Die Zuversicht der Bevölkerung ist umso erstaunlicher, da die meisten Deutschen die Krise in der Euro-Zone durchaus mit großer Sorge verfolgen. Die Mehrheit ist davon überzeugt, dass der schlimmste Teil der Krise noch bevorsteht, und zwei Drittel befürchten, dass die Kosten für die Euro-Rettung Deutschland finanziell überfordern. Doch den Optimismus der meisten Deutschen trüben die Probleme im Euro-Raum bislang nicht. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Wert für Hoffnungen nicht verändert. Die Werte für Befürchtungen und Skepsis sind sogar leicht zurückgegangen.
Zuerst Optimismus, dann Wachstum
Wie in jedem Jahr wage ich auf Basis dieser Zahlen eine Konjunkturprognose für die kommenden zwölf Monate. Und wie in jedem Jahr weise ich auf Berechnungen des Statistik- und Informatik-Professors Karl Steinbuch hin, die er 1979 das erste Mal veröffentlichte. Steinbuch stellte eine Korrelation zwischen der Allensbach-Jahresumfrage und dem Konjunkturverlauf fest. Der Verlauf des Optimismus folge nach Erkenntnissen von Steinbuch wie das Wachstum des Sozialprodukts Zyklen mit einer Dauer von etwa vier bis fünf Jahren und der Optimismus in der Bevölkerung hinke nicht hinter der Konjunktur her, sondern gehe ihr voraus: Zuerst Optimismus, dann Wachstum. Und optimistisch ist die Bevölkerung immer noch. Also prognostiziere ich für 2013 einen Anstieg des Sozialprodukts von 1,5 Prozent. Nicht üppig – aber auch nicht negativ. Eine Rezession, wie von vielen Profi-Wirtschaftsprognostikern befürchtet, wird es wohl nicht geben.
Über den Autor: Gunnar Sohn, Wirtschaftspublizist und Medienberater, ist Chefredakteur des Onlinemagazins Neue Nachricht. Zuvor arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Instituts für Demoskopie Allensbach.