Frau Lehm, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt?
Wir haben bei uns im Newsroom ChatGPT 4.0 für alle Mitarbeitenden verfügbar gemacht. Ich persönlich nutze es für die Vorstrukturierung von Präsentationen oder auch für Zusammenfassungen von umfangreichen Texten. Ansonsten arbeite ich mit Unterstützung einer Kollegin gerade an einem eigenen Avatar, mit dem ich in HeyGen selbst kurze Videos erstellen kann. Das wird spannend. Avatare liegen ja gerade im Trend.
In welcher Weise setzt die Sparkassen-Finanzgruppe KI in der Kommunikation ein?
Größere Schritte sind wir schon in den Bereichen Content-Erstellung und Research gegangen. Hier erstellen wir mithilfe von KI Video-Content für Social Media oder lassen Artikel für die Homepages in Leichte Sprache oder in Fremdsprachen übersetzen – bevor Kolleginnen und Kollegen ihnen den letzten Schliff geben. Unser Market Research Team bereitet in kürzester Zeit umfangreiche Wettbewerbsanalysen auf oder testet Kreationen mithilfe von KI. Hier lässt sich hoher manueller Aufwand zum Teil deutlich reduzieren. Zudem profitieren wir von einem systematischen Einsatz von Google Analytics 4.0. Innerhalb eines halben Jahres hat sich dadurch die Kampagnenleistung signifikant verbessert. Die Conversion-Rates sind um 57 Prozent gestiegen, bei gleichzeitig um 36 Prozent gesunkenen Kosten pro Conversion.
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Team die Arbeit erleichtert?
Ein heute noch sehr aufwändiger Prozess steht hinter der Erstellung von Artikeln für sparkasse.de – unserer zentralen Plattform für Finanzfragen. Von der Recherche bis zur Ausspielung sind in der Redaktion insgesamt 16 Schritte zu gehen. Hier setzen wir n8n ein, ein Automatisierungstool, das verschiedene Apps und Dienste wie Jira, OpenAI, Strapi oder Slack miteinander verbindet. Dadurch können wir 9 der 16 Arbeitsschritte automatisieren. Anstatt Daten von A nach B zu schieben, können unsere Mitarbeitenden ihre Zeit stattdessen in kreative Arbeiten stecken.
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären?
Die rechtlichen und ethischen Fragen sind komplex. Fragen zur Haftung oder zum Urheberrecht sind natürlich relevant für unsere Arbeit. Auch auf ethische Aspekte zur Wahrung von Grundrechten oder dem Schutz der Privatsphäre kommt es an. Insgesamt sollte KI jedoch zuerst einmal als Chance gesehen werden, die zu Qualitätsverbesserungen und neuen Angeboten beitragen kann. Es muss Spaß machen, mit der Technologie zu experimentieren.
Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also wofür wird es immer das menschliche Hirn brauchen?
KI kann uns in vielen Bereichen unterstützen, zum Beispiel Analysedaten zuliefern, Kreativprozesse bereichern oder die Produktion von Assets verkürzen. Auch in der Ausspielung von Inhalten ist noch viel möglich. Aber der Mensch muss gestaltende Kraft bleiben und die Zügel in der Hand halten, sozusagen „Human-in-the-Loop“ als Qualitätsfaktor. Ein ordentliches Briefing oder eine Kontrolle von Ergebnissen sind und bleiben erst einmal elementar. Alles andere finde ich aktuell schwer vorhersagbar.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Alle bisher erschienen Folgen unserer Interview-Serie über KI im Marketing lesen Sie hier.