Offenbar sehen die Bundesbürger die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten auf einem schwächeren Wachstumskurs. Dies signalisiert der dritte Rückgang der Konjunkturerwartung in Folge. Auch die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung verlieren in diesem Monat, behaupten aber ihr überaus hohes Niveau.
Konjunkturaussichten: dritter Rückgang in Folge
Die Konsumenten sehen die weitere konjunkturelle Entwicklung in Deutschland für die nächsten Monate offenbar etwas verhaltener. Nach einem Minus von 1,8 Zählern im September sinkt der Indikator auf 6,8 Punkte. Dies ist bereits der dritte Rückgang in Folge. Trotz der Verluste bleibt die Konjunkturerwartung klar über der Nulllinie, das heißt über ihrem langjährigen Durchschnittswert von 0 Punkten.
Offenbar zeigt die Brexit-Entscheidung vom Juni inzwischen Wirkung. In den drei Monaten seit dem Referendum ging die Konjunkturerwartung kontinuierlich zurück. So hat bereits die Ankündigung, dass Großbritannien aus der EU austreten wird, die Verunsicherung ansteigen lassen. Dies hat unter anderem auch dazu geführt, dass das ifo-Geschäftsklima im Juli und August ebenfalls gesunken ist. Folglich wurden auch die bisher vorliegenden Prognosen für den Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes in Europa zuletzt etwas zurückgenommen. So sieht die Deutsche Bundesbank in ihrem Konjunkturausblick auch für Deutschland in diesem und im kommenden Jahr ein leicht schwächeres Wachstum als noch vor einigen Monaten.
Zudem sind die Verbraucher sicherlich auch durch die nach den Anschlägen in Bayern bewusster wahrgenommene Terrorgefahr stärker beunruhigt. Eine solche allgemeine Verunsicherung schlägt sich häufig in sinkenden Werten bei der Konjunkturerwartung nieder.
Einkommenserwartung: Auf und Ab setzt sich fort
Das regelmäßige Auf und Ab der Einkommenserwartung findet auch im September seine Fortsetzung. Nach den Zuwächsen im Vormonat büßt der Indikator aktuell 5,7 Punkte ein. Damit werden jedoch die spürbaren Zuwächse von 8,6 Punkten im August nur zu einem Teil wieder zunichte gemacht. Der Einkommensindikator behauptet sich mit 52,6 Zählern oberhalb der 50-Punkte-Marke.
Hinsichtlich ihrer künftigen finanziellen Situation sind und bleiben die Verbraucher somit überaus optimistisch. Und das nicht zu unrecht. Eine sehr stabile Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mit noch zunehmender Beschäftigung sorgt dafür, dass auch die tariflichen Einkommen spürbar steigen. Und vor dem Hintergrund einer sehr niedrigen Inflation verbleibt den Beschäftigten auch real mehr in den Geldbeuteln.
Anschaffungsneigung: im Gleichschritt mit der Einkommenserwartung
Im Sog der Einkommenserwartung ist auch die Anschaffungsneigung in diesem Monat leicht zurückgegangen. Der Indikator sinkt um 4 Punkte auf 53,3 Zähler. Doch auch hier gilt ähnliches wie beim Einkommensindikator: Die Konsumlust weist weiter ein überaus hohes Niveau auf und behauptet sich über der Marke von 50 Punkten.
Auch hier kann man nicht von einer Trendwende sprechen. Die Kauflust bleibt weiter ungebrochen. Solange der Arbeitsmarkt rund läuft und die Arbeitnehmer demnach keine Sorge um ihren Arbeitsplatz haben müssen, dürften die Signale für den Konsum weiter auf grün stehen. Zumal auch der Gegenpol des Konsums, das Sparen, angesichts anhaltend niedriger Zinsen auch künftig einen schweren Stand haben dürfte. Die Europäische Zentralbank signalisiert derzeit klar und deutlich, dass die Zinsen auch in den kommenden Monaten im Keller verharren werden. Dazu trägt auch das zuletzt sogar noch ausgeweitete Anleihekaufprogramm der EZB bei.
Konsumklima trotz leichter Verluste stabil
Für Oktober 2016 prognostiziert der Gesamtindikator 10,0 Punkte nach 10,2 Zählern im September. Dennoch kann man sicherlich von einem stabilen Konsumklima auf gutem Niveau sprechen.
Der aktuelle Rückgang zeigt aber auch, dass die Konsumstimmung nicht völlig immun ist gegenüber einer zunehmenden Verunsicherung, die auch die Konsumenten zu erfassen scheint. Diese Verunsicherung wird in erster Linie durch die bewusster wahrgenommene Terrorgefahr in Deutschland sowie durch die Entscheidung der britischen Bevölkerung genährt, die für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt hat. Welche Folgen dies für die europäische und insbesondere deutsche Wirtschaft haben wird, ist noch völlig unklar.
Dennoch bestätigt GfK die Prognose für 2016, wonach ein Anstieg der realen privaten Konsumausgaben von etwa 2 Prozent erreichbar und realistisch erscheint. Somit bleibt der Konsum eine wichtige Säule der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.