Man stelle sich nur mal vor, Frauen müssten im Kino mehr bezahlen – oder beim Autokauf. Frei nach dem bekannten Bestseller: „Warum Frauen nicht einparken können und beim Autokauf mehr bezahlen müssen.“ Nur die Friseurbranche beherrscht es, dieses absolute No-Go der geschlechtsspezifischen Preisdifferenzierung aufrecht zu erhalten.
Ein Gang durch Frankfurts Innenstadt offenbarte aber neulich, dass es beim Friseur Preismodelle geben kann, von denen sich selbst gestandene Pricingmanager noch eine Scheibe abschneiden können.
Dass Kundenloyalität irgendwie mit Pricing verbunden werden kann, hat man ja schon mal gelesen. Eine perfekte Umsetzung findet sich aber in diesem Friseursalon: Die Preise werden danach gestaffelt, ob man innerhalb von fünf Wochen, von sieben Wochen oder nach sieben Wochen wieder kommt. Je häufiger man kauft, desto günstiger wird es also.
Zusätzlich werden auch noch verschiedene Ausbildungsstufen der Stylisten unterschiedlich bepreist. Fast das Dreifache des Basispreises ist zum Beispiel für den „German Creative Director“ fällig.
Dass man für den Master Stylist mehr bezahlt als für den Student Stylist, ist ebenfalls noch einsichtig. Nur dass man mehr dafür bezahlen soll, um vom Management Team geschnitten zu werden, erscheint eher kontraintuitiv. Aber vielleicht haben Friseure dann am Ende doch eine andere Vorstellung von Management als klassische Pricing Manager. 😉
Über den Autor: Prof. Dr. Oliver Roll ist Inhaber des Lehrstuhls für Internationales Marketing und Preismanagement an der Hochschule Osnabrück. Parallel ist er akademischer Beirat der Unternehmensberatung Prof. Roll & Pastuch – Management Consultants (R&P).