KI-Start-ups für die Energiewende, Folge 3: Denkweit 

Batterien gelten als unverzichtbar für die Energiewende. Unter Start-ups ist der Wachstumsmarkt heiß umkämpft. Wir stellen drei vielversprechende Gründungen vor. Heute: Denkweit.
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Mit ihrer Sensortechnologie und KI messen die Gründer*innen berührungslos elektrische Ströme und stellen deren dreidimensionales Magnetfeld dar. (© Denkweit)

Wer Dominik Lausch nach seinem Geschäftsmodell fragt, erhält eine Erklärung, in der Vektorpfeile vorkommen, zirkuläre Magnetfelder und X-, Y- und Z-Komponenten. Der Geschäftsführer von Denkweit ist eben Physiker, ebenso wie Kai Kaufmann und Markus Patzold, mit denen er seit fünf Jahren die Firma Denkweit aufbaut – als Ausgründung aus dem Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS.  

Die drei Wissenschaftler entwickelten dort eine Sensortechnologie, die berührungslos elektrische Ströme messen und deren dreidimensionales Magnetfeld darstellen kann. Mit Hilfe von KI werden diese Muster blitzschnell ausgewertet – die Netzwerkarchitektur, die das ermöglicht, haben die Wissenschaftler ebenfalls selbst entwickelt.  

Fehleranalyse schon in der Produktionslinie 

Schäden an Batteriezellen können so schon während der Produktion von Elektroautos entdeckt werden. „Wir sind die einzigen, die das machen“, sagt Lausch.  

Das hat der Firma mit Sitz in Halle an der Saale früh einen Platz im Start-up-Förderprogramm von Volkswagen eingebracht und das Interesse großer Automobilzulieferer wie Webasto – beide zählen zu den ersten Anwendern der Technik. Dass der Vertrieb trotz der Anfangserfolge nur langsam Fahrt aufnimmt, erklärt Lausch mit den schwerfälligen Prozessen der Branche: Um Bestandteil einer Produktionslinie zu werden, muss die Technik ausgeklügelte Standards erfüllen. Da seien die Konzerne „Sklaven ihrer eigenen Regeln“.  

Immerhin beschäftigt Denkweit, das sich aus eigener Kraft finanziert, inzwischen 20 Mitarbeiter*innen und ist in der Branche so bekannt, dass die Firma bislang auf ein formelles Sales & Marketing verzichtet – „wir leben ausschließlich von Netzwerken“ (Lausch). Wichtig sind auch Fachmedien wie „Ingenieure.de“ oder „Automobilproduktion“, die gern über das Fraunhofer-Spinn-off berichten.  

Deutsche Mittelstandstechnologie für den Weltmarkt 

In die Zukunft blickt Lausch optimistisch: Durch ChatGPT wachse auch die Akzeptanz KI-basierter Lösungen wie der ihren enorm. „Was wir gebaut haben, öffnet uns den Weltmarkt“, sagt er. Derzeit verhandeln die Gründer mit Distributoren, die darauf spezialisiert sind, deutsche Mittelstandstechnologie im Ausland zu vermarkten.  

Und selbst wenn es mit dem Batteriemarkt nicht so laufen sollte: Denkweit hat noch ein zweites Standbein, eine KI-basierte Objekt- und Bilderkennung, die individuell an Kundenwünsche angepasst und als Software-as-a-Service vertrieben wird. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. 

(mat) führte ihr erstes Interview für die absatzwirtschaft 2008 in New York. Heute lebt die freie Journalistin in Kaiserslautern. Sie hat die Kölner Journalistenschule besucht und Volkswirtschaft studiert. Mag gute Architektur und guten Wein. Denkt gern an New York zurück.