Konsumausgaben steigen auch in der EU

Laut GfK-Prognose werden die Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2014 real um 1,5 Prozent steigen. Für die gesamte europäische Union erwartet GfK einen Anstieg zwischen 0,5 und einem Prozent. Wie der GfK-Vorstandsvorsitzende Matthias Hartmann gestern auf einer Pressekonferenz in Nürnberg erläuterte, legt der private Konsum damit stärker zu als im Vorjahr. Deutlich steigende Umsätze prognostiziert das Marktforschungsinstitut für den Lebensmittelhandel.
Matthias Hartmann,Vorstandsvorsitzender der GfK SE; Matthias Hartmann, Chief Executive Officer (CEO) of GFK SE

Aus Sicht der deutschen Verbraucher sind die Folgen der Finanzkrise zumindest hierzulande überwunden und die Konjunktur wird sich in den nächsten zwölf Monaten weiter positiv entwickeln. Der wirtschaftliche Aufschwung verspricht auch eine anhaltend positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt. Entsprechend groß sind die Hoffnungen der Verbraucher, dass sich dies auch in ihren Löhnen niederschlägt. Der GfK-Indikator für die Einkommenserwartung lag im Januar auf dem höchsten Wert seit 13 Jahren. Angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage denken die Verbraucher, dass es derzeit günstig ist, größere Anschaffungen zu tätigen.

Wer es sich leisten kann, investiert sein Geld gerne in Immobilien. Laut Schätzungen des ifo-Instituts stieg die Zahl der Wohnungsbaufertigstellungen im Jahr 2013 um rund 16 Prozent. Auch Renovierungen liegen im Trend. Laut GfK-Berechnung legten die Ausgaben hierfür im letzten Jahr um fünf Prozent zu, was rund 1,7 Milliarden Euro entspricht. Von der positiven Konsumstimmung profitiert auch die Tourismusindustrie. Die Ausgaben für Urlaubs- und Privatreisen stiegen im letzten Jahr um acht Prozent oder rund 5,9 Milliarden Euro.

Deutsche kaufen weniger zu höheren Preisen

Im deutschen Handel zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Der Lebensmittelhandel und die Drogeriemärkte steigerten im Jahr 2013 ihre Umsätze um 2,7 Prozent. Hauptfaktoren sind die gestiegenen Preise. Die Verbraucher sind bereit, mehr Geld für Qualität und Service auszugeben. Die verkaufte Menge hingegen geht mit einem Minus von 0,5 Prozent nach wie vor zurück. Im Nonfood-Handel, zu dem Segmente wie Textilien, Elektroartikel, Möbel oder Heimwerkerbedarf gehören, stieg der Umsatz im Jahr 2013 um lediglich 0,2 Prozent auf knapp 151 Milliarden Euro. Positiv, wenn auch weniger stürmisch als in den vergangenen Jahren, hat sich der Onlinehandel entwickelt. Er verzeichnete ein Plus von acht Prozent. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Umfeld für den stationären Handel.

In diesem Jahr wird sich der Anstieg der Preise wieder abschwächen. Die europäische Finanzkrise ist zwar noch nicht ganz ausgestanden, die deutschen Verbraucher werden jedoch auch in diesem Jahr ihr Einkaufsverhalten deswegen vermutlich nicht nennenswert verändern. GfK prognostiziert für das Jahr 2014 eine nominale Umsatzsteigerung von 2,3 Prozent im Lebensmittelhandel und den Drogeriemärkten bei einem weiterhin rückläufigen Mengenkonsum. Der Non-Food-Umsatz im Einzelhandel wird voraussichtlich um 0,6 Prozent steigen.

Stabiler Arbeitsmarkt Voraussetzung für gute Konsumlaune

Die zentrale Rolle für das positive Konsumklima spielt der Arbeitsmarkt. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Jahresdurchschnitt 2013 insgesamt 2,95 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Quote von 6,9 Prozent. Wie positiv diese Zahlen zu bewerten sind, zeigt sich bei einem Vergleich mit den Verbrauchern europäischen Nachbarn. Nur in Deutschland sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorkrisenniveau des Jahres 2007 – und zwar um 37 Prozent. Im Gegensatz dazu stieg die Arbeitslosigkeit deutlich, in den Krisenländern Griechenland, Spanien und Irland sogar um das Zwei- bis Dreifache.

Zum ersten Mal seit mehreren Jahren haben sich die Wirtschaftsaussichten weltweit, vor allem aber in Europa, aufgehellt. Trotz der noch sehr schwachen Wirtschaftserholung im vergangenen Jahr sind die deutschen Exporte um drei Prozent gestiegen. In diesem Jahr wird es voraussichtlich ein Plus von vier Prozent geben. Auch die Ausfuhren in die Europäische Union werden wieder zunehmen. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland soll laut EU-Kommission in diesem Jahr um 1,7 Prozent ansteigen, nach 0,4 Prozent im Jahr 2013. Doch nicht nur in Deutschland soll die Wirtschaftskraft wieder stärker zulegen.

Europäer größtenteils optimistisch

Für Europa rechnet die EU-Kommission mit einem Wachstum von durchschnittlich 1,4 Prozent nach einer stagnierenden Entwicklung im vergangenen Jahr. Auch die europäischen Verbraucher teilen diesen Optimismus. Vom letzten Quartal 2012 bis zum vierten Quartal 2013 ist der Indikator der Konjunkturentwicklung in fast allen Ländern zum Teil sehr deutlich angestiegen. Sogar in den Krisenländern Spanien, Portugal und Griechenland rechnen die Menschen mit einem Anziehen der Konjunktur.

Bis sich das Wirtschaftswachstum jedoch in einer Erholung des Arbeitsmarkts niederschlägt, wird es noch bis mindestens 2015 dauern. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der Anschaffungsneigung in Europa. Die Stimmung bei den Verbrauchern hat sich vom vierten Quartal 2012 bis zum vierten Quartal 2013 zum Teil deutlich verbessert. Das Niveau der Konsumneigung in Europa ist noch jedoch deutlich unterdurchschnittlich.

Erstmals seit 2011 realer Anstieg des Konsums

GfK weitet seine Berichterstattung zum Konsumklima aus. Ab sofort ist auch der Gesamtindex GfK Konsumklima für die Europäische Union verfügbar. Der Index gibt die Entwicklung des realen privaten Verbrauchs in Europa wieder. Aktuell liegt er bei 7,1 Punkten. Matthias Hartmann erläutert: „Die EU schätzt, dass der private Verbrauch im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent zurückgegangen ist. Die Entwicklung des Konsumklimas deutet darauf hin, dass 2014 wieder ein steigender Konsum zu verzeichnen sein wird. Wir prognostizieren für die gesamte EU erstmals seit 2011 wieder einen realen Anstieg des privaten Konsums. Er wird zwischen 0,5 und einem Prozent liegen und somit deutlich zum steigenden Wirtschaftswachstum in Europa beitragen. Auch in Deutschland werden die privaten Haushalte mehr ausgeben. Nach unseren Berechnungen wird der private Konsum in Deutschland in diesem Jahr real um 1,5 Prozent steigen.“

(GfK/asc)