KI könnte deutschem Einzelhandel zehn Milliarden Euro bringen

Führungskräfte sehen durch KI Produktivitätssteigerungen im Einzelhandel. Das hat eine aktuelle Umfrage ergeben. Allerdings stehen dem Einsatz von KI Hürden gegenüber.
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Durch generative KI-Tools könnte im Einzelhandel in der Spitze ein Produktivitätswachstum von geschätzt 1,3 Prozent pro Jahr erreicht werden. (© Unsplash)

Eine aktuelle Umfrage der IW Consult, die im Auftrag von Google durchgeführt wurde, hat das Potenzial generativer Künstlicher Intelligenz (KI) für den deutschen Einzelhandel untersucht. Laut den Ergebnissen könnte die Bruttowertschöpfung der Branche um bis zu zehn Milliarden Euro steigen, wenn mindestens die Hälfte der Unternehmen KI-basierte Tools einsetzen würden.

Bei der Studie wurden Führungskräfte zu den tatsächlichen und erwarteten Effekten des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Handel befragt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass der Einsatz von KI die Produktivität im Einzelhandel um jährlich bis zu 1,3 Prozent steigern könnte. So gaben 32 Prozent der Befragten an, dass Künstliche Intelligenz bereits zu einer verbesserten Produktivität in ihren Betrieben geführt hat. Zudem sehen 38 Prozent positive Auswirkungen auf neue Ideen und deren Umsetzung.

Allerdings hinkt der Einzelhandel im Vergleich zur Gesamtwirtschaft hinterher. In anderen Branchen liegen die Zahlen für KI-bedingte Produktivitätssteigerungen etwa 20 Prozentpunkte höher.

Befragte erwarten Produktivitätssteigerung im Einzelhandel

Trotz der zurückhaltenden Entwicklung zeigt sich der Einzelhandel für die kommenden Jahre optimistisch. 70 Prozent der Führungskräfte erwarten, dass KI die Produktivität weiter steigern wird. Besonders im Onlinehandel sind die Erwartungen hoch: Hier rechnen die Verantwortlichen mit einem deutlich größeren Effekt als im stationären Handel.

Jedoch stehen dem Einsatz von KI auch Hürden gegenüber. Insbesondere das Fehlen von digitalen Kompetenzen sowie Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer umfassenden KI-Strategie erschweren die Implementierung der Technologie. 36 Prozent der Führungskräfte im stationären Handel wissen laut der Studie nicht, wie sie mit dem Einsatz von KI beginnen sollen.

Auswirkungen auf Beschäftigung durch KI

Laut den Forschern wird KI vor allem administrative Aufgaben im Handel verändern. Rund 100.000 Beschäftigte könnten von KI-bedingten Umwälzungen betroffen sein. Weitere 1,4 Millionen Mitarbeiter*innen werden durch Künstliche Intelligenz unterstützt, etwa bei der Analyse von Verkaufsdaten oder der kreativen Präsentation von Produkten. Für manuelle Tätigkeiten wie das Auffüllen von Regalen sehen die Expert*innen hingegen nur einen geringen Automatisierungseffekt. Diese Aufgaben, die etwa 39 Prozent der Arbeitsplätze im Einzelhandel ausmachen, gelten als schwer automatisierbar.

Die Studie zeigt auch, dass Künstliche Intelligenz im Einzelhandel derzeit vor allem für die Datenanalyse genutzt wird. Anwendungen wie dynamische Preisoptimierung und die Verbesserung von Logistikprozessen spielen eine zentrale Rolle. Darüber hinaus kommt KI in Marketing und Vertrieb zum Einsatz, etwa zur Personalisierung von Werbung und der Kundenansprache. Weitere Bereiche sind die Nutzung von Chatbots zur Informationsbeschaffung und die Unterstützung beim Verfassen von Dokumenten.

Die Untersuchung ist Teil einer fortlaufenden Reihe von Studien zum Einsatz intelligenter Technologien in verschiedenen Branchen, die Google in Zusammenarbeit mit der IW Consult durchführt. Berichte über den öffentlichen Dienst und die Automobilwirtschaft sind in Planung.

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.