Wäre es nicht schön, wenn die Agentur den Kunden blind verstehen und der Kunde der Agentur blind vertrauen könnte? Wäre es nicht wunderbar, wenn die gesamte Kommunikation zwischen den beiden Partnern von gegenseitigem Verständnis und maximaler Wertschätzung durchzogen und von einem gemeinsamen Ziel vielleicht sogar einer gemeinsamen Vision getragen würde?
Das klingt in der Tat idealtypisch und wird eher selten erreicht. Einen Versuch aber ist es wert. Warum? Weil die Ergebnisse besser werden. Nicht nur ein bisschen. Eine gute Beziehung zwischen Kunde und Agentur verändert die Ergebnisse signifikant. Gemeinsam schafft man mehr. Das Budget kann seine Kraft besser entfalten. Effektivität und Effizienz nehmen zu.
Wie versetzt man sich in diesen Zustand? Fangen Sie bei der eigenen Haltung zum möglichen künftigen Partner an.
Mehr ist weniger
Die Wahrscheinlichkeit, den richtigen Partner zu finden, steigt nicht mit der Anzahl der zum Auswahlprozess geladenen Agenturen. Im Gegenteil: sie nimmt ab. Denn sollte man fünf, sieben oder zwölf Dienstleistern im Prozess die gleiche Aufmerksamkeit widmen wie nur dreien? Die Aufmerksamkeit kann nicht groß genug sein. Je mehr Liebe Sie in den Prozess hineinstecken, desto besser wird die Agentur sein, die am Ende der neue Partner ist.
Zeit ist Geld
Das ist eine einfache Binse und dennoch trifft sie zu. Sie erwarten von einem künftigen Agenturpartner zum Kennenlernen mehr als einen Besuch ihres Unternehmenseintrages auf Wikipedia. Zurecht. Aber muss es die dreistufige, fertig ausgearbeitete Kampagne für zwanzig Märkte sein? So etwas kostet Zeit. Und Zeit ist Geld – viel Geld, setzt man den Aufwand für einen Auswahlprozess dieser Art ins Verhältnis zum möglichen Ertrag. Ein klassischer Pitch kostet eine Agentur mindestens 10.000 Euro und manchmal auch bis zu 100.000 EUR (mehr dazu im GWA Frühjahrsmonitor).
Wie lange muss eine Agentur bei einer angenommen durchschnittlichen Rendite von etwa zehn Prozent wohl arbeiten, bis sich diese Investition wieder amortisiert hat? Es gibt so viele andere Wege, den richtigen Partner zu finden – Chemistry Meetings und bezahlte Workshops sind nur zwei der Optionen. Für einen solchen Prozess selbst einen relevanten Betrag in die Hand zu nehmen, schützt auch Sie vor Fehlentscheidungen, Versanden von Prozessen und Einmischung von Dritten.
Ich weiß was, was du nicht weißt
Seien Sie froh, wenn Ihre Agentur mehr weiß, mehr kann und sich mehr zutraut als Sie selbst. Dann haben Sie die richtige Agentur für die großen Herausforderungen gefunden. Eine verlängerte Werkbank für die eigenen Ideen ist ein außerordentlich legitimes Suchraster. Dafür brauchen Sie aber keine Agentur. Das bekommen Sie mit eigenen Kollegen – fest oder frei – friktionsfreier umgesetzt. Ein guter Agenturpartner will Sie herausfordern, genau wie er von Ihnen herausgefordert werden will. Nur so entsteht Herausragendes – kreativ oder einfach „nur“ effizient. Warum die Leadagentur dafür noch immer der richtige Partner ist, lesen Sie in meiner früheren Kolumne.
Auf der Konferenz „Der Weg zur richtigen Agentur“ am 23. Mai in Düsseldorf erhalten Sie Insights und Lösungsansätze zur Agenturauswahl aus erster Hand von Unternehmensberatern, Marketingverantwortlichen und Agenturexperten.
Diese Kolumne entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der Kommunikationsagenturen (GWA). Der GWA-Präsident Benjamin Minack (ressourcenmangel) und die Vorstandsmitglieder Anke Peters (thjnk) und Tobias Spörer (elbkind) schreiben hier regelmäßig für die absatzwirtschaft zum Thema Kunde-Agentur-Beziehung.