Konsumverhalten in der Krise – Folge 2: Konsumklima

In der Krise hat sich das Konsumverhalten gewandelt - oder? Wir haben bei fünf Marktforschungsinstituten nachgefragt, was sich wirklich verändert hat. Heute: GfK.
Einkaufswagen
Das Konsumklima in Deutschland ist laut GfK auf Erholungskurs. (© Unsplash)

Eines ist klar – die Konsumstimmung im vergangenen Jahr war gedrückt. Nun scheint sich die Verbraucherlaune teilweise zu erholen. Der Konsumklima-Index von GfK liefert einen umfassenden Einblick in die gegenwärtige Lage. Im Februar lag der Index bei -33,8 Punkten. Laut dem GfK-Konsumexperten Rolf Bürkl ist das der fünfte Anstieg in Folge. Den Grund dafür sieht er in der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung. „Zuletzt gesunkene Preise für Energie, aber auch Meldungen, dass in diesem Jahr eine Rezession in Deutschland nach Einschätzung der Experten nun doch vermieden werden kann, lassen den Optimismus ganz langsam zurückkehren“, lässt sich Bürkl in einer entsprechenden Mitteilung zitieren.

Dieses Muster spiegelt sich darüber hinaus in der Einkommenserwartung der Verbraucher*innen. So gehen inzwischen weniger Deutsche davon aus, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten Monaten verschlechtern wird. Die Februar-Erhebung kommt hier zwar erneut auf einen negativen Wert von -27,3 Punkten. Im Vergleich zum Vormonat stellt das jedoch Plus von 4,9 Punkten. Diesen Sprung führt GfK auf die zuletzt weniger stark gestiegenen Energiepreise zurück.

Ebenso haben sich die Konjunkturaussichten wesentlich verbessert. Im Februar setzten sie ihren Aufwärtstrend fort, mit einem Plus von 6,6 Punkten lag der Wert bei 6 Punkten. Konsument*innen gehen also nicht mehr davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern wird. Erstmals seit Beginn des Krieges in der Ukraine landet der Indikator damit über null. Das entspricht auch der Meinung der meisten Expert*innen. Der Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung prognostiziert ein Plus von 0,2 Prozent, was das Bruttoinlandsprodukt betrifft.

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Konsument*innen sind weiterhin zurückhaltend

Insgesamt scheint sich die Lage wesentlich zu verbessern. Dies übersetzt sich aber nicht in eine gestiegene Anschaffungsneigung. Was größere Anschaffungen betrifft, sind Konsument*innen nämlich zurückhaltend. Mit einem Plus von 1,4 liegt der Wert hier bei -17,3 Punkten. Im letzten Jahr konnte GfK dabei ein Auf und Ab identifizieren. Im Gespräch mit der absatzwirtschaft führt der GfK-Konsumexperte Bürkl das auf die Verunsicherung der Verbraucher*innen zurück. Trotz der zaghaften Verbesserungen sind Konsument*innen weiterhin vorsichtig.

Beim alltäglichen Einkauf orientieren sie sich daher um. Insbesondere im FMCG-Bereich sind Sonderangebote deswegen hoch im Kurs. Handelsmarken gewinnen ebenso an Gewicht. Im Gegensatz dazu sind die Umsätze im Elektronikbereich gesunken. Während Corona richteten viele Beschäftigte ihr Homeoffice ein – die Umsätze kletterten nach oben. Nun allerdings ist die Nachfrage nicht mehr so hoch.

Letztlich spielt der Preis für viele Verbraucher*innen aktuell eine große Rolle. Nachhaltiger Konsum scheint im letzten Jahr trotzdem nicht an Bedeutung verloren zu haben. So hielt sich der GfK-Nachhaltigkeitsindex verhältnismäßig stabil. Im Januar 2023 hingegen verzeichnete GfK einen Rückgang auf 93,3 Punkte. Der Durchschnittswert lag 2022 bei 100 Punkten.

(js, Jahrgang 2001) ist seit Juli 2023 freier Autor der absatzwirtschaft. Er ist fasziniert von neuen Technologien und der Frage, warum Konsumenten das tun, was sie tun. Außerdem ist er ein wahrer Espresso-Enthusiast.