In New York kommt der Milchmann wieder in private Haushalte. Procter & Gamble, Unilever, Nestlé, PepsiCo, Danone, Mars Petcare, Mondelez International und andere haben sich zu der Initiative Loop zusammengetan. Das Projekt entstand auf Initiative des Weltwirtschaftsforums in Davos. Es soll Plastikmüll reduzieren und Verbrauchern eine Alternative zum Recycling bieten.
Die Grundidee: Der Kunde erhält das Produkt, aber das Unternehmen besitzt die Verpackung. Loop bietet derzeit rund 300 Artikel – darunter Markenprodukte wie Tide-Waschmittel, Pantene-Shampoo, Häagen-Dazs-Eis und Crest-Mundwasser – in wiederverwendbaren Verpackungen an. Nach dem Gebrauch der Produkte stellen die Kunden die leeren Behälter in einem Stoffbeutel vor ihrer Haustür ab. Sie werden dann von einem Lieferservice abgeholt, gereinigt, nachgefüllt und wieder an die Verbraucher ausgeliefert. Noch ist Loop ein Experiment, das von mehreren Tausend Verbrauchen in New York und Paris getestet wird. Ende 2019 will die Initiative nach London und 2020 nach Toronto, Tokio und San Francisco expandieren.
Ware wird per Versand an die Haustür geliefert
Loop startet zunächst digital. Verbraucher können sich Waren wie herkömmlich bestellte Produkte liefern lassen. Sie zahlen zunächst einen Pfand für die Verpackung. Lassen sie den Behälter nicht wieder auffüllen und abholen, erhalten sie die Anzahlung zurück. Der Prozess wird von TerraCycle abgewickelt. Das Unternehmen aus New Jersey hat sich einen Namen gemacht, indem es schwer zu recycelnde Abfälle zu neuen Produkten verarbeitet.
Bisher haben Verbraucher jede Bemühung großer und kleiner Marken vereitelt, Produkte und Liefermodelle zu entwickeln, die Abfälle reduzieren. In den meisten Fällen glaubten sie, dass die Produkte minderwertig sind. Seit dem Beginn der Recyclingbewegung vor etwa 30 Jahren haben Unternehmen eine Reihe von Programmen ausprobiert, die es den Verbrauchern ermöglichen, Verpackungen immer wieder zu verwenden. Es hat sich gezeigt: Der Verbraucher will zwar theoretisch Verpackungen vermeiden, aber dafür nichts tun müssen. Loop versucht, dieses Hindernis zu überwinden.
Firmen sollen für das Recycling verantwortlich sein
Die fundamentale Ursache für Müll ist die Entsorgung. Kunden wollen alle Produkte immer zu vernünftigen Preisen bequem erhalten können. An diesem Grundsatz kommt kein Unternehmen vorbei, so die Initiatoren von Loop. Darum muss das Modell umgekehrt werden und die Firmen für das Recycling verantwortlich sein. Die Kunden handeln wie immer: Sie konsumieren daheim und stellen den vermeintlichen Müll an die Straße. Nur, dass dieser Müll nun aus wiederverwendbaren Behältern besteht und von Loop abgeholt und nochmals benutzt wird. Zudem bekommen die Konsumenten vorher die Waren direkt nach Hause geliefert.
Loop setzt bewusst auf Sichtbarkeit. So sind die Behälter und Stoffbeutel zur Entsorgung mit großen Logos versehen. Sie sollen wie ehemals Litfaßsäulen an den Straßenecken wirken, wo die Behälter abgeholt werden. Für Unternehmen bedeutet das neue Modell zudem, nicht nur neue Verpackungen für die Plattform zu entwickeln, sondern auch neue Produkte zu erfinden. So entwickelte Unilever eine Alternative zur Zahnpasta. Es handelt sich um eine kleine Tablette Zahnpulver. Konsumenten kauen diese zuerst, um dann wie gewohnt zu putzen. Das Produkt ist vollständig recycelbar und wird in nachfüllbaren Gefäßen geliefert.
Jeder vierte Verbraucher will nachhaltig konsumieren
Die großen Markenpartner glauben an die Schlagkraft des Projekts. „Wir sehen, dass rund 25 Prozent der Verbraucher Marken kaufen möchten, die einen nachhaltigeren Fußabdruck hinterlassen“, heißt es bei Unilever. „Loop bietet erstmals die Chance, Teil eines größeren Konsortiums zu sein, in dem Verbraucher eine viel breitere Produktpalette erhalten und das Gefühl haben, direkt Abfall zu vermeiden ohne Extraarbeit zu haben.“
Procter & Gamble sieht neben den Umwelt- auch Marketingvorteile. „Loop entwickelt eine sehr enge Beziehung zum Verbraucher und baut Loyalität auf“, so das Unternehmen. Noch muss sich Loop in der Realität beweisen. Die größte Herausforderung wird sein, Konsumenten zum wiederholten Bestellen zu motivieren. In der Vergangenheit probierten Verbraucher zwar neue Einkaufsmodelle aus, bestellten aber selten ein zweites Mal. „Unter Umweltgesichtspunkten sind fünf Wiederauffüll- und Wiederverwendungszyklen erforderlich, damit sich die einzelne Verpackung lohnt und positiv auswirkt“, so TerraCycle.