in die erste Reihe zu schaffen: Aus den Working-out-loud Prinzipien von Stepper lassen sich „Speaking out loud“-Prinzipien ableiten:
1. „Visible work“: Macht eure Arbeit sichtbar. Nutzt dafür jede Bühne.
2. „Purposeful discovery“: Geht neugierig aber zielgerichtet vor und findet euer Thema!
3. „Generosity“: Es geht nicht nur um euch. Es geht um Inhalte, die auch andere weiterbringen. Beiträge mit inhaltlicher „Größe“ bleiben in Erinnerung.
4. Relationsships: Baut euer soziales Netzwerk auf.
5. A growth mindset: Seid neugierig, probiert neues aus und sagt laut und deutlich ja, wenn ihr die Chance bekommt, eure Arbeit zu präsentieren!
All die Prinzipien, Initiativen und Anstrengungen für mehr Diversity auf der Bühne und in den Unternehmen zeigen jedoch auch Erfolg. Seit der ersten re:publica, seit dem Start der Women Speaker Foundation und durch das unermüdliche Tun vieler weiterer Organisationen, ist viel passiert. Wir beobachten eine ganze Reihe spannender Frauen, die als Role-Models die Chefetagen und Konferenz-Bühnen stürmen – darunter viele Spitzenmanagerinnen in den großen deutschen Unternehmen darunter eine Monique R. Siegel, die Grand-Dame der Trendforschung, die heute intensiv für Frauen in der Wirtschaft eintritt, oder Julia Jäkel (Gruner+Jahr), Sabine Bendiek (Microsoft), Beatrice Guillaume-Grabisch (Nestlé), Hildegard Wortmann (BMW), Lisa Davis (Siemens), Martina Koederitz (IBM), Tina Müller (Opel) oder Antje Neubauer (Deutsche Bahn) und viele mehr. Auch in der Politik.
In den USA ist das Thema in aller Munde
Wir freuen uns auch über eine neue Generation Managerinnen und Speakerinnen, wie eine Lea-Sophie Cramer (Amorelie), eine Nora Beckershaus (refinery), eine Franzi Kühne (TLGG), eine Allisée de Tonnac (Seedstar World) oder eine Magdalena Rogl (Microsoft), die mit einer neuen Leichtigkeit und „Liebenswürdigkeit“ ihr Publikum begeistern. „Love out loud!“ Auch der Blick über den großen Teich in die Marketing und Medienbranche (und einmal nicht in die Politik) lehrt uns noch etwas: In den USA ist das Thema in aller Munde, die Vorteile liegen klar auf dem Tisch und es gehört zum guten Ton, dass sich auch die Männer für mehr Diversity einsetzen und Frauen in ihren Organisationen fördern: Ein Andrew Robertson, Chef von BBDO, unterstützt zum Beispiel das Thema laut und deutlich und wird auch in der deutschen Marketingfachpresse dazu zitiert. Shelly Zalis, die Gründerin der Organisation Girls-Lounge, hat nicht nur Frauen, sondern auch die führenden männlichen Manager auf ihren Events zu Gast. Denn allen ist hier inzwischen klar: Das ist kein Thema, das die Frauen alleine stemmen. Das geht nur gemeinsam. Dann aber auch mit Erfolg: Bei BBDO etwa sind laut der deutschen Finanzchefin Marianne Heiß in den USA Frauen und Männer fast gleichstark in der Agentur vertreten.
Über diese Erfolge dürfen wir uns auch schon einmal laut freuen. Und zwar so, wie es das im Netz bekannt gewordene Akronym LOL im eigentlichen Sinne meint: Laugh out loud!