KI im Marketing bei Trigema 

Am heutigen Dienstag startet die ikonische Trigema-Werbung mit dem Affen Charly ins KI-Zeitalter. Was das für das Unternehmen bedeutet, erklärt Trigema-Chef Wolfgang Grupp Junior in Teil 39 unserer KI-Serie.
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Wolfgang Grupp Junior ist Geschäftsführender Gesellschafter bei dem Bekleidungshersteller Trigema. (© Trigema)

Herr Grupp, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt? 

Ich nutze KI regelmäßig, um Texte zu korrigieren oder für organisatorische Aufgaben, wie zum Beispiel die Erstellung von Ablaufplänen. Dabei dient mir KI als wertvolles Hilfsmittel zur Überprüfung, allerdings sehe ich sie nur als Unterstützung und Orientierung. Es ist entscheidend, die Eingaben (Prompts) präzise zu formulieren und die Ergebnisse sorgfältig zu überprüfen, um sie anschließend an die eigenen Anforderungen anzupassen, sodass es authentisch und ehrlich bleibt. 
 
In welcher Weise setzt Trigema KI im Marketing ein? 

Wir stehen aktuell am Anfang der Implementierung von KI im Marketing. Hier sind zwei Beispiele: In unserer neuen Werbekampagne wird unser Trigema Affe Charly ein KI-Fashion-Influencer. Der Affe ist vollständig mit generativer KI erstellt. Das bedeutet: größtmöglicher kreativer Spielraum, Flexibilität, Geschwindigkeit. Charly wird für die Trigema-Werte einstehen, aber auch gewissermaßen ein Eigenleben entwickeln. Die neue Kampagne wird am heutigen Dienstag vor der Tagesschau in der Best-Minute gelauncht.  

Ein weiteres Beispiel ist unser 3D-Produktentwicklungsprogramm: Dabei untersuchen wir derzeit, ob ein KI-Bildgenerator durch die Entwicklung von 3D-Modellen möglicherweise die Erstellung von einzelnen, einfachen Fotos übernehmen kann. 

Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert? 

Unsere neue Werbekampagne mit dem KI-Fashion-Influencer Charly wäre ohne den Einsatz von KI nicht realisierbar. Die Kosten und der Zeitaufwand für ein traditionelles 3D-Rendering wären zu hoch. Dank KI können wir unseren Affen Charly in völlig neuen Perspektiven darstellen, anstatt ihn nur als Tagesschausprecher einzusetzen.  

Ein potenzieller KI-Bildgenerator erhöht zudem die Effizienz, da die Entwicklungszyklen deutlich verkürzt werden. So entlasten wir unsere Mitarbeitenden, die dadurch mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben haben, die nicht durch KI ersetzt werden können. 

 
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären? 

Ich bin sicherlich kein Experte im Bereich KI, dennoch sehe ich persönlich die Datenverzerrung als eine große Herausforderung. Es besteht die Gefahr, dass die KI Ergebnisse liefert, die nicht der Realität entsprechen, aber dennoch als wahr angenommen werden. Besonders in Unternehmen müssen klare Strukturen geschaffen werden, um sicherzustellen, dass KI zwar als unterstützendes Hilfsmittel dient, die Ergebnisse jedoch stets überprüft und an die Werte sowie die Authentizität des Unternehmens angepasst werden. 

 
Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also wofür wird es immer das menschliche Hirn brauchen? 

KI wird die Arbeitswelt revolutionieren. Das Potenzial ist enorm, insbesondere wenn die Quantenmechanik vollständig ausgereift ist. Dennoch ist es entscheidend, dass der Mensch die dahinterliegenden Prozesse weiterhin versteht und hinterfragt. Andernfalls riskieren wir, in einer Welt zu leben, die von KI gesteuert wird – und die Risiken, die daraus entstehen, sind offensichtlich.  

Das Interview wurde schriftlich geführt.  


Alle bisher erschienenen Folgen der Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier. 

Laura Schenk (ls, Jahrgang 2002) ist seit August 2023 Werkstudentin bei der absatzwirtschaft und hat immer Lust, sich neuen Themenbereichen zu widmen. Eine besondere Vorliebe hat sie für kubistische Malerei und das Schreiben in all seinen Formen. Ihrer Heimatstadt Leipzig hat sie 2023 sogar einen Kurzgeschichtenband gewidmet. Sie studiert dort Kommunikations- und Medienwissenschaft und engagiert sich crossmedial bei Lokalzeitungen und beim Radio.