Während die deutschen Verbraucher nach wie vor gerne einkaufen, kämpft der exportorientierte Teil der Wirtschaft mit der schwachen Nachfrage im Ausland. Das betrifft sowohl die Länder in der Europäischen Union als auch Schwellenländer wie Russland, China und Brasilien. Dort ist die Wirtschaft in den vergangenen Jahren teilweise sehr stark gewachsen. Die Wachstumsraten sind inzwischen jedoch nur noch im einstelligen Bereich. Und die Verbraucher dort haben ihren Bedarf an materiellen Dingen zu einem großen Teil aufgeholt. Sie konsumieren nicht mehr so viel.
Strukturelle Probleme in Frankreich und Italien
Zwei der größten Volkswirtschaften in Europa – Frankreich und Italien – haben nach wie vor große strukturelle Probleme. Bislang ist nicht zu erkennen, dass sich das in den nächsten Monaten ändert und die Regierungen große Reformen in Angriff nehmen und vor allem durchsetzen werden. Ein dritter Punkt sind die aktuellen Großkonflikte. Dazu zählen die Spannungen und Wirtschaftssanktionen zwischen der EU und Russland, der Krieg im Nahen Osten, die Bedrohung durch die IS sowie der politische Umbau in der Türkei. All diese Ereignisse verunsichern die Menschen.
Hinzu kommt die geringe Inflationsrate. Im September lag sie europaweit bei 0,3 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit knapp fünf Jahren. Einige Länder kämpfen bereits mit einer Deflation, also sinkenden Verbraucherpreisen. Wie die Unternehmen sehen auch die europäischen Verbraucher die Konjunktur nicht mehr so stabil wie noch im Frühsommer. Im Juni erreichte der GfK Konsumklimaindex für alle 28 Länder der EU mit 9,1 Punkten den höchsten Wert seit April 2008. Seitdem ist er um fast fünf Punkte gefallen. Im September lag er nur noch bei 4,2 Zählern.
Deutschland: Konjunkturerwartung bricht ein
Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich im letzten Quartal deutlich verschlechtert. Da die Menschen von einer deutlich schwächeren Wirtschaftsentwicklung ausgehen, haben sie ihre Einkommenserwartungen etwas gesenkt. Auch die Anschaffungsneigung ist im vergangenen Quartal gesunken. Während sie im Juni den höchsten Stand seit Dezember 2006 erreichte, ist sie seitdem zurückgegangen.
Franzosen erwarten schwache Einkommensentwicklung
Die französischen Verbraucher trauen ihrer Wirtschaft nach wie vor kein Wachstum zu. Die Konjunkturerwartung ist in den vergangenen drei Monaten gesunken und liegt aktuell im negativen Bereich. Auch ihre Einkommen werden weiterhin rückläufig sein – glauben die Franzosen. Der entsprechende Indikator liegt nur leicht über seinem Wert von Juni dieses Jahres. Bei diesen Rahmenbedingungen verspüren die Verbraucher offenbar keine Lust zum Einkaufen. Die Anschaffungsneigung ist rückläufig.
Schottlandreferendum verunsichert britische Verbraucher
Obwohl die Wirtschaft in Großbritannien deutlich wächst, sind die Verbraucher für die nächsten Monate nicht mehr so zuversichtlich wie noch im Juni. Die Konjunkturerwartung ist zurückgegangen, liegt aber noch auf einem sehr guten Niveau. Grund für diesen Rückgang könnte das Referendum über eine Unabhängigkeit Schottlands im September gewesen sein. Da Schottland im Vereinigten Königreich verbleibt und die allgemeinen Wirtschaftsdaten sehr gut sind, ist im Oktober wieder mit einem höheren Wert zu rechnen. Bei ihren Einkommen erwarten die Briten keine Verbesserung. Der Indikator weist den niedrigsten Wert seit Dezember letzten Jahres auf. Lediglich die Anschaffungsneigung konnte zulegen, liegt aber noch im negativen Bereich.
Italiener sehen sich weiterhin in der Krise
In Italien ist die Konjunkturerwartung deutlich gesunken. Auch die Hoffnung auf steigende Einkommen haben die Italiener im Sommer wieder begraben. Während der Indikator im Mai dieses Jahres den höchsten Stand seit Juni 2009 erreicht hatte, fiel er bis September in den Minusbereich. Damit liegt er in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Februar. Einzig die Anschaffungsneigung hat sich verbessert, ihr verzeichnet den höchsten Wert seit Mai 2011.
Spanier glauben an nachhaltigen Aufschwung
Spaniens Wirtschaft wächst seit Anfang dieses Jahres wieder kräftig, wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Inzwischen ist auch bei den Verbrauchern das Vertrauen zurückgekehrt. Sie gehen auch für die nächsten Monate von einer besseren konjunkturellen Entwicklung aus. Die Einkommenserwartung ist hingegen seit Juni leicht gesunken. Der positive Wert besagt jedoch, dass die Spanier von leicht steigenden Einkommen in den nächsten Monaten ausgehen. Ein Grund dafür könnte die inzwischen sinkende Arbeitslosigkeit sein. Noch im negativen Bereich befindet sich die Anschaffungsneigung. Die Verbraucher halten ihr Geld also nach wie vor zusammen und sehen keine Veranlassung, werthaltige Güter anzuschaffen.
(GfK/asc)