Die Inflation hat 2022 den Geldbeutel vieler Konsument*innen geschmälert. Das Statistische Bundesamt rechnet mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 7,9 Prozent. Für Lebensmittel und Energie liegt der Wert noch höher. Viele Haushalte mussten sparen. Ausgaben für Medien und Unterhaltung scheinen davon aber kaum betroffen zu sein, wie eine Nielsen-Befragung im Herbst 2022 zeigte. Lediglich 21 Prozent der Befragten gaben an, bei Medien und Telekommunikation weniger ausgeben zu wollen.
Ein anderes Bild zeigte sich bei Aktivitäten, die außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden: 59 Prozent der Befragten gaben an, dass sie beim Essengehen sparen, 53 Prozent bei Urlaubsreisen, 50 Prozent bei Kleidung und beim Besuch kultureller Veranstaltungen wie Theater und Konzerten.
Wenn Konsument*innen an ihren Ausgaben für Medien und Telekommunikation sparen, so ist eine Sparte als erstes dran: Diejenigen, die sparen wollen, haben nämlich vor allem ihre Abos im Blick. 50 Prozent der Befragten zogen in Erwägung, diese zu kündigen. Das sind schlechte Neuigkeiten für Streaming-Dienste. Manche von ihnen haben aber bereits eine Lösung parat. Netflix lockt beispielsweise mit werbefinanzierten Abo-Modellen. Die sind günstiger – und könnten damit im Portfolio von sparsamen Konsument*innen eher fortbestehen.
Streaming-Trend hält weiter an
Streaming generell scheint weiterhin auf dem Vormarsch zu sein. Dabei trotzen viele Konsument*innen dem fragmentierten Markt: 93 Prozent von ihnen sagten, dass sie ihre Nutzung 2023 sogar erhöhen wollen. Diejenigen, die bereits einen oder mehrere Streaming-Anbieter abonniert haben, sind mit der Zersplitterung zwischen Netflix und Co. jedoch nicht zufrieden. Einige wünschen sich einen einzelnen Anbieter, der die Angebote bündelt, „eher wie TV-Kanäle“. Den Nielsen-Ergebnissen zufolge äußern sich so 64 Prozent der Abonnent*innen.
Im Jahresvergleich zeigt sich außerdem, dass immer mehr Deutsche Streaming-Dienste nutzen. Das gilt besonders für ältere Menschen, denn sie sind unter den Nutzer*innen bisher am wenigsten vertreten. Für sie verzeichnet die Nielsen-Befragung den größten Zuwachs an Streaming-Nutzer*innen im Vergleich zum Vorjahr. Bei den 55- bis 69-Jährigen legten sie um zwölf Prozentpunkte zu (40 Prozent auf 52 Prozent). Inwiefern diese Entwicklung aber mit den aktuellen Krisen zusammenhängt, bleibt unklar.
Die Mediennutzung per se hat sich allerdings kaum verändert. Der Anteil derjenigen, die ein Smartphone nutzen, stieg im letzten Jahr auf 96 Prozent. TV-Nutzung wiederum blieb unverändert bei 92 Prozent. Printmedien erlitten die größten Verluste. Hier sank der Wert um sechs Prozentpunkte auf 56 Prozent. Diese Entwicklung scheint in den jüngeren Generationen besonders drastisch zu sein. Unter den 18- bis 34-Jährigen ermittelte Nielsen einen Rückgang von 58 Prozent auf 47 Prozent.