Herr Martens, Sie beraten und trainieren Unternehmen bei der Umstellung ihrer Kommunikation auf gendergerechte beziehungsweise genderneutrale Sprache. Welche Fragen hören Sie dabei am häufigsten?
MICHAEL MARTENS: Wie mache ich es richtig? Was machen die anderen? Und wie nehme ich alle Leute mit? Es gibt aber nicht den einen richtigen Weg. Jedes Unternehmen muss den für sich richtigen Weg selbst finden, der zur eigenen Haltung und zu den Mitarbeiter*innen passt.
Und wie nimmt man alle Leute mit?
Mit Sinn. Mit Verstand. Mit Spaß. Die Menschen müssen verstehen, warum gendergerechte Kommunikation wichtig ist und warum die eigene Organisation sich bewusst für die Umstellung entschieden hat. Das Warum ist entscheidend, wenn sich Menschen und ihre Sprache verändern sollen. Wichtig ist auch, nicht zu überfordern. Es braucht eine positive Fehlerkultur, schließlich geht eine Umstellung dieser Größenordnung nicht von heute auf morgen. Und man sollte locker herangehen. Gerechte Sprache macht Spaß. Es geht nicht darum, Sprache zu verhunzen, sondern darum, neu und kreativ mit ihr umzugehen.
Welche Fehler sollte man während des Prozesses nicht machen?
Der größte Fehler ist, nichts zu tun. Ansonsten sage ich Ihnen lieber, was man machen sollte: Abteilungsübergreifend arbeiten, damit möglichst viele in den Prozess eingebunden sind und nicht eine Person allein die neuen Regeln für alle aufstellt. Ausprobieren und professionelle Unterstützung holen. Und vor allem: Neben Leitlinien Hilfe wie Schulungen, Helpdesks oder webbasierte Trainings anbieten.
Das müssen Sie jetzt sagen.
Ohne diese Dinge wird es nichts oder nur sehr langsam. Jeder Organisation muss klar sein, dass ein solcher Prozess mit Kosten verbunden ist. Für Beratung, aber auch für Trainings, Informationsmaterial, interne Personalressourcen und so weiter.
Dieses Interview ist Teil des Schwerpunktes „Sieg der Sternchen“ zur gendersensiblen Sprache im Printmagazin der absatzwirtschaft, das Sie hier abonnieren können.