KI-Start-ups für die Energiewende, Folge 1: Twaice

Batterien gelten als unverzichtbar für die Energiewende. Unter Start-ups ist der Wachstumsmarkt heiß umkämpft. Wir stellen drei vielversprechende Gründungen vor. Heute: Twaice.
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Die KI-basierte Plattform von Twaice will Schäden in Batterien frühzeitig erkennen. (© Twaice)

Für die Batterieanalytik ist KI eine kleine Revolution: Sie verkürzt Prozesse auf wenige Sekunden, die früher Wochen oder Monate gedauert haben. So unterschiedlich die technischen Ansätze, so ambitioniert die Gründer*innen, denn: Ohne eine effiziente Speichertechnologie kann die Transformation hin zu einer klimaneutralen Volkswirtschaft kaum gelingen.  

Die drei Hauptziele dabei sind: die Betriebsoptimierung, die möglichst gute Ausnutzung der gespeicherten Energie – auch für eine Zweit- oder Drittverwendung der Batterien – und die frühzeitige Erkennung von Schäden. Letztere ist wichtig, um seltenen, aber schwer zu löschenden Batteriebränden vorzubeugen.  

Garantie mit Rückversicherung 

Schon der Pilotkunde des Softwareentwicklers Twaice Technologies, der Manager eines Nutzfahrzeugherstellers, soll ausgerufen haben: „Ihr habt genau die richtige Lösung für uns!“ Mit dieser Meinung war er offenbar nicht allein. Seit seiner Gründung im Jahr 2018 hat das Münchner Start-up einen steilen Aufstieg hingelegt und beschäftigt heute mehr als 120 Mitarbeiter*innen. Die KI-basierte Plattform von Twaice analysiert den sogenannten State of Health von Batterien und leitet daraus Vorhersagen über deren Lebensdauer ab.  

Eine Spezialität des Teams ist auch die Absicherung von Garantieversprechen, die Autohersteller auf ihre Batterien geben. „Es ist ein hybrider Ansatz basierend auf Felddaten: Das Verhalten der Batterien wird mit Künstlicher Intelligenz modelliert und, falls nötig, mit Messdaten aus dem Labor ergänzt“, sagt Lennart Hinrichs, Vice President Marketing & Strategic Partnerships. Die digitalen Zwillinge, die so entstehen, modellieren zudem unterschiedliche Lade- und Fahrgewohnheiten oder Wetterbedingungen. Hinrichs ist überzeugt, dass Twaice einen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern hat, die sich an ähnlichen Lösungen versuchen: „Wir waren die Ersten im Markt und bilden die gesamte Software-Suite ab.“  

BMW, Daimler und Porsche als Kunden 

Zu den Kunden von Twaice zählen große Marken wie BMW, Daimler und Porsche. Ihnen ein Maximum an Sicherheit zu bieten, ist zentrales Ziel auch des Marketings. Deshalb sichert das Start-up die Genauigkeit seiner Ergebnisse durch eine Police der Munich Re ab – eine Novität in der jungen Branche. Punkten kann das Unternehmen überdies mit einem Gütesiegel für Cybersicherheit in der Autoindustrie, und es gibt eine Kooperation mit dem Tüv Rheinland bei der Batteriebewertung von E-Autos.  

Die Gründer Michael Baumann und Stephan Rohr forschten bereits gemeinsam am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München – ihr Netzwerk öffnet Twaice viele Türen. Neben Messen und Konferenzen spielen Webinare zu Spezialthemen eine wichtige Rolle fürs Marketing, etwa zu „Batteriealterung als Herausforderung für den Kundendienst“. Der Informationsbedarf in der Branche sei riesig, sagt Hinrichs: „Selbst bei nischigen Themen haben wir schon mal über tausend Anmeldungen.“  

(mat) führte ihr erstes Interview für die absatzwirtschaft 2008 in New York. Heute lebt die freie Journalistin in Kaiserslautern. Sie hat die Kölner Journalistenschule besucht und Volkswirtschaft studiert. Mag gute Architektur und guten Wein. Denkt gern an New York zurück.