Praktisch ist es ja, wenn Kleidung mitdenkt, aber die Gefahr ist auch: Ihr Shirt fängt an viele Daten zu sammeln. Praktisch ist: Wenn Sie unterwegs sind, müssen Sie nicht mehr nach Ihrem Smartphone suchen, um einen Anruf entgegenzunehmen. Das macht nun die High-Tech-Levis-Jacke. Diese wurde 2017 in Zusammenarbeit zwischen Levis und Jacquard by Google hergestellt und ist das beste Beispiel für tragbare Tech-Kleidung. Was kann die Jeansjacke also? Die Jeansjacke hat ein kleines, drahtloses Etikett an einer Manschette und verbindet die Jacke mit einem Smartphone. Das leitfähige Garn, das in das Kleidungsstück eingewebt ist, wirkt wie ein Touchscreen, so dass Sie über die Manschette „wischen“ können.
Der Knopf an der linken Manschette soll wie ein Armband aussehen, erinnert aber eher an ein Sicherheitsetikett. Der schwarze Knopf enthält ein drahtloses Radio, eine Batterie, einen Prozessor und ist mit einem speziellen Garn gewebt, das von Ivan Poupyrev und ihrem Team, bestehend aus Google-Wissenschaftlern (lesen Sie dazu auch „Das Jacquard-Projekt von Google), entworfen wurde. So wird die Jacke zum Touchscreen. Die Technologie verbindet sich schon beim Anziehen mit dem Smartphone durch eine App.
„Daten sammeln ist grundsätzlich sinnvoll“
Doch ist intelligente Kleidung wirklich die Zukunft? Prof. Wilhelm Stork, Institutsleiter am Institut für Technik der Informationsverarbeitung und Direktor des Bereichs Sensor Engeneering in Karlsruhe, weiß: „Intelligente Kleidung vom textilen Puls-Brustgurt oder entsprechendem T-Shirt sowie intelligente Schuhe gibt es bereits. Doch eine breite Anwendung ist bislang noch nicht da, wird aber wahrscheinlich kommen. Zeitraum würde ich wohl vielleicht auf 5-10 Jahre schätzen.“ Doch zurzeit ist diese Kleidung nicht wirklich bequem oder praktisch. Auch die Gefahr, seine kompletten Daten an jemand anderen abzugeben, steht im Raum. Stork dazu: „Intelligente Kleidung ist nur dann sinnvoll, wenn sie Daten sammelt, so dass aus diesen Daten nützliche Informationen für den Nutzer gezogen werden können, die er dann für Biofeedback, Training etc. verwenden kann. Eine Übertragung ins Netz ist dazu nicht nötig. Derzeit werden die teilweise sehr billigen Wearables durch diese Datensammlung finanziert. Man könnte sich auch teurere Systeme kaufen, die ihre Daten nicht in Netz senden. Daten sammeln ist grundsätzlich sinnvoll, allerdings sollte man sich überlegen, wer Zugriff auf diese Daten bekommen soll – sie google und Co. einfach zu überlassen ist sicher keine gute Idee.“
Vernetzte Kleidung ist zurzeit eher etwas für einen bestimmten Personenkreis und nicht für die breite Masse: Zunächst sehen Experten die Hauptanwendungen beim Sport und in der Medizin oder bei der Reha.