Ich lese gern Briefe mit Neuigkeiten. Aber ich kann die regelmäßigen Newsletter eines bekannten Versenders von Spielwaren im Internet nicht mehr sehen, auch wenn ich meinem Patenkind vor Weihnachen noch eine Eisenbahn bestellt hatte. Auch noch so günstige Reiseangebote in den Süden interessieren mich nach meinem Urlaub erst einmal nicht und täglich 20 Seiten Newsletter als angeblich komprimierte Tageszeitung sprengen sowohl mein Zeitbudget als auch das für Papier und Toner.
Das Ergebnis: Ich verfahre mit einem Newsletter in meiner Mailbox mittlerweile genau wie mit der schnöden Werbesendung im Briefkasten – beide wandern in der Regel ungeöffnet in den Papierkorb. Was von Pionieren des Internetmarketings wie Seth Godin einmal als „Permission Marketing“ also antizipierte, persönliche und relevante Kommunikation und damit als die Zukunft des Marketings aufgezeigt wurde, ist zu einer schieren Flut von Bits und Bytes, zu Datenmüll und gewöhnlichem Ramsch verkommen. Haben die Marketer also das Internet immer noch nicht verstanden?
In einer repräsentativen Befragung von Internetnutzern und einer weiteren unter Profis auf der Internet World in Berlin hat Emind@emnid nachgefragt. Das Ergebnis zeigt, dass die vermeintlichen Experten den Wert Ihrer Botschaften und das Interesse der Adressaten deutlich überschätzen. Während Aussteller und Fachbesucher meinen, dass sich eine unaufgeforderte Werbemail zumindest bei 7 Prozent der Onliner lohne, ist das Urteil der Empfänger vernichtend: 99 Prozent lesen diese Nachrichten nicht. Nahezu jeder vierte Onliner (24 Prozent) lehnt Werbemails, ob mit Permission oder ohne, single, double oder sonst was Opt-In, generell ab. Klick und weg, so einfach ist das!
Auch wenn es den an die Gießkanne gewöhnten Werbern schwer fällt, im Internet hilft viel nicht unbedingt viel. Im Gegenteil: eine Erhöhung des Werbedrucks birgt die Gefahr negativer Auswirkungen auf das Unternehmensimage bis hin zur Totalverweigerung durch den Konsumenten in sich. Es kommt demzufolge nicht auf eine permanente, sondern auf die richtige Präsenz in den Mailboxen an. Persönliche Relevanz, der richtige Zeitpunkt und die Kenntnis der Interessen und Bedürfnisse der Kunden sind hierfür gefragt. Spielsachen kaufe ich für mein mittlerweile ein Jahr älteres Patenkind wieder zu Weihnachten, im nächsten Urlaub möchte ich am liebsten mal in die Berge und die Zeitung kaufe ich mir an gewöhnlichen Tagen doch lieber am Kiosk.
Das alles könnten Sie, liebe Anbieter, von mir jederzeit erfahren. Sie müssen mich nur fragen. Und da hat Emind@emnid glatt eine positive Nachricht für Sie: Immerhin jeder fünfte Internetnutzer würde der systematischen Sammlung und Speicherung von Daten zu seiner Person, seinen Interessen und Bedürfnissen sowie in Folge konkreten Angeboten zustimmen. Hier waren die Profis in ihrer Prognose ausnahmsweise mal deutlich pessimistischer.
Private Internetnutzer lesen in der Regel |
Profis |
Nutzer |
… unaufgeforderte Werbe-eMails |
7 Prozent |
1 Prozent |
… eMails von Firmen, bei denen sie Kunde |
34 Prozent |
29 Prozent |
grundsätzlich keine Akzeptanz von eMails zu |
20 Prozent |
24 Prozent |
Systematische Sammlung personenbezogener |
13 Prozent |
20 Prozent |
Befragt wurden rund 300 Aussteller und Fachbesuchern auf der InternetWorld Messe in Berlin zwischen dem 4. und 6. Juni 2002 sowie rund 1000 Internetnutzern im eMind@emnid Onlinepanel AskQ! (Mai/Juni 2002). Die Ergebnisse der Nutzerbefragung sind repräsentativ für die Nutzer des Internets in Deutschland und somit hochrechenbar.
>Zur Emnid-Exklusiv-Umfrage Januar 2002
>Zur Emnid-Exklusiv-Umfrage Februar 2002
>Zur Emnid-Exklusiv-Umfrage März 2002
>Zur Emnid-Exklusiv-Umfrage April 2002
>Zur Emnid-Exklusiv-Umfrage Mai 2002
>Zur Emnid-Exklusiv-Umfrage Juni 2002
Autor: Frank Wagner
Emind@emnid ist die Internetforschung von TNS EMNID, einem der führenden Markt-, Media- und Meinungsforschungsunternehmen Deutschlands. Neben der Durchführung von Onlinebefragungen hat sich eMind@emnid auf Forschung rund um das Netz, die Motive für dessen Nutzung und Nichtnutzung sowie Nutzer-und Nichtnutzerstrukturen spezialisiert.