KI: Zwischen Vorurteil und Inklusion 

Künstliche Intelligenz kann Diskriminierung verstärken, bietet aber auch Chancen für mehr Inklusion. Wie finden wir den richtigen Weg?
Jens Polomski KI Design
Jens Polomski unterstützt Unternehmen dabei, generative KI effektiv einzusetzen. (© privat/ Montage: Olaf Heß)

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst Teil unseres Alltags. Sie beeinflusst Entscheidungen bei Kreditvergaben, Bewerbungsverfahren und in der Kommunikation. Während KI dabei das Potenzial für Inklusion bietet, verstärkt sie oft bestehende Vorurteile.  

Diskriminierung durch KI 

Ein Beispiel aus dem Bankwesen zeigt, dass KI-Systeme Frauen bei der Kreditvergabe schlechter bewerteten als Männer. Die Algorithmen griffen auf historische Daten zurück, die Männer bevorzugten. Frauen wurden dadurch benachteiligt, obwohl ihre Qualifikationen vergleichbar waren. 

Ein weiterer Fall betrifft einen digitalen Bewerbungsassistenten, der Unterlagen von Frauen systematisch aussortierte. Die Ursache lag in Daten, die zeigten, dass ähnliche Positionen zuvor meist von Männern besetzt waren. Diese Verzerrungen perpetuieren Ungleichheiten. 

Auch Chatbots können diskriminierende Inhalte übernehmen, wenn sie mit problematischen Konversationen gefüttert werden. Diese Beispiele verdeutlichen die Risiken, wenn KI nicht sorgfältig überwacht wird. 

Chancen für Inklusion 

Allerdings bietet KI auch viele Möglichkeiten zur Förderung von Inklusion. Sie kann zum Beispiel Menschen mit Sehbehinderung helfen, indem sie Texte und Objekte erkennt und beschreibt. Eine Technologie wie Be My Eyes unterstützt Menschen mit Sehbehinderungen, indem sie Dinge im Blickfeld der Smartphone-Kamera beschreibt und identifizierbar macht. 

Durch Spracherkennung und Echtzeitübersetzung erleichtert KI die Kommunikation für Menschen mit Hör- oder Sprachbehinderungen. So ermöglicht etwa die KI-gestützte Gebärdensprachübersetzung, dass gehörlose Menschen an Videokonferenzen teilnehmen können, indem Gebärdensprache in Text oder gesprochene Sprache übersetzt wird. Die automatische Übersetzung von Texten in Leichte Sprache macht Informationen für viele zugänglicher, da komplexe Texte in einfachere und leicht verständliche Versionen umgewandelt werden. 

Im Bildungsbereich ermöglicht KI personalisierte Lernangebote, die individuell auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten sind. Dies kommt insbesondere Menschen zugute, die im traditionellen Bildungssystem benachteiligt sind, wie etwa Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderen besonderen Bedürfnissen.  

KI als Chance und Herausforderung 

KI hat also das Potenzial, unsere Gesellschaft gerechter und inklusiver zu machen. Doch dieses Potenzial kann nur ausgeschöpft werden, wenn wir bewusst und aktiv gegen die Risiken der Diskriminierung vorgehen. Es braucht klare ethische Leitlinien, gezielte Schulungen und eine kontinuierliche Überprüfung von KI-Systemen, um sicherzustellen, dass Vorurteile minimiert und faire Entscheidungen getroffen werden. Mit den richtigen Maßnahmen und einer engagierten gesellschaftlichen Haltung kann KI nicht nur Gleichberechtigung fördern, sondern auch innovative Lösungen für Herausforderungen unserer Zeit bieten. Die Verantwortung, diesen Weg zu gehen, liegt bei uns allen. 

Jens Polomski ist KI-Stratege. Der Kolumnist unterstützt Unternehmen dabei, generative KI einzusetzen und zu verstehen.